
Hunsrück: Das cäsarsche Militärlager
Ältestes Römerlager in Deutschland Scherben verraten Cäsars Truppen
Mainz/Hermeskeil - Rund ein Jahr nach dem Nachweis des bislang ältesten römischen Militärlagers auf deutschem Boden bei Hermeskeil in Rheinland-Pfalz haben neue Grabungen den Befund untermauert. "Wir haben Weinamphoren-Scherben gefunden, die wohl noch aus dem zweiten Viertel des ersten Jahrhunderts, also aus den Jahren 75 bis 50 vor Christus stammen", sagt Archäologin Sabine Hornung.
Zudem seien Reste von keltischen Vorrats- und Trinkgefäßen sowie etwa ein halbes Dutzend weiterer Schuhnägel von Legionärssandalen ausgegraben worden. Wie Spikes trugen die Römer die Nägel unter ihren Schuhen, damit sie auf dem Lehmboden nicht ausrutschten.
"Die Funde und Befunde sprechen dafür, dass das Militärlager am Ende des Gallischen Krieges 53 oder 51 vor Christus von den Truppen Julius Cäsars errichtet wurde", sagte Grabungsleiterin Hornung vom Institut für Vor- und Frühgeschichte der Uni Mainz. "Es passt alles zusammen."
Hermeskeil sei das erste römische Feldlager dieser Zeit, das nun systematisch untersucht werde. Die 26 bis 30 Hektar große Anlage mit Befestigungswall soll Platz für 5000 bis 10.000 Soldaten geboten haben. Sie war vermutlich an jenem Ort angelegt worden, um die Kelten am nahe gelegenen Hunnenring zu vertreiben.
In der neunwöchigen Grabung, die kommende Woche zu Ende geht, hat das Team um Hornung rund 300 Quadratmeter freigelegt, im Durchgang vom Hauptlager zu einem Anbau, in dem der Tross gelagert haben soll. Die nächsten Jahre möchte die Archäologin im Hunsrück weiter graben. Vielleicht könnten in einer Quelle im Anbau noch antike Hölzer gefunden werden, die eine genaue Datierung möglich machen.
Unterworfene Germanen
Zuvor galt eine Anlage aus den dreißiger Jahren vor Christus auf dem Trierer Petrisberg als ältestes Militärlager der Römer in Deutschland. 2011 war zudem ein Römerlager im Münsterland entdeckt worden.
Roms Herrschaft in Teilen Germaniens begann unter Julius Caesar. In den Jahren 58 bis 51 vor Christus eroberten seine Legionen Gallien einschließlich der Gebiete westlich des Rheins, wo die Römer befreundete germanische Stämme ansiedelten.
Der Südwesten des heutigen Deutschlands gehörte daraufhin fast 500 Jahre lang zum Imperium Romanum, war Teil seines Wirtschafts- und Kulturlebens. Viele deutsche Städte mit römischen Ursprüngen hatten in den vergangenen Jahrzehnten ihr 2000-jähriges Jubiläum, darunter Augsburg, Köln, Bonn und Mainz.
Unter Kaiser Augustus unterwarfen die Römer in mehreren Feldzügen die Germanenstämme bis zur Elbe. Diese Expansion war jedoch nicht von Dauer. In der Varusschlacht im Jahre neun nach Christus lockten germanische Kämpfer drei römische Legionen mit 25.000 Soldaten wahrscheinlich bei Kalkriese nahe Osnabrück in einen Hinterhalt.
Bei der mehrtägigen Schlacht starben schätzungsweise 20.000 Römer. Die geschlagene Weltmacht begnügte sich fortan mit den linksrheinischen Gebieten und dem heutigen Süddeutschland und drang nur noch für einzelne Feldzüge in die Stammesgebiete ein, ohne sie dauerhaft zu besetzen.