Ausgegraben - Neues aus der Archäologie Das älteste Steak der Welt

Ob dreiteilige Holz-Leder-Konstruktion oder Gips-Mischung: Zehenprothesen, entdeckt bei ägyptischen Mumien, verbessern tatsächlich den Gang. Außerdem im archäologischen Wochenrückblick: Schmieden war Frauensache - und ein ganz altes Steak aus China.
Ägyptische Prothese: die Holz-Leder-Konstruktion für den Zeh

Ägyptische Prothese: die Holz-Leder-Konstruktion für den Zeh

Foto: Jacky Finch/ Egyptian Museum, Cairo

+++Ägyptische Mumien gut zu Fuß+++

Ohne großen Zeh zu laufen ist schwierig. Doch waren die Zehenprothesen von Mumien aus dem alten Ägypten tatsächlich geeignet, den Trägern wieder das korrekte Aufsetzen und Abrollen des Fußes zu ermöglichen - oder dienten sie lediglich als kosmetische Korrektur für verlorene Gliedmaßen? Dieser Frage ging Jacky Finch von der University of Manchester nach.

Mit Hilfe von Freiwilligen, denen der rechte große Zeh abhanden gekommen war, testete sie zwei ägyptische Prothesen in der Praxis. Das eine war eine dreiteilige Holz-Leder-Konstruktion, gefunden an einer Frauenmumie, die zwischen 950 und 710 v. Chr. gestorben und nahe Luxor begraben worden war. Bei der anderen handelte es sich um den so genannten Greville Chester Kunstzeh, hergestellt vor dem Jahr 600 v. Chr. aus einer Mischung aus Leinen, Kleber und Gips. An beiden hatten schon die Ausgräber deutliche Spuren der Nutzung festgestellt, es waren also keine Artefakte, die nur für das Grab dienen sollten.

Für ihren Test ließ Finch die Probanden Nachbauten der Prothesen tragen. Damit sollten sie barfuß, in ihren eigenen Schuhen und in Sandalen laufen, die nach Vorbildern aus ägyptischen Gräbern gefertigt waren. Finch filmte dabei die Füße und maß den Druck der Schritte mit Hilfe einer Spezialmatte. Und siehe da: Die Prothesen verbesserten den Gang erheblich. Erstaunlicherweise funktionierten die Prothesen tatsächlich am besten mit den ägyptischen Sandalen. Während die Ergebnisse barfuß oder in den eigenen Schuhen nicht so deutlich waren, halfen die Zehenprothesen ganz klar beim Tragen der ägyptischen Schuhmode. Die Ergebnisse der Studie sind in der aktuellen Ausgabe des Journal of Prosthetics and Orthotics erschienen.

Verbessert den Gang deutlich: der Greville Chester Kunstzeh

Verbessert den Gang deutlich: der Greville Chester Kunstzeh

Foto: Jacky Finch/ British Museum, London

+++ Schmieden war auch Frauensache +++

Ungewöhnliches Grab in Geizendorf: Frau, bestattet mit Amboss und Schlagsteinen

Ungewöhnliches Grab in Geizendorf: Frau, bestattet mit Amboss und Schlagsteinen

Foto: AP/ Urgeschichtemuseum Niederösterreich

Fanden Archäologen bislang Schmiedewerkzeug in einem Grab, so gingen sie davon aus, dass der Tote ein Mann gewesen sein müsse. Doch das könnte ein Fund aus einem bronzezeitlichen Gräberfeld in Geitzendorf (Bezirk Korneuburg) nun ändern. Das Niederösterreichische Urgeschichtemuseum in Asparn an der Zaya stellte das ungewöhnliche Grab vor. Es gehörte einer Frau, die vor rund 2000 Jahren im Alter zwischen 45 und 60 starb. Sie wurde zusammen mit vier Steingeräten bestattet: ein Amboss sowie verschiedene Hammer- und Schlagsteine.

Damit könnte sie zu Lebzeiten Schmuck hergestellt haben, meint Ernst Lauermann, niederösterreichischer Landesarchäologe und wissenschaftlicher Leiter des Urgeschichtemuseums. Von den 15 Gräbern der klassischen Stufe "BzA2" der Aunjetitzer Kultur in Geitzendorf war dies das am reichsten ausgestattete. Es enthielt neben dem Arbeitsgerät noch eine Henkeltasse und zahlreiche Trachtenbestandteile sowie Kleinbronzen - eventuell alles Werkstücke, die von der Frau zu Lebzeiten selber hergestellt wurden. Dass die Tote weiblich war, stellten die Archäologen anhand ihres Schädels und Unterkiefers fest. Das Becken, über das üblicherweise das Alter bestimmt wird, war nicht mehr erhalten.

