CO2-Bilanz Vatikan lässt sich Klima-Ablass schenken

Der Vatikan wird der erste Staat der Welt, der seine CO2-Emissionen vollständig ausgleicht - mit ein wenig Hilfe aus Ungarn. Ein auf Klima-Ablass spezialisiertes Unternehmen hat dem katholischen Zwergstaat dort einen Wald geschenkt, der die Emissionen des Kirchenstaats neutralisieren soll.

Im Vatikan ist man sich der Parallele zwischen Ablasshandel und dem Hin- und Herschieben von Emissionsrechten durchaus bewusst. Man könne weniger CO2 emittieren, indem man nicht heize oder Auto fahre, wird Monsignore Melchor Sánchez de Toca Alameda in der "New York Times" zitiert, "oder man kann Buße tun, indem man die Emissionen ausgleicht, in diesem Fall, indem man Bäume pflanzt".

Für den Vatikan ist das Geschenk aus Ungarn eine hübsche Gelegenheit, sich als besonders umwelt-, beziehungsweise schöpfungsfreundlich zu präsentieren. Und für das Unternehmen Klimafa, eine ungarische Neugründung, ist es globale PR mit allerhöchstem Segen.

Entlang des Flusses Tisza wird das Unternehmen etwa 150.000 Quadratmeter mit Bäumen bepflanzen - der Streifen soll anschließend in "Vatikan Klimawald" umbenannt werden. Die Bäume sollen so viel CO2 aufnehmen, dass der gesamte Kohlendioxid-Ausstoßes des Vatikans für das Jahr 2007 ausgeglichen wird. Der Vatikan teilte mit, man werde so zum ersten Kohlendioxid-neutralen Staat der Welt.

Bei einer Zeremonie im Vatikan wurde die Vereinbarung offizell gemacht. Kardinal Paul Poupard, der dem pontifikalen Kulturrat vorsteht, lobte die Schenkung mit den Worten: "Wie der heilige Vater Benedikt der XVI. kürzlich gesagt hat, muss die internationale Gemeinschaft eine 'grüne Kultur' respektieren und fördern." Man sei Planktos/Klimafa mithin zu tiefem Dank verpflichtet.

Klimafa ist erst 18 Monate alt. Das Unternehmen ist eine Tochter der kalifornischen Firma Planktos, die mit großflächiger Algendüngung in den Weltmeeren dafür sorgen will, dass pflanzliches Plankton in größerem Ausmaß CO2 bindet. Zertifikate über die so eingesparten Emissionen will das Unternehmen dann verkaufen. Planktos' Pläne sind unter Wissenschaftlern durchaus umstritten. Die Wiederaufforstung, die Klimafa plant, dürfte dagegen auf wenig Widerstand stoßen.

Experten mahnen allerdings, dass Wälder nicht kontinuierlich die gleiche CO2-Menge aufnehmen: In den ersten Jahren starken Wachstums absorbieren Bäume viel CO2, bei älteren Wäldern nimmt die Quote jedoch ab. Die genaue Menge des Treibhausgases, die ein Wald aufnimmt, ist daher schwierig zu berechnen.

Nach Angaben des Unternehmens ist das Klimafa-Waldgeschenk an den Vatikan derzeitigen Preisen für Emissionszertifikate zufolge etwa 130.000 Dollar wert. Für Planktos/Klimafa hat sich die Investition zweifellos gelohnt - immerhin operiert man ab jetzt mit offiziellem päpstlichen Segen.

cis

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