BGR-Studie zu Edelgasen
So knapp sind Helium, Xenon und Co. wirklich
Man braucht es nicht nur für Luftballons zum Kindergeburtstag: Helium kommt auch in Magnetresonanztomografen oder der Forschung zum Einsatz - und es gilt als knapp. Deutsche Forscher haben nun nachgerechnet, ob das auch stimmt.
Ganz einfach zu verstehen ist die Sache nicht. Das Edelgas Helium ist nach Wasserstoff das zweithäufigste Element im Universum. Bei der Kernfusion im Inneren unserer Sonne entsteht es ständig in großen Mengen. Gleichzeitig gibt es immer wieder Warnungen, dass die Versorgung hier auf der Erde knapp werden könnte. So haben die USA, der weltgrößte Heliumproduzent, sogar vor einigen Wochen verboten, dass Privatunternehmen Vorräte aus dem texanischen Cliffside-Speicherfeld kaufen können. Dabei wiederum handelt es sich um eine der wichtigsten Helium-Produktionsstätte des Landes. Doch die ist weitgehend leer.
Was ist da los? Rohstoffexperten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) haben sich die Produktions- und Marktsituation bei Helium und vier weiteren Edelgasen nun näher angesehen. Die Ergebnisse haben sie auf einer Tagung in Hannover vorgestellt. Die wichtigste Botschaft: Helium ist nicht so knapp, wie es scheint.
Zwar wurde Helium sowohl von der EU als auch von den USA zuletzt als kritischer Rohstoff eingestuft. "Es ist davon auszugehen, dass sich diese Einschätzung in den kommenden Jahren ändern wird", so BGR-Experte Harald Elsner. In mehreren Ländern, insbesondere in Russland, würden derzeit teils sehr große Heliumprojekte entwickelt. "Diese können künftig den zurückgehenden US-amerikanischen Anteil in der Heliumproduktion vollständig ausgleichen."
Helium wird - anders als die Edelgase Neon, Argon, Krypton und Xenon - nicht aus der Luft gewonnen. Weil die Konzentration so gering ist, wird es stattdessen als Bestandteil von Erdgas abgetrennt. Über Jahrzehnte seien die USA der einzige Produzent in der westlichen Welt gewesen, heißt es bei der BGR. Inzwischen hätten aber auch Algerien, Katar, Australien und zuletzt auch Kanada die Produktion aufgenommen. Auch Polen und Russland stellten Helium her, sodass der US- Anteil an der Weltproduktion zuletzt nur noch bei 55 Prozent lag. Große, bislang ungenutzte Lagerstätten gibt es unter anderem in Tansania.
Immer neue Anwendungen für Xenon
Das weltweite Produktionsvolumen habe 2017 bei knapp 165 Millionen Kubikmetern gelegen. Aktuell koste der Kubikmeter Helium für Großkunden zwischen 6 und 7 Euro. Das Edelgas wird in der Medizin zum Betrieb von Magnetresonanztomografen (MRT), aber auch als Schweißschutzgas, Traggas für Zeppeline und Ballons sowie in der Forschung eingesetzt.
MRT-Untersuchung (Archivbild)
Foto: Andreas Gebert/ picture alliance / dpa
Deutlich angespannter als bei Helium stellt sich die Situation den Experten zufolge beim Edelgas Xenon dar. Das ist das seltenste der fünf untersuchten Edelgase. Weltweit wurden im vergangenen Jahr rund 12.200 Kubikmeter hergestellt. Zwei von rund 20 Anlagen stehen übrigens in Deutschland, bei Linde in Unterschleißheim und bei Air Liquide Deutschland in Krefeld. Der Weltmarktpreis für Xenon liegt derzeit bei 11.000 Euro pro Kubikmeter.
Die Nachfrage übersteige das Angebot allerdings seit Jahren. Deswegen rechnen die Rohstofffachleute mit weiteren Preisanstiegen. "Der Grund liegt darin, dass für Xenon immer neue Anwendungsbereiche entdeckt werden. Aufgrund der dann zunehmenden Nachfrage nach diesem Gas steigen dann regelmäßig für einige Jahre auch die Preise", so Elsner.
Aktuell wird Xenon unter anderem als Leuchtmittel, Lasergas, in der Halbleiterindustrie sowie als Hightech-Narkosemittel eingesetzt. Auch für die Antriebe von Satelliten dürfte es in Zukunft verstärkt genutzt werden.