Einbalsamierung Chemiker enträtseln ägyptische Mumiensalbe
Wer im alten Ägypten etwas auf sich hielt, ließ sich nach dem Tod einbalsamieren: Nur in einen gut präparierten Körper kann die entflohene Seele des Verstorbenen zurückkehren. Diese Jenseitsvorstellung führte dazu, dass ägyptische Bestattungsexperten im Laufe der Zeit äußerst wirksame Konservierungsverfahren entwickelten.
Wie ausgefeilt diese Techniken waren, zeigt nun eine Studie britischer Forscher. Stephen Buckley und Richard Evershed von der University of Bristol untersuchten 13 Mumien bekannter Herkunft mit modernen chemischen Analyseverfahren. Das älteste Studienobjekt stammt aus der 12. Dynastie (etwa 1985 bis 1795 vor Christus), das jüngste aus römischer Zeit (ab 30 vor Christus), als die Einbalsamierung zunehmend aus der Mode kam.
Wie die Forscher in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins "Nature" berichten, benutzten die ägyptischen Konservatoren eine weit größere Vielfalt natürlicher Substanzen als bislang angenommen. Zudem konnten die Wissenschaftler rekonstruieren, wie sich die Zusammensetzung der Salben mit der Zeit veränderte. Die variierenden Ingredienzien könnten wichtige Rückschlüsse über die alten Handelsrouten der Ägypter ermöglichen.
In den Mumien wiesen Buckley und Evershed unter anderem getrocknete Öle nach. Diese wurden vermutlich in flüssigem Zustand aufgetragen und härteten später aus. Buckley vergleicht diese Substanzen mit einem Holzschutzmittel, welches das Eindringen von Feuchtigkeit verhindert. Zudem entdeckten die Forscher Spuren kostbarer Baumharze, die vermutlich eine spirituelle oder kulturelle Bedeutung hatten. In Proben aus späteren Mumien fand sich auch Bienenwachs.
Heute ist bekannt, dass die im Mumienbalsam enthaltenen Harze und das Bienenwachs antibakterielle Eigenschaften besitzen. Möglicherweise wurden diese Zutaten auch deshalb so populär, weil die Ägypter ihre keimtötende Wirkung erkannten. Gegenüber der Online-Ausgabe von "Nature" verwies Buckley darauf, dass das Wort "Wachs" im Koptischen "mum" heißt - vielleicht kein Zufall, meint der Forscher.