Antarktis-Expedition Die "Endurance" bleibt verschollen

Seit Tagen sucht eine internationale Expedition nach dem Wrack der "Endurance" des legendären Antarktis-Pioniers Ernest Shackleton. Jetzt ist die Mission kurz vor ihrem Ende auf dramatische Weise gescheitert.
Die "Endurance" im Oktober 1915 in der Wedell-See

Die "Endurance" im Oktober 1915 in der Wedell-See

Foto: Royal Geographical Society/ Getty Images

Wie Expeditionsteilnehmer auf ihrer Homepage berichten , hat das südafrikanische Forschungsschiff "Agulhas II" im Packeis den Kontakt mit seinem autonomen Tauchroboter verloren, der das Wrack gesucht hatte. Tagelang wollte eine Expedition mit Hightech-Ausstattung  die "Endurance" aufspüren, das 1915 im Eismeer versunkene Segelschiff des Polarforschers Ernest Shackleton. Jetzt ist die Mission in der Weddell-See gescheitert.

Über 30 Stunden lang war das mit Hochleistungskameras ausgestattete Gefährt AUV7 unter dem Eis im Einsatz. Es hatte sein Suchgebiet in dieser Zeit fast gänzlich abgearbeitet. Ob AUV7 die "Endurance" dabei gefunden hat, ist nicht bekannt; alle Daten und Aufnahmen befinden sich noch in dem Tauchroboter, der nun in der Nähe des Wracks sein eigenes Grab finden dürfte.

Weil das 135 Meter lange Forschungsschiff in immer dichterem Eis drohte eingeschlossen zu werden, hat die Expeditionsleitung aus Sicherheitsgründen entschieden, die weitere Suche nach dem Tauchroboter abzubrechen. Erst in den Morgenstunden des vergangenen Sonntags hatte das Schiff die Position erreicht, die Shackletons Kapitän Frank Worsley damals mit seinem Sextanten als die Untergangsstelle ermittelt hatte. Sie lautet: 68°39'30"S, 52°26'30"W. Der Roboter sollte an dieser Position ein Gebiet mit einer Kantenlänge von 20 Kilometern absuchen.

Das stärkste Holzschiff, das je gebaut wurde

Die "Endurance" liegt dort auf einem sehr flachen Meeresboden in einer Tiefe von etwas über 3000 Metern. Weil es in dem kalten Wasser keine holzzersetzenden Mikroorganismen gibt, vermuten die Forscher, dass das Wrack intakt und in sehr gutem Zustand ist. Zu seiner Zeit galt die 44 Meter lange "Endurance" als das stärkste, zäheste Holzschiff, das je gebaut worden war.

Für ihre extremen Wetterbedingungen ist die Weddell-See berüchtigt. Shackleton nannte sie "die übelste Gegend im übelsten Meer der Welt". Nur wenige Menschen haben dieses Gebiet je bereist. 2002 kam auch das deutsche Forschungsschiff "Polarstern" in die Nähe der "Endurance".

Ernest Shackleton wurde zum bewunderten Krisenmanager

Nachdem sein Schiff am 21. November 1915 vom Eis zerquetscht und versunken war, hatte Ernest Shackleton keine Wahl und musste seine eigentlich geplante Expedition - die erste Antarktisdurchquerung überhaupt - aufgeben. Stattdessen wurde er zum Leiter einer bis heute bewunderten Rettungsmission, die ihm bleibenden Ruhm als nervenstarker Krisenmanager eingebracht hat.

Shackleton und seine 27-köpfige Mannschaft harrten zunächst auf einer Eisscholle aus, die im Meer driftete. Als die Eisscholle zerbrach, erklommen die Männer drei Rettungsboote und steuerten die Insel Elephant Island an, wo die meisten von ihnen mehrere Monate lang in permanenter Dunkelheit campierten.

"Wir sind durch die Hölle gegangen"

Shackleton unterdessen segelte mit fünf Mann in dem Rettungsboot "James Caird" 1500 Kilometer unter schwierigsten Bedingungen zur Insel Südgeorgien, um dort bei einer Walfängerstation Hilfe zu holen für seine gestrandete Crew. Im August 1916, acht Monate nach dem Verlust der "Endurance", konnte er diese endlich nachholen, ein argentinisches Kriegsschiff nahm die Schiffbrüchigen auf.

Auf wundersame Weise hatten alle Expeditionsteilnehmer das Drama im Eis überlebt. An seine Frau schrieb Shackleton damals: "Nicht ein Leben verloren, und wir sind durch die Hölle gegangen".

me
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