+++ Liegt Gewerkschaftsboss Hoffa betoniert unter Garagenauffahrt? +++

Jimmy Hoffa: Seine Leiche wurde nie gefunden

Jimmy Hoffa: Seine Leiche wurde nie gefunden

Foto: AP

In Roseville, Michigan, geht die Polizei neuen Hinweisen auf den Verbleib der Leiche von Jimmy Hoffa nach. Hoffa war Gewerkschaftsführer der Teamsters (International Brotherhood of Teamsters, deutsch: Internationale Bruderschaft der Fuhrleute). Hoffa pflegte Verbindungen zur Mafia. Er verschwand im Jahr 1975 vom Parkplatz eines Schnellrestaurants nördlich von Detroit. Seine Leiche wurde nie gefunden, 1982 erklärten ihn die Behörden schließlich für tot.

Die neuen Untersuchungen konzentrieren sich auf die Garagenauffahrt eines Hauses in Roseville im US-Bundesstaat Michigan, unter der die Reste von Hoffa einbetoniert sein sollen. Forensiker der Michigan State University bargen Proben des Erdreiches und wollen diese nun nach Leichenresten durchsuchen. Über die Jahre gab es immer wieder zum Teil abenteuerliche Thesen über den Verbleib von Hoffas Leiche. Eine geht davon aus, dass Hoffa in der Schrottverwertungsanlage von Ford im Detroiter Stadtteil Dearborn entsorgt wurde. Einer anderen Vermutung zu Folge wurde sie zerstückelt und mit Fertigbeton vermischt. Aus diesem wurde dann angeblich der Tribünenbau an der Ecke in Augenhöhe zur Touchdown-Linie im Stadium der Giants in New Jersey gegossen.

Roseville: Unter dieser Garagenauffahrt vermuten Forscher die Leichenreste Hossas

Roseville: Unter dieser Garagenauffahrt vermuten Forscher die Leichenreste Hossas

Foto: Paul Sancya/ AP

+++ Neue Suche nach alten Schätzen vor Antikythera +++

Über 100 Jahre ist es her, dass Schwammtaucher auf dem Meeresgrund vor der griechischen Insel Antikythera "einen Haufen toter, nackter Frauen" fanden - unschätzbar wertvolle Statuen aus Bronze und Marmor, die aus einem römischen Schiffswrack stammten. Sie bargen nicht nur die Statuen, sondern auch Waffen, Schmuck, Möbel - und den mysteriösen Antikythera-Mechanismus, ein kompliziertes Zeitmessgerät.

Doch wissenschaftlich und gründlich wurde das Wrack niemals untersucht. Dort unten könnten also noch weitere Schätze liegen und vielleicht sogar eine zweite dieser komplizierten Zeitmess-Maschinen. Das Wrack liegt in 60 Metern Tiefe auf schwierigem Untergrund in einem Strömungsgebiet - kein leichter Ort zum Tauchen. 1978 wagte sich Meeres-Entdecker Jacques Cousteau hinunter, konnte aber mit den damaligen Tauchausrüstungen nur wenige Minuten bleiben. Jetzt hat Brendan Foley von der Woods Hole Oceanographic Institution in Massachusetts in Erlaubnis zur Untersuchung des Wracks bekommen. Noch diesen Monat soll es losgehen. Foley ist zuversichtlich, dort unten noch mehr zu finden. Ein Schiff mit einer so wertvollen Ladung war selten alleine unterwegs. In einem Sturm könnten noch weitere Schiffe einer kleinen Flotte mit wertvoller Ladung an dieser Stelle gesunken sein.

+++ Ältestes Steak der Welt gefunden +++

Nicht gerade sehr appetitlich: In einem Grab in der chinesischen Provinz Shaanxi hatten Archäologen eine mysteriöse schwarze Substanz gefunden. Chemische Analysen haben jetzt bestätigt: Es handelt sich um ein 2000 Jahre altes Steak. Der Paläontologe Hu Songmei sagte der Nachrichtenagentur Xinhua, dass es sich bei dem karbonisierten Stück Fleisch um das älteste bekannte Stück Rind Chinas handelt. Es lag in dem Grab in einem Bronzetopf und datiert aus der Zeit der Streitenden Reiche (475 - 221 v. Chr.). Vermutlich wurde es vor der Bestattung getrocknet. In der Zeit der Streitenden Reiche änderten sich viele der alten Traditionen Chinas zu Gunsten neuer Ideen. Kunst und Wissenschaft erlebten eine Blüte, belebt durch die Konkurrenz zwischen den einzelnen Staaten.

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