Studie zur Früherkennung Was Bluttests über den Verlauf von Covid-19 voraussagen

Mit verschiedenen Bluttests versuchen Mediziner zu verstehen, ob der Körper die Coronaviren erfolgreich bekämpft oder nicht
Foto: Luis Alvarez / Getty ImagesDas Tückische an einer Coronavirus-Infektion ist ihr Verlauf: Zuerst spüren die meisten Menschen oft wenige, dann sehr unterschiedliche Symptome, von denen meist unklar ist, ob es wirklich Corona oder nur eine Erkältung ist. Schließlich kann sich die vermeintlich milde Ansteckung aber sehr schnell zu einem lebensbedrohlichen Krankheitsbild entwickeln. Je früher Ärzte wissen, wie der Körper mit der Bekämpfung des Virus fertig wird, desto besser können sie helfen.
Deshalb arbeiten Forscher seit Monaten an Methoden der differenzierten Früherkennung, um die Krankheit besser einschätzen zu können. Dafür eignen sich Bluttests besonders gut. Eine vielversprechende Auswertung von Blutwerten ist der "Dublin-Boston-Score". Dessen Verfahren haben irische Forscher am Royal College of Surgeons in Dublin entwickelt.
Bei der Blutuntersuchung werden zwei Moleküle gemessen, die Auskunft über das körpereigene Immunsystem geben und Entzündungen kontrollieren. Das Molekül Interleukin (IL) -6 ist entzündungsfördernd, sein Gegenpart IL-10 ist entzündungshemmend. Dabei misst der Test das Verhältnis der beiden Moleküle, schreiben die Autoren in der Studie, die in der Fachzeitschrift "EBioMedicine" veröffentlicht wurde. Innerhalb von vier Tagen können sie anhand des Verhältnisses von IL-6 und IL-10 dann errechnen, wie stark ein Covid-19-Patient erkrankt ist und wie wahrscheinlich ein schwerer Verlauf ist.
Der "Dublin-Boston-Score" könne bereits nach einer Woche genaue Aussagen machen, wenn das Blut der Patienten in den ersten vier Tagen der Erkrankung untersucht wurde. "Mit dem Test kann man recht einfach den Krankheitsverlauf bestimmen, und er kann auf alle Covid-19-Patienten angewandt werden, die ins Krankenhaus eingeliefert werden", sagt Studienautor Gerry McElvaney.
Bluttest mit T-Zellen
Bereits im Juni erschien eine erste Bluttest-Studie, mit der Forscher ebenfalls versuchten, den Krankheitsverlauf von Covid-19-Patienten zu bestimmen. Das chinesisch-deutsche Forscherteam nutzte damals allerdings Killer-T-Zellen, die mit einem Oberflächenmarker (CD8) versehen waren. Killer-T-Zellen töten Körperzellen ab, die mit dem Virus infiziert sind und auf die der Erreger angewiesen ist, um sich zu vermehren.
Je weniger die Patienten davon haben, desto schwerer könnten sie erkranken, erklärte Studienautor Ulf Dittmer, Direktor des Instituts für Virologie der Uniklinik Essen und Vizepräsident der Gesellschaft für Virologie. Die Studie erschien damals im Fachmagazin "The Lancet ".
Besonders betroffen waren Dittmer zufolge Patienten mit Vorerkrankungen, die die Anzahl der T-Zellen reduzieren - etwa Patienten nach Transplantationen, bei denen Medikamente verhindern, dass der Körper das neue Organ abstößt. Daneben zählten jedoch auch Krebspatienten unter einer Chemotherapie, ältere Menschen - die Zahl der T-Zellen sinkt altersbedingt - und fettleibige Patienten zu den Risikogruppen.
Voraussage von Sterblichkeit
Wissenschaftler des Massachusetts General Hospital vermuten nun sogar, dass sich die Sterblichkeit von Covid-19-Patienten mit einem Bluttest voraussagen lässt: Sie fanden eine Korrelation von Größe und Anzahl roter Blutkörperchen und einem tödlichen Verlauf der Krankheit. Für die Studie hatten sie rund 1600 erwachsene Patienten auf Auffälligkeiten bei roten Blutzellen untersucht. Aus dem Standardtest zur Verteilung der Blutkörperchen (RDW-Test) wird ein sogenannter RDW-Wert ermittelt. Bei einem angehobenen RDW-Wert sei die Sterblichkeitsrate über 30 Prozent höher gewesen, bei normalen Testergebnissen nur rund 11 Prozent.
Bereits bei anderen schweren Erkrankungen wie Krebs oder Diabetes ist laut den Forschern eine starke Veränderung von Art und Anzahl der Blutzellen beobachtet worden.
Schwere Verläufe können für Covid-19-Patienten lebensbedrohlich sein. Im schlimmsten Fall endet Covid-19 mit dem Tod, im Mittel bereits 18 Tage nach den ersten Beschwerden.