Frühwarnsystem Kläranlage Omikron im Münchner Abwasser nachgewiesen

Wie stark sich Omikron schon in Deutschland ausgebreitet hat, ist derzeit noch unklar. Abwasserdaten aus München zeigen nun: Die Mutante kommt wohl häufiger vor als angenommen.
Luftbild einer Kläranlage in Bayern

Luftbild einer Kläranlage in Bayern

Foto:

Bim / Getty Images

Die Analyse von Abwasser ist ein gutes Frühwarnsystem für die Erkennung von Krankheitserregern. Das hat sich auch in dieser Pandemie immer wieder gezeigt – über die Sequenzierungen konnte sogar die Delta-Variante nachgewiesen werden, beispielsweise in der Schweiz. Und hierzulande nun auch Omikron.

Forscher fanden Spuren der erstmals in Afrika nachgewiesenen Mutante in Abwasserproben aus München. Das teilte ein Team um den Mediziner Andreas Wieser vom Tropeninstitut am LMU-Klinikum München mit. Fündig wurden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in verschiedenen Proben aus dem Stadtgebiet ab dem 7. Dezember. In denen bis zum 3. Dezember konnte das neue Virus noch nicht nachgewiesen werden. Der Mutante kamen die Forscher mit speziellen PCR-Tests und Genomsequenzierungen auf die Spur.

Die Proben wurden an fünf Standorten entnommen, vier stammen aus der Münchner Kanalisation, eine aus einer Kläranlage. Für die aktuellen Sequenzierungen wurden sechs Proben analysiert, die bis zur Kalenderwoche 49 zurückgehen. In fünf fanden die Wissenschaftler Omikron-Spuren. Aussagen, wie viele Menschen mit der neuen Variante infiziert sind, machen die Forscher aber nicht.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.
Externer Inhalt

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

»In den Proben konnten wir geringe Mengen an Sequenzen nachweisen, die für die Omikron-Variante als spezifisch gelten«, so Wieser. Dies weise darauf hin, dass die Verbreitung dieser Virusvariante in München schon in der Kalenderwoche 49 größer war als bislang angenommen. Im Abwasser waren die Sequenzen von Stämmen der Delta-Variante aber weiterhin dominierend.

In Deutschland war die Überwachung des Abwassers zunächst nur schleppend angelaufen , obwohl mehrere Forschergruppen Daten gesammelt hatten. Und auch die EU-Kommission hatte die europäischen Staaten aufgefordert, eine Überwachung von Abwasser in ihre Infrastruktur einzubauen. Solche Systeme gab es beispielsweise in den Niederlanden oder Dänemark.

Es gab aber nur regionale Initiativen, beispielsweise im Berchtesgadener Land. Aber bis heute mangelt es an einer weitgehend flächendeckenden Überwachung. Dabei liegen die Vorteile auf der Hand. Über das Abwasser gewinnt man idealerweise Daten über Infizierte, bevor diese selbst von dem Virus wissen. Denn zwischen dem Anstieg von Coronaneuinfektionen und den offiziellen Meldezahlen vergehen oft etliche Tage.

Wer Sars-CoV-2 in sich trägt, scheidet zumindest Fragmente des Coronavirus aus. Dieses Genmaterial kann mit modernen molekularen Abwasseranalysen nachgewiesen werden. Aber schon weniger aufwendige Untersuchungen erlauben Hinweise, auf den Grad der Ausbreitung des Virus in der Bevölkerung – teils Wochen vor der Welle.

Das Münchner Projektteam analysiert seit April 2020 erst ein- und inzwischen zweimal wöchentlich Proben aus der Münchner Kanalisation. Die aktuellen Ergebnisse würden den wichtigen Beitrag des Abwassermonitorings auf die Beschreibung des Infektionsgeschehens unterstreichen, so Wieser.

Genauer Omikron-Anteil ist unbekannt

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek betonte, dass Abwasseruntersuchungen ein wichtiges Frühwarnsystem seien. »Ziel muss es sein, die Omikron-Ausbreitung einzudämmen oder zumindest zu verlangsamen«, so der Politiker.

Bisher ist unbekannt, wie stark sich die Omikron-Variante in Deutschland ausgebreitet hat. Anfang Dezember ging das Robert Koch-Institut von einem Anteil von 0,6 Prozent aus. Hochrechnungen zeigen , dass man auf der Basis von 300 täglichen Omikron-Infektionen von vor zwei Wochen inzwischen von einer fünfstelligen Zahl an Neuinfektionen mit dieser hochansteckenden Mutante ausgehen muss.

joe
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten