Archäologie Himmelsscheibe von Nebra war nur kurz in Gebrauch

Himmelsscheibe von Nebra: "Neue bergbauhistorische Beobachtungen"
Foto: Peter Endig/ dpaHalle - Die Himmelsscheibe von Nebra, ein jahrtausende-alter Kalender, ist nach ihrer Fertigung in der Bronzezeit wahrscheinlich nur etwa 100 bis 150 Jahre genutzt worden. Das ist kürzer als bisher vermutet, Wissenschaftler waren bislang von einer Zeitspanne von 400 Jahren ausgegangen.
Die aktuellen Erkenntnisse basierten "auf neuen bergbauhistorischen Beobachtungen im Zusammenhang mit dem in der Bronzescheibe verwendeten Kupfer", sagt Sachsen-Anhalts Landesarchäologe Harald Meller. Das Material stammt nach Ansicht der Forscher aus Bischofshofen in Österreich. "Dort wurde frühestens vor etwa 3750 bis 3700 Jahren erstmals Kupfer abgebaut." Die Scheibe sei allerdings vor 3600 Jahren vergraben worden. Daraus ergebe sich eine Nutzungsdauer von rund 100 Jahren.
Die bronzene Himmelsscheibe mit Goldauflagen zeigt die älteste konkrete Sternenabbildung der Welt. Sie wurde mehrfach verändert. Auf der rund zwei Kilogramm schweren, fast kreisrunden Bronzescheibe mit einem Durchmesser von 31 bis 32 Zentimetern sind heute als Goldauflagen ein Schiff, Sonne, Mond und 32 Sterne zu erkennen. Meller hält das Stück nach eigenem Bekunden für " einen der wichtigsten Funde der Menschheitsgeschichte".
"Der Erbauer war ein Genie, der auf die Scheibe den Code für einen kombinierten Sonnen- und Mondkalender aufbrachte", sagt der Archäologe. Doch schon kurz nach der Fertigung sei die Scheibe in fremde Hände gelangt. Die neuen Besitzer hätten die ursprüngliche Bedeutung nicht gekannt und die Scheibe nach ihren Vorstellungen umgebaut.
Zwei inzwischen verurteilte Grabräuber hatten die Himmelsscheibe zusammen mit anderen Bronzestücken 1999 auf dem Mittelberg bei Nebra in Sachsen-Anhalt entdeckt. Der Schatz wurde im Februar 2002 von der Polizei bei einer fingierten Verkaufsaktion in der Schweiz sichergestellt.