Drogen Alkoholvergiftungen bei Kindern nehmen zu
Hamm - "Kinder und Jugendliche treffen sich heutzutage nur, um in der Gruppe zu trinken", sagte Rolf Hüllinghorst, Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS). Infolgedessen sei die Zahl der Minderjährigen, die mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert werden, in den vergangenen Jahren gestiegen. Erst kürzlich war ein elfjähriger Junge an Weiberfastnacht mit zwei Promille Alkohol im Blut in ein Aachener Krankenhaus gekommen.
Hüllinghorst fordert angesichts des alarmierenden Alkoholkonsums von Kindern und Jugendlichen in Deutschland ein neues gesellschaftliches Bewusstsein im Umgang mit dieser Droge. "Wir sind eines der letzten Länder, wo Alkoholwerbung nicht reglementiert wird", kritisierte er am heutigen Montag in einem ddp-Interview in Hamm.
In der Bundesrepublik fließen ihm zufolge jährlich 500 Millionen Euro in die Alkoholwerbung, was besonders auf Minderjährige einen großen Einfluss habe. Hüllinghorst reagierte damit auf die kürzlich vorgestellte Studie des Uno-Kinderhilfswerks Unicef, wonach etwa 17 Prozent der deutschen Kinder und Jugendlichen bereits zweimal oder häufiger betrunken waren.
"Bei uns gibt es inoffizielle Trinkregeln, die den Alkoholkonsum fördern. Es ist normal, Alkohol zu trinken", sagte Hüllinghorst. Das Bewusstsein der Erwachsenen für diese Gefahren sei kaum vorhanden und habe deshalb gravierende Auswirkungen auf Minderjährige. Im Gegensatz zu anderen Ländern seien die Kontrollen über den Alkoholausschank oder -verkauf in Deutschland viel zu gering. Kinder und Jugendliche hätten wenig Probleme, an Alkohol heranzukommen. Hüllinghorst forderte die Alkoholindustrie auf, alle Menschen zu schulen, die Alkohol verkaufen oder ausschenken.
Der Zigarettenkonsum von Kindern und Jugendlichen ist dagegen Hüllinghorst zufolge zurückgegangen. Dies liege zum einen an der Erhöhung der Tabaksteuer und den erschwerten Zugangsbeschränkungen beim Zigarettenkauf als auch am veränderten gesellschaftlichen Klima in punkto Rauchen. Dennoch sei die Bundesrepublik noch immer "ein Land von Rauchern". Es gebe im europäischen Vergleich immer noch zu wenig Restriktionen und viel zu viele Zigarettenautomaten.
hda/ddp