Die Aktenberge sind nahezu unermesslich: In den 85 Regalkilometern des Vatikanischen Geheimarchivs lagern Tausende Dokumente, die bis in die Anfänge der Kirchengeschichte zurückreichen. Vor genau 400 Jahren wurden mehrere Einzelsammlungen zum Zentralarchiv des Vatikans zusammengeführt - und aus Anlass des Jahrestags zeigt der Kirchenstaat jetzt erstmals einige der wertvollsten und wichtigsten Dokumente.
In der Schau mit dem Titel "Lux In Arcana", die vom 1. März bis zum 9. September auf dem Kapitolshügel in Rom stattfindet, werden gut hundert Urkunden, Briefe und Akten aus zwölf Jahrhunderten zu sehen sein - darunter Schriftstücke aus den Händen von Kaiser Friedrich Barbarossa, Kaiserin Sissi von Österreich-Ungarn oder Abraham Lincoln. Auch die Urkunde der Absetzung von Kaiser Friedrich II. aus dem Jahr 1245, Akten aus dem Prozess gegen Galileo Galilei und ein Brief der heiligen Bernadette von Lourdes an Pius IX. aus dem 19. Jahrhundert sind Teil der Ausstellung - ebenso wie diverse Kuriositäten, darunter ein Brief aus Seide an Papst Innozenz X. (1650) und ein Schreiben amerikanischer Indianer aus Birkenbaumrinde an Leo XIII.
Leser US-amerikanischer Verschwörungs-Bestseller dürften sich über die Präsentation einer 60 Meter langen Akte über die Prozesse gegen die Tempelritter vom Anfang des 14. Jahrhunderts freuen. Allerdings ist das aus mehreren Pergamenten zusammengenähte Dokument so schlecht erhalten, dass es nur mit einer Speziallampe lesbar ist.
Erst seit gut 130 Jahren haben Wissenschaftler Zugang zu dem geheimnisumwitterten Vatikanischen Geheimarchiv. Papst Leo XIII. öffnete es 1881 für die Forschung - und erklärte selbstbewusst: "Wir haben keine Angst vor der Veröffentlichung der Dokumente." Leo XIII. gab alle Akten bis zum Jahr 1815 frei. Seitdem ist es üblich, dass die Päpste die Akten eines jeweils ganzen Pontifikats ungefähr 70 Jahre nach dessen Ende freigeben. Zuletzt hat Benedikt XVI. 2006 die Dokumente aus der Amtszeit von Pius XI. (1922 bis 1939) den Historikern zugänglich gemacht.
Mit besonderer Spannung wird die anstehende Öffnung der Akten des Pontifikats von Pius XII. (1939 bis 1958) erwartet, die für das Jahr 2014/15 angekündigt ist. Wissenschaftler erhoffen sich von ihnen Aufschluss über die Rolle des Pacelli-Papstes während des Zweiten Weltkriegs und über die Motive seines Schweigens zum Völkermord an den europäischen Juden. In einer Pressekonferenz hat Sergio Pagano, der Präfekt des Geheimarchivs angekündigt, dass in der Ausstellung auch Dokumente aus dem bislang noch gesperrten Bestand gezeigt werden sollen. Offengelassen hat er, um welche es sich dabei handelt - mit Überraschungen ist also zu rechnen.
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Dokumente im Vatikanischen Geheimarchiv: Den heute irreführenden Namen hat die Dokumentensammlung, weil sie ursprünglich ein päpstliches Privatarchiv war.
Brief von Mitgliedern des englischen Parlaments an Papst Clemens VII.: Hier geht es um das berüchtigte eheliche Verhalten von König Heinrich VIII.
Siegel auf dem englischen Brief an Clemens VII.: Mit ihm wurde die Echtheit des Schreibens dokumentiert.
Unterschrift von Galileo Galilei: Die Akten aus dem berühmten Prozess gegen Galileo Galilei sind Teil der Ausstellung "Lux in Arcana".
Vatikanisches Archiv: Tausende Dokumente in 85 Regalkilometern
Dokumente der Inquisition: Das Geheimarchiv des Vatikans liefert seit Jahrhunderten Stoff für Mythen und Legenden.
Vatikan: Die Ausstellung findet auf dem Kapitolshügel in Rom statt - also außerhalb der Mauern des Kirchenstaats.
Papst Leo XIII.: Er öffnete das Archiv 1880 für die Forschung - und erklärte selbstbewusst: "Wir haben keine Angst vor der Veröffentlichung der Dokumente."
Papst Benedikt XVI.: Er hat 2006 die Dokumente aus der Amtszeit von Pius XI. (1922 bis 1939) den Historikern zugänglich gemacht.
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