Coronapandemie RKI meldet Anstieg beim Anteil der Virusvariante Delta in Deutschland

Die gefährliche Delta-Variante des Coronavirus breitet sich zunehmend in Deutschland aus. Noch sind die Zahlen insgesamt recht niedrig, doch Experten raten zu Vorsicht – vor allem mit Blick auf Großbritannien.
Außengastronomie in Bamberg

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Foto: Alexander Pohl / imago images

Die Coronavirus-Variante Delta hat ihren Anteil an den Sars-CoV-2-Neuinfektionen in Deutschland binnen einer Woche deutlich gesteigert. Mit 6,2 Prozent in der Kalenderwoche 22 (31. Mai bis 6. Juni) bleibe sie aber weiter relativ selten, heißt es im jüngsten Bericht des Robert Koch-Instituts  (RKI). In der Woche zuvor hatte der Anteil der Delta-Variante an den untersuchten Proben samt Nachmeldungen noch bei 3,7 Prozent gelegen. Das RKI wertet einmal pro Woche die Anteile der gemeldeten Virusvarianten aus, die als besorgniserregend eingestuft werden.

Mit einem Anteil von gut 86 Prozent an den untersuchten Proben löste die Variante Alpha (B.1.1.7, entdeckt in Großbritannien) in der ersten Juniwoche bundesweit jedoch weiter den Großteil der Infektionen aus. Ihr Anteil sinkt allerdings langsam. Die weiteren besorgniserregenden Varianten Beta und Gamma spielen nach wie vor nur eine untergeordnete Rolle.

Für den Dortmunder Immunologen Carsten Watzl ist die deutliche Zunahme bei der Delta-Variante allein noch kein Indikator für eine drohende vierte Welle. »Wir müssen aber aufpassen, dass die Inzidenzen nicht durch leichtsinnige Öffnungen wieder nach oben gehen«, schrieb er auf Twitter . Watzl schätzt aus kleineren Datenerfassungen, dass der Anteil der Delta-Variante in Deutschland aktuell bereits bei über zehn Prozent liegt. Das sei aber immer noch niedrig – zum Beispiel im Vergleich zu Großbritannien.

Dort ließ sich in den vergangenen Wochen beobachten, wie schnell die Delta-Variante die Infektionslage trotz einer weit fortgeschrittenen Impfkampagne verschlechtern kann:

  • Im April wurden in England die ersten Fälle dieser Mutante nachgewiesen, die zum großen Teil auf Reisende aus Indien zurückgehen soll. Sie kamen an, bevor die britische Regierung Indien auf die sogenannte rote Liste mit verpflichtender, zehntägiger Hotelquarantäne setzte.

  • Anfang Mai, als die britische Gesundheitsbehörde Public Health die Delta-Variante als »besorgniserregend« einstufte, machte Delta bereits rund ein Viertel der Fälle aus.

  • Mitte Mai überholte diese Mutante dann schon die Alpha-Variante. Zwei Wochen später gab es fast nur noch Delta-Fälle.

Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt in Großbritannien derzeit wieder bei rund 70; zuvor rangierte sie wochenlang bei um die 20. Die Inzidenzen legten also rasant zu, obwohl mittlerweile bereits mehr als 57 Prozent der Erwachsenen in Großbritannien vollständig geimpft sind. Die Regierung in Großbritannien verschob geplante Lockerungen für England und Teile Schottlands um mehrere Wochen.

Die Delta-Variante sei wegen ihrer schnelleren Übertragbarkeit ernst zu nehmen, sagt der Berliner Physiker Dirk Brockmann vom Institut für Biologie der Humboldt-Universität. Man müsse bedenken, dass Werte im bundesweit niedrigen Prozentbereich zumeist noch auf lokale Ausbrüche zurückgingen, sagte er am Mittwoch im rbb-Inforadio. Auch die Alpha-Variante habe so klein angefangen, sich dann aber durchgesetzt. Das werde seiner Einschätzung nach mit der Delta-Mutante auch so kommen.

aar/dpa
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