Corona bei Hunden und Katzen Wenn sich Haustiere beim Besitzer anstecken

Katze als Haustier: Ansteckung bei den Besitzern
Foto: Westend61 / Getty ImagesHaustiere sind während der Coronapandemie zum Trend geworden. Allein um 20 Prozent soll der Verkauf von Hunden im vergangenen Jahr gestiegen sein, schätzt der Verband für das Deutsche Hundewesen. Offenbar wurde während des Lockdowns besonders häufig mit den Vierbeinern gekuschelt , Ähnliches gilt wohl auch für Katzen oder Kleintiere.
Dass Herrchen und Frauchen dabei ihr Haustier mit Sars-CoV-2 anstecken können, ist bekannt. Doch bisher ging man eher von Einzelfällen aus. Aber nun berichten Forscherinnen und Forscher, dass solche Infektionswege wohl häufiger vorkommen als bisher angenommen. Zwei Studien dazu werden in den kommenden Tagen beim Europäischen Kongress für klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten (ECCMID) in Basel präsentiert.
Demnach reichen die Symptome bei den infizierten Tieren von Kraft- und Appetitlosigkeit über Husten, laufende Nasen, Atemprobleme und Durchfall, berichtete Tiermedizinerin Dorothee Bienzle von der kanadischen Universität in Guelph. Besonders Katzen, die viel Zeit mit ihren Besitzern verbringen und auf ihren Betten schlafen, seien empfänglich für das Virus. »Katzen schlafen häufiger nah am Gesicht ihrer Besitzer, was sie einer Infektion stärker aussetzt«, heißt es in einer Mitteilung.
Bienzle testete mit Kollegen 48 Katzen und 54 Hunde aus 77 Haushalten, in denen sich jemand mit dem Coronavirus infiziert hatte. Bei 67 Prozent der Katzen und 43 Prozent der Hunde fanden sie Antikörper, was auf eine durchgemachte Infektion hinweist. 20 Prozent der Hunde hätten Symptome gehabt, 27 Prozent der Katzen. In den meisten Fällen sei die Krankheit glimpflich vorübergegangen.
»Wer Covid-19 hat, sollte den Kontakt mit seinem Hund oder seiner Katze vermeiden«
In einer ähnlichen Untersuchung von einem Team um die Tiermedizinerin Els Broens von der Universität Utrecht mit je gut 150 Hunden und Katzen aus knapp 200 Haushalten von Infizierten in den Niederlanden brachte bei rund jedem fünften Tier ein PCR- oder Antikörpertest ein positives Ergebnis. Aufgespürt wurden damit aktuelle und zurückliegende Infektionen. Die Kanadier testeten zur Kontrolle Tiere aus einem Tierheim und streunende Katzen. Bei ihnen lag die Positivrate deutlich niedriger. Beide Studienleiterinnen schließen daraus und aus früheren Studien, dass die Tiere sich bei ihren Haltern anstecken. In einem von externen Fachleuten begutachteten Journal sind die Daten noch nicht erschienen, sie wurden aber von Wissenschaftlern des Kongresses begutachtet.
»Wer Covid-19 hat, sollte den Kontakt mit seinem Hund oder seiner Katze vermeiden, wie er es auch bei Menschen tun sollte«, wird die Tiermedizinerin Broens zitiert. Problematisch sei dabei nicht die Gesundheit der Tiere. Sie hätten keine oder nur leichte Symptome von Covid-19 gehabt.
»Es ist eindeutig, dass diese Tiere den Erreger vom Menschen aufschnappen und weiter offenbar epidemiologisch keine Bedeutung haben«, sagte der Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts, Thomas Mettenleiter mit Blick auf Haustiere. Coronafälle bei ihnen sind seit Sommer 2020 meldepflichtig. Mettenleiter zufolge handelt es sich bisher um Einzelfälle: Es sind laut FLI sieben Meldungen zu Katzen und zwei zu Hunden verzeichnet, die sich je auf mehr als ein Tier beziehen können.
»Die Hauptsorge ist das potenzielle Risiko, dass die Haustiere zu einem Reservoir des Virus werden und das Virus über sie zurück in die Bevölkerung gelangen könnte«, so Tiermedizinerin Broens. Bislang sei aber noch keine Übertragung des Virus von einem Haustier auf einen Besitzer nachgewiesen worden, betonte sie. Fachleute gehen davon aus, dass sich ein recht breites Spektrum an Tierarten mit Sars-CoV-2 infizieren kann. Auch Todesfälle unter Zootieren wie Löwen sind bekannt geworden. Eine hohe Zahl an Ansteckungen betraf Nerze in der Pelztierzucht, etwa in Dänemark. Dort wurden teils viele der Tiere getötet – auch um zu verhindern, dass sich das Virus langfristig in den Tierorganismen verändert und gefährlicher werden kann.