Prognose der Initiative Earth4All Weltweites Bevölkerungswachstum könnte schon 2040 gestoppt werden

Die Uno rechnet erst ab 2080 mit einem Schrumpfen der Weltbevölkerung. Experten erwarten den Wendepunkt nun deutlich früher – vorausgesetzt, es wird kräftig investiert.
Menschenmasse in London: 8,5 Milliarden im Jahr 2040?

Menschenmasse in London: 8,5 Milliarden im Jahr 2040?

Foto: Victoria Jones / dpa

Armut bekämpfen, Geschlechtergerechtigkeit verbessern: Unter anderem dank dieser Maßnahmen könnte die Weltbevölkerung früher schrumpfen als bisher erwartet. Das ergab eine Prognose  der Initiative Earth4All, die unter Federführung des Club of Rome, der Norwegian Business School und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) steht.

Demnach würde die Weltbevölkerung um 2040 einen Höchststand von 8,5 Milliarden Menschen erreichen – und bis zum Ende des Jahrhunderts auf etwa sechs Milliarden zurückgehen. Voraussetzung sei allerdings ein »Riesensprung« bei den Investitionen in wirtschaftliche Entwicklung, Bildung und Gesundheit.

Die Uno geht bislang von einem Höchststand von rund 10,4 Milliarden Menschen erst im Jahr 2080 aus, wie es in einem Bericht vom Sommer 2022 hieß. Im November hatte die Weltbevölkerung laut Uno die Acht-Milliarden-Marke geknackt. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts erlebte die Welt ein immenses Bevölkerungswachstum: Zwischen 1950 und 2020 hat sich die Weltbevölkerung nach Uno-Daten mehr als verdreifacht.

Die Earth4All-Forscherinnen und -Forscher zeichnen in ihrem nun veröffentlichten Arbeitspapier »People and Planet« zwei mögliche Szenarien für die Zukunft:

  • Im ersten Szenario entwickelt sich die Welt wirtschaftlich ähnlich weiter wie in den vergangenen 50 Jahren. Dann erreiche die Bevölkerung bis 2050 ihren Höchststand.

  • Im zweiten Szenario könnte der Wendepunkt schon 2040 erreicht sein, vorausgesetzt, dass es deutlich größere Investitionen in die Bekämpfung von Armut gibt.

»Wir wissen, dass eine rasche wirtschaftliche Entwicklung in Ländern mit niedrigem Einkommen enorme Auswirkungen auf die Fruchtbarkeitsziffern hat«, sagte Per Espen Stoknes, Leiter des Earth4All-Projekts. Die Zahlen würden dann sinken, wenn Mädchen Zugang zu Bildung erhalten, Frauen wirtschaftlich gestärkt werden »und Zugang zu einer besseren Gesundheitsversorgung haben.« Neben Bildung und Gesundheit seien auch Fortschritte bei der Ernährung in armen Ländern wichtig.

Zwar wächst die Zahl der Menschen seit einiger Zeit immer langsamer, jedoch nicht in allen Regionen. Bis zum Ende des Jahrhunderts werden laut Uno-Bericht etwa dreimal so viele Menschen in Afrika leben wie heute, knapp 4,3 Milliarden – das sind etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung. Die größten Treiber sind dabei vor allem zehn Länder, aus denen 2050 mehr als die Hälfte aller neugeborenen Menschen stammen werden, darunter Nigeria, Äthiopien und der Sudan.

Immer mehr einkommensstarke Länder werden hingegen in eine negative Bevölkerungsentwicklung rutschen und damit schrumpfen. Für eine Stabilisierung wären Länder wie Deutschland auf Migration angewiesen.

apr/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Playlist
Speichern Sie Audioinhalte in Ihrer Playlist, um sie später zu hören oder offline abzuspielen. Zusätzlich können Sie Ihre Playlist über alle Geräte mit der SPIEGEL-App synchronisieren, auf denen Sie mit Ihrem Konto angemeldet sind.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten