Gemeinsam gegen Corona Helft allen - oder niemand ist sicher

Aufklärungsunterricht zum Thema Desinfektion in Nairobi, Kenia
Foto: Donwilson Odhiambo/ ZUMA Wire/ imago imagesCovid-19 ist eine Pandemie, die keine Grenzen kennt. Daher ist auch ihre Bekämpfung nur möglich, wenn wir in unserem Denken und Handeln nationale Grenzen überwinden. Das gilt ausnahmslos für alle Länder.
Inzwischen hat das Virus Regionen erobert, in denen Krieg herrscht und sauberes Wasser oder Seife Mangelware sind. Ganz zu schweigen von Krankenhausbetten für die Menschen mit schweren Krankheitsverläufen.
Covid-19 zwingt bereits wohlhabende Länder mit guten Gesundheitssystemen in die Knie - nicht auszudenken, was die Ausbreitung der Infektion in Ländern anrichten wird, die schon jetzt in einer schweren humanitären Krise stecken, sei es aufgrund von Kriegen, Naturkatastrophen oder dem Klimawandel.
Nur, dass es auszudenken ist: Wenn wir gegen die Ausbreitung des Coronavirus in diesen Gegenden der Welt nichts unternehmen, wird das Millionen Menschen in Lebensgefahr bringen, zum Kollaps der politischen Ordnung führen und zum erneuten Aufflammen der Epidemie in Ländern, die sie besiegt zu haben schienen.
Es ist verständlich, dass jedes Land bei der Bekämpfung der Pandemie zuerst an nationale Maßnahmen und an den Schutz der eigenen Bevölkerung denkt. Aber die harte Wahrheit lautet: Kein Land wird seine eigenen Bürger schützen können, wenn es nicht zugleich die ärmsten Länder der Welt tatkräftig dabei unterstützt, Schutzmaßnahmen gegen Covid-19 zu ergreifen.
Am 31. Dezember 2019 wandte sich China erstmals an die Weltgesundheitsorganisation (WHO). In der Millionenstadt Wuhan häuften sich Fälle einer rätselhaften Lungenentzündung. Mittlerweile sind mehr als 180 Millionen Menschen weltweit nachweislich erkrankt, die Situation ändert sich von Tag zu Tag. Auf dieser Seite finden Sie einen Überblick über alle SPIEGEL-Artikel zum Thema.
Denn ein Virus macht an keiner Grenze Halt, und wie stark wir im Kampf gegen Covid-19 sind, darüber entscheidet das Gesundheitssystem mit den größten Schwächen.
Die Situation macht zu Recht Angst
Viele Länder unternehmen Anstrengungen, die Verbreitung von Covid-19 einzudämmen, indem Ausgangssperren verhängt, Geschäfte geschlossen und der internationale Reiseverkehr eingestellt wird. Augenblicklich sind mehr als 17.000 Todesopfer weltweit zu verzeichnen, eine traurige Bilanz.
Diese Situation macht zu Recht Angst. Für viele Menschen ist der Verlust ihrer Lieben, ihres Lebensunterhalts und ihrer Lebensweise zu einer ganz realen Bedrohung geworden.
Es ist also durchaus sinnvoll, dass die Bürger in Europa, den USA und anderen wohlhabenden Staaten zum Schutz der besonders Gefährdeten unter ihnen Abschottungsmaßnahmen ergreifen. Ihren Regierungen kommt aber noch eine andere Aufgabe zu: Sie müssen auf das Geschehen in anderen Teilen der Welt reagieren, wenn sie die Pandemie stoppen wollen.
Das Virus beginnt, sich in Staaten mit schwächeren Gesundheitssystemen auszubreiten, obwohl die Regierungen und die Gesellschaft alles Erdenkliche unternommen haben, es fernzuhalten.
