Urmenschenart kam bis nach Südostasien 150.000 Jahre alter Zahn löst Rätsel der Denisova

Forscher haben in einer Höhle in Laos den Backenzahn einer Denisova gefunden. Die Entdeckung schließt eine Lücke im Stammbaum des Menschen.
Backenzahn eines Denisova-Mädchens

Backenzahn eines Denisova-Mädchens

Die Entdeckung eines Backenzahns hat die Archäologenwelt in Aufregung versetzt: Das in einer Höhle in Laos gefundene Fossil stammt von einem Mädchen, das der Urmenschenart Denisova angehört und 150.000 Jahre alt ist. Der Fund ist deshalb eine Sensation, weil er beweist, dass die Denisova auch in Südostasien gelebt haben, heißt es der Studie, die in der Zeitschrift »Nature Communications«  veröffentlicht wurde. Bisher waren Hinweise auf deren Verbreitung nur in Sibirien und Tibet gefunden worden.

Der Zahn in Laos zeige, dass die Denisova in mehreren Klimazonen aktiv waren und sich entsprechend anpassen konnten. Außerdem bestehe die Möglichkeit, dass die Urmenschenart sehr wahrscheinlich in der Nähe von anderen Menschen lebte, wie etwa den Neandertalern.

Erst vor wenigen Jahren wurde der erste Denisova-Mensch entdeckt. 2008 fanden russische Forscher das Fragment eines Fingerknochens und Zähne von ihm in Südsibirien. Seither versuchen Wissenschaftler, mehr über den Urmenschen zu erfahren.

Lage der Höhle, wo der Zahn gefunden wurde

Lage der Höhle, wo der Zahn gefunden wurde

Beim Denisova-Menschen handelt es sich um eine weit entfernte Schwestergruppe des Neandertalers. Denisova hatte sich Forschern zufolge vor etwa zwei Millionen Jahren von den anderen Menschenpopulationen abgespalten und sich unabhängig von ihnen entwickelt. Während die Neandertaler vor allem in Europa und Westasien lebten, zogen Denisova-Menschen durch Ostasien. Sie lebten womöglich noch bis vor etwa 40.000 Jahren im zentralasiatischen Altai-Gebirge. Zur Einordnung: Der Neandertaler starb vor etwa 30.000 Jahren aus.

Eine Höhle voll von ausgestorbenen Säugetieren

Dass die Forscher bisher so wenige Funde des rätselhaften Urmenschen machten, liegt auch daran, dass sich Fossilien unter kalten, trockenen Bedingungen besser halten, als wenn es warm und feucht ist.

Auf der Suche nach Knochen und Zähnen der Denisova-Menschen stießen Archäologinnen um Laura Shackelford von der University of Illinois 2018 auf die Höhle im Norden von Laos. Dort gab es jede Menge Knochen. Die stammten vor allem von Säugetieren wie Schweinen, Hirschen und Zwergelefanten.

Doch dann fanden die Forschenden unter dem Knochenberg auch den Backenzahn. Dieser sei auffällig gewesen, schnell war klar, dass es sich um einen Menschenzahn handelt – aber eben keinen gewöhnlichen. Nach einem Abgleich im Labor wurde schnell klar, dass der Zahn tatsächlich ein menschlicher ist.

Allerdings könne man von der chemischen Zusammensetzung des Zahns nicht auf eine bestimmte Menschengruppe schließen. Er könnte also theoretisch auch ein Zahn von einem Neandertaler sein. Dennoch sei die Form und Größe von anderen Denisova-Fossilien sehr ähnlich, argumentieren die Studienautorinnen.

Die Forscherinnen hatten bereits vorher vermutet, dass diese Urmenschen in der Gegend lebten. Nun gebe es aber einen »greifbaren Beweis« dafür.

sug
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten