Archäologie Englischer Bauer entdeckt römisches Mosaik unter seinem Acker

Mosaikfund in der mittelenglischen Grafschaft Rutland
Foto: Ulas / dpaÜberreste der römischen Kultur verorten die meisten nicht unbedingt in Großbritannien, sondern eher weiter südlich. Doch einst reichte der lange Arm des römischen Imperiums bis auf die Insel – und das weit bis ins 4. Jahrhundert nach Christus. In Londons Untergrund, zur Zeit der Römer Londinium genannt, finden sich heute noch Spuren der einstigen Besatzer.
Einen besonderen Fund machte ein britischer Bauer während des Corona-Lockdowns im vergangenen Jahr. Auf seinem Feld entdeckte er ein römisches Mosaik und die Überreste einer Villa. Darauf verständigte er Wissenschaftler, die den Fund systematisch ausgruben und dokumentierten. Bei den Ausgrabungen in der mittelenglischen Grafschaft Rutland wurden auch menschliche Knochen gefunden.
Es handle sich um die aufregendste Entdeckung eines römischen Mosaiks in Großbritannien seit hundert Jahren, sagte John Thomas von der Universität Leicester, und das erste dieser Art. Die Ruinen stellten zudem ein hervorragend erhaltenes Beispiel einer Villa dar.
Das elf mal sieben Meter große Mosaik habe vermutlich als Fußboden eines Esszimmers gedient, teilte die Denkmalpflegebehörde Historic England am Donnerstag mit. Mosaike wurden in einer Vielzahl privater und öffentlicher Gebäude im gesamten Römischen Reich verwendet und stellten oft berühmte Figuren aus Geschichte und Mythologie dar. Das Mosaik von Rutland ist jedoch einzigartig in Großbritannien, denn es zeigt Achilles und seinen Kampf mit Hektor am Ende der mythischen Schlacht um Troja. Es stamme aus dem 3. oder 4. Jahrhundert. Mosaike mit solchen Szenen wurden nur sehr wenige in Europa gefunden.

Grabungsstätte in Rutland: Mosaik eines der berühmtesten Schlachten des Trojanischen Krieges
Foto: Ulas / dpaDie Villa ist außerdem von einer Reihe anderer Gebäude umgeben, wie auch geophysikalische Untersuchungen zeigten. Darunter befinden sich Scheunen mit Seitenschiffen, runde Strukturen und ein mögliches Badehaus. Sehr wahrscheinlich hat eine wohlhabende Person den Komplex bewohnt. Brandschäden und Brüche im Mosaik deuten darauf hin, dass der Ort später wieder genutzt und umfunktioniert wurde.
So fanden die Archäologen auch Bestattungen, die aber vermutlich erst dort vergraben wurden, als die Villa nicht mehr bewohnt war. Eine Datierung dieser Phase steht noch aus, aber vermutlich handelt es sich um spätrömische oder frühmittelalterliche Zeit. Weitere Erkenntnisse sollen neue Grabungen im kommenden Jahr bringen.

Landwirt Jim Irvine (l.) mit seinem Vater Brian Naylor
Foto: Ulas / dpa»Entdeckungen wie diese sind sehr wichtig, um unsere gemeinsame Geschichte zusammenzusetzen. Durch den Schutz dieser Stätte können wir weiterhin von ihr lernen und sind gespannt darauf, was künftige Ausgrabungen uns über die Menschen, die hier vor über 1500 Jahren lebten, lehren werden«, sagte Duncan Wilson von der staatlichen Denkmalpflegebehörde Historic England.
Der Fund gelang dem Landwirt Jim Irvine, als er mit seiner Familie durch die Felder streifte, die seinem Vater Brian Naylor gehören. »Mein Interesse wurde geweckt, als wir ungewöhnliche Keramik unter dem Weizen fanden, deshalb habe ich weitere Nachforschungen angestellt«, sagte Irvine. »Als ich mir dann Satellitenbilder ansah, entdeckte ich eine sehr deutliche Schnittmarke, als hätte jemand mit einem Stück Kreide auf meinen Computerbildschirm gezeichnet.« Irvine benachrichtigte die Behörden, die wiederum die Universität Leicester mit den Ausgrabungen beauftragten. Dabei kam das Mosaik zum Vorschein.

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