Obwohl vor allem ältere Menschen von einem schweren Krankheitsverlauf betroffen sind, bleiben die Jüngeren keineswegs verschont. Wie Daten aus vielen Ländern deutlich belegen, machen die unter 50-Jährigen inzwischen einen erheblichen Teil der stationär Behandlungsbedürftigen aus. Es steht zu erwarten, dass sich dieser Anteil erhöht in Ländern, in denen viele Kinder an Mangelernährung leiden und von anderen ansteckenden Krankheiten geschwächt sind.
Es wäre also nicht nur grausam, sondern auch unvernünftig, die ärmsten Länder bei ihrem Kampf gegen Covid-19 allein zu lassen.
Unsere Mitarbeiter sind rund um die Uhr im Einsatz, um diese Pandemie zu bekämpfen. Gemeinsam mit Regierungen und der Industrie setzt die WHO alles daran, die Produktion von Schutzausrüstung schnellstmöglich hochzufahren. Bisher konnten wir 68 Länder mit dem Allernotwendigsten ausrüsten und 1,5 Millionen Testkits in 120 Länder verschiffen.
Im Laufe nur weniger Wochen hat das Virus bereits Tausende von Menschenleben gekostet, der Weltwirtschaft schweren Schaden zugefügt und zahllose Existenzen gefährdet. Wir müssen alles dafür tun, schneller zu sein als Covid-19.
Deshalb arbeiten die Uno-Organisationen an einem koordinierten Maßnahmenpaket und beabsichtigen, einen globalen Corona-Fonds aufzulegen, um die ärmsten Länder im Kampf gegen das Virus finanziell zu unterstützen.
Der Kampf gegen Covid-19 duldet keine Halbherzigkeiten
Das Hilfsprogramm dient der Bereitstellung von Testkits und Laboreinrichtungen zur Durchführung von Corona-Tests sowie von medizinischen Gerätschaften für die Behandlung von Covid-19-Erkrankten. Zudem wollen wir in Flüchtlingslagern und Siedlungen mobile Handwaschstationen einrichten und durch den Aufbau von Luftbrücken und Drehkreuzen in ganz Afrika, Asien und Lateinamerika dafür sorgen, dass humanitäre Helfer und Güter dorthin gelangen, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Außerdem sind umfassende Aufklärungskampagnen geplant, um die Menschen darüber zu informieren, wie sie sich und andere schützen können.
Es liegt in unser aller Interesse, dieses Vorhaben zu unterstützen.
Wir bitten die Regierungen daher um zweierlei.
Erstens: Stellen Sie Finanzmittel für dieses weltweite humanitäre Programm zur Verfügung. Nur mit ausreichender Finanzkraft ist es überhaupt zu stemmen
Zweitens: Stellen Sie die Finanzierung bestehender humanitärer Hilfsmaßnahmen, auch in den Flüchtlingslagern, nicht ein. Das würde nur die Ausbreitung von Cholera, Masern und Meningitis begünstigen, zu einer Mangelernährung von noch mehr Kindern führen und Extremisten ein leichtes Spiel bereiten. Ein günstiger Nährboden für das Coronavirus.
In allen von der Pandemie betroffenen Ländern wird die Frage laut, auf welchen Zeitraum wir uns einzustellen haben. Um ehrlich zu sein: Darauf gibt es im Augenblick noch keine Antwort. Wir stehen erst am Anfang.
So viel können wir aber bereits sagen: Der weitere Verlauf der Pandemie wird von den Maßnahmen abhängen, die wir alle ergreifen - als Staaten, als Gesellschaften und als Individuen.
Es wird noch einige Zeit brauchen, Solidarität und koordiniertes Vorgehen benötigen, bis wir das Virus eingedämmt haben. Aber wir werden es besiegen.
Allerdings duldet der Kampf gegen Covid-19 keine Halbherzigkeiten. Das Virus ist eine Bedrohung für die ganze Menschheit. Daher müssen wir uns weltweit zusammentun, um gemeinsam gegen es vorzugehen.
Übersetzung: Christiana Goldmann, Anne Vonderstein