Biologie Ewiges Leben
Unsterblichkeit - für einige ein nicht zu erfüllender Traum, für andere ein eher beunruhigender Gedanke. Bisher galt es als unmöglich, den Tod zu überwinden, doch jetzt haben Forscher entdeckt: Das Geheimnis des ewigen Lebens steckt in einer Qualle. Sie lebt im Mittelmeer, trägt den Namen Turritopsis nutricula und ist unsterblich - solange sie nicht gefressen wird.
Bekannt sind Quallen als im Wasser schwebende Glibberscheiben. Doch das ist nur eines ihrer Gesichter, denn sie führen ein Doppelleben. Nachdem die schleimigen Wesen ihre Eier und Spermien abgegeben haben, altern sie und sterben. Aus den befruchteten Eizellen entwickeln sich festsitzende Polypen. Von diesen blumenähnlichen Tiere schnüren sich wiederum kleine tellerförmige Quallen ab, die dann frei im Meer schwimmen.
Turritopsis nutricula lebt wie alle anderen Quallen, mit einem Unterschied: Sie stirbt nicht. Dies beobachtete Ferdinand Boero, Meeresbiologe an der italienischen Universität Lecce. Aus den Knospen des Polyps entstehen freie kleine Quallen, die heranwachsen. Wenn sie alt sind, bilden sie ihre Tentakeln zurück, setzen sich fest, "verjüngen" ihre Zellen und verwandeln sich in einen Polypen. Ein und dasselbe Wesen ist jung, wird alt und wieder jung. Wahrhaft ein Lebe-wesen.
"Beim Verjüngen verlieren die Zellen ihren differenzierten Status. So kehren zum Beispiel Nerven- und Schleimzellen in einen Zustand zurück, der der sehr frühen Kindheit der Qualle entspricht", erklärt Boero. Aus diesen jungen Zellen bilden sich alle notwendigen Körperzellen des Lebewesens.
Bisher gingen Biologen davon aus, daß der Differenzierungsprozeß nicht rückgängig zu machen ist. Die Qualle besitzt jedoch ein Zellprogramm, das die Umkehrung offenbar ermöglicht. - Ein in der Tierwelt einmaliger Vorgang.