Betrugsverdacht
Elf sächsischen Schülern wird das Abitur aberkannt
Die Prüfungsausschüsse der betreffenden Gymnasien erklärten die schriftlichen Prüfungen der Schüler für ungültig. Angeblich soll ein Häftling, der am Druck der Aufgabenzettel beteiligt war, die Papiere nach draußen geschmuggelt und über Mittelsmänner verkauft haben.
Dresden - Die Arbeiten der Schüler in den Fächern Biologie, Geschichte, Mathematik und Deutsch enthielten nach Ansicht der Experten Auffälligkeiten und Widersprüche, die ohne vorherige Kenntnis der Lösungen oder erwarteten Antworten nicht erklärbar seien, begründete Kultusminister Matthias Rößler die Entscheidung.
Gleichzeitig gab Rößler bekannt, dass die Prüfungsunterlagen nicht mehr im Gefängnis Waldheim gedruckt werden. Der Ort sei wegen der öffentlichen Aufmerksamkeit nicht mehr geheim. Derzeit werde geprüft, ob die Gymnasiasten die Aufgaben für die Abiturprüfungen und die dazugehörenden Lösungen von einem Gefangenen in Waldheim gekauft haben.
Nach Zeitungsberichten soll ein Sträfling die geheimen Unterlagen als Gerichtsakten getarnt im Sprechzimmer des Gefängnisses an einen Besucher übergeben haben. Der Mittelsmann habe die Dossiers kopiert und an sechs Unterhändler für je 1000 Mark verkauft. Diese hätten die Abitur-Unterlagen dann an Gymnasiasten in Dresden, Bautzen, Pirna und Chemnitz zum Preis zwischen 120 und 450 Mark geliefert.
Die Prüfungsausschüsse stützten sich bei ihrem Entschluss, das Abitur abzuerkennen, auf die Stellungnahmen der Erst- und Zweitkorrektoren, der Fachberater und anderer Fachleute. Sie alle seien bei dem Betrugsvorwurf zum selben Ergebnis gekommen, hieß es. Das Kultusministerium wollte sich wegen möglicher gerichtlicher
Überprüfungen der Schulentscheidungen zu weiteren Details nicht äußern. Die Schüler können das Schuljahr und dann die Abiturprüfungen wiederholen.
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