Aufgeblähte Sonne Kometen sollen die Erde verschieben
Die globale Erwärmung ist nichts im Vergleich zu der Katastrophe, die in ferner Zukunft die Erde heimsuchen wird. Die Sonne verbraucht nach und nach ihren Vorrat an Wasserstoff und wird dadurch heißer und größer. Innerhalb von einer Milliarde Jahren - in astronomischen Begriffen also recht bald - wird es auf der Erde ungemütlich: Die Atmosphäre schwindet, Ozeane verdampfen, Pflanzen und Tiere sterben aus.
Statt sich in das Unabwendbare zu fügen, haben Visionäre immer wieder Möglichkeiten ersonnen, um künftige Erdbewohner vor der Apokalypse zu bewahren. Der neueste Notfallplan stammt von einem Team um Gregory Laughlin vom Ames Research Center der Nasa: Um der aufgeblähten Sonne auszuweichen, so das Rezept der Astrophysiker, muss man die Umlaufbahn der Erde verändern.
Die Menschheit könnte - wenn es sie zu dieser Zeit noch gibt - bis zu fünf Milliarden Jahre länger auf der Erde leben, versprechen die Forscher. Dazu müsste der Abstand zur Sonne allerdings innerhalb der nächsten 6,3 Milliarden Jahre kontinuierlich bis auf das Eineinhalbfache der heutigen Distanz vergrößert werden.
Wie aber lässt sich das erreichen? Die Lösung, die Laughlin und seine Kollegen vorschlagen, hört sich simpel an: Man bringt einen Himmelskörper mit genau berechneten Explosionen auf eine geeignete Bahn, so dass er immer wieder nah an der Erde vorbeisaust und sie dadurch in eine weitere Umlaufbahn drängt. Passende Kometenkerne trudeln zuhauf in der Oortschen Wolke und dem Kuipergürtel jenseits der Neptunbahn, und auch Planetoiden aus dem Asteroidengürtel ließen sich verwenden.
Im Detail offenbart der Plan allerdings einige Tücken: Ein Kuipergürtel-Objekt mit einem typischen Gewicht von 10 Billiarden Tonnen müsste eine Million Mal die Erde passieren, haben die Wissenschaftler errechnet. Um den Planeten innerhalb des Zeitrahmens ausreichend zu verschieben, sollte der Kometenkern möglichst alle 6000 Jahre einmal vorbeifliegen.
Dieses Problem ließe sich den Astrophysikern zufolge durch eine stark elliptische Bahn lösen, die den Himmelskörper immer wieder am Jupiter vorbeiführt. Nachdem er Energie an die Erde abgegeben hat, könnte der Komet im Vorbeiflug am Gasriesen erneut Schwung holen. Über Jahrtausende würde er so Gravitationsenergie des größeren Planeten an die Erde übermitteln.
Die Methode, die das Team demnächst in der Fachzeitschrift "Astrophysics and Space Science" vorstellt, hat aber auch unerwünschte Nebenwirkungen. So könnte ein wiederholt vorbeiziehender Komet die Gezeiten der Erde gravierend verändern und zu einer schnelleren Rotation des Planeten führen. Auch der Mond würde möglicherweise aus der Bahn geworfen. Er ließe sich aber durch einige gezielte Kometenbegegnungen im Orbit halten, vermuten die Forscher.
Ohnehin ist die von den Astrophysikern erdachte Rettungsaktion nichts für zaghafte Gemüter. Eine einzige Fehlkalkulation hätte verheerende Folgen: Der Aufprall eines Himmelskörpers mit einem Durchmesser von 100 Kilometern würde irdisches Leben "mindestens bis zur Ebene der Bakterien" auslöschen, räumen die Wissenschaftler ein.
Allerdings ließe sich die Kometen-Methode auch in sicherer Distanz anwenden. So könne man die Technik im Prinzip nutzen, um andere Planeten oder Monde im Sonnensystem zu verschieben und sie so bewohnbar zu machen, spekulieren Laughlin und Kollegen. Damit wäre auch die riskante Rettung der Erde überflüssig.