Energiesparlampen Umweltbundesamt warnt vor Gift in Öko-Leuchten

Energiesparlampe: Mängel bei der Entsorgung
Foto: A2942 Ingo Wagner/ dpaBerlin - gehen mit Strom wesentlich sparsamer um als Glühlampen, doch sie haben einen gravierenden Nachteil: Gehen die Öko-Leuchten zu Bruch, ist äußerste Vorsicht geboten. Denn in den neuen Lichtquellen steckt Quecksilber. Das giftige Schwermetall ist deshalb so unberechenbar, weil es schon bei Raumtemperatur verdampfen kann und somit die Raumluft belastet.
Jetzt hat das Umweltbundesamt (UBA) eine erste Einschätzung der Gesundheitsgefahren durch entweichendes Quecksilber bei zerbrochenen Energiesparlampen veröffentlicht. Eine Stichprobe hat demnach gezeigt, dass nach dem Bruch die Quecksilber-Belastung in der Raumluft auf das 20-Fache des Richtwerts von 0,35 Mikrogramm pro Kubikmeter steigen kann.
"Das Quecksilber ist die Achillesferse der Energiesparlampen. Daher brauchen wir mittelfristig eine Lampentechnik, von der keine Quecksilberbelastung ausgeht", sagte UBA-Präsident Jochen Flasbarth. Die richtige und notwendige Energieeinsparung von bis zu 80 Prozent gegenüber Glühbirnen müsse einhergehen mit sicheren Produkten, von denen keine vermeidbaren Gesundheitsrisiken ausgehen.
Kunststoff-Ummantelung schützt
Deshalb rät das UBA, in Kinderzimmern und an anderen Stellen mit erhöhtem Bruchrisiko Energiesparlampen einzusetzen, die mit einer Kunststoffummantelung oder anderen Schutzmaßnahmen gegen ein Zerbrechen gesichert sind. Gleichzeitig forderte Flasbarth die Industrie dazu auf, überhaupt mehr solcher Lampen anzubieten.
Geschehe dies nicht freiwillig, müsse die EU das gesetzlich vorschreiben, sagte der UBA-Präsident. Mittelfristig sollte Lampentechnik zudem ganz auf Quecksilber verzichten. Zurzeit dürfen Energiesparlampen bis zu fünf Milligramm Quecksilber enthalten.
Angesichts der Ergebnisse des UBA verlangt der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) jetzt, das Glühlampenverbot auszusetzen. "Der Staat hat bei der Produktsicherheit offenbar geschlafen", erklärte VZBV-Vorstand Gerd Billen. Die Bundesregierung müsse nun dafür sorgen, dass die Leidtragenden nicht die Verbraucher sind, und in Brüssel eine Aussetzung des Verbots erwirken. Hersteller und Händler sollten ihren Kunden das Geld für die unsicheren Produkte zurückerstatten.
Bei dem Test wurden zwei Energiesparlampen von europäischen Markenherstellern untersucht: eine mit zwei Milligramm und die andere mit fünf Milligramm Quecksilber. Beide hatten keine Schutzummantelung und wurden in heißem Zustand zerbrochen. Bei beiden Lampen wurden nach fünf Minuten und auch noch nach fünf Stunden in einem Meter Höhe über dem Fußboden erhöhte Konzentrationen von Quecksilber gemessen.
Wie bedenklich die Quecksilbergase aus zerbrochenen Energiesparlampen für den Einzelnen sind, können die Experten nicht genau sagen. Vor allem bei Säuglingen, Kleinkindern und Schwangeren seien die gesundheitlichen Risiken nur schwer abzuschätzen. Generell kann sich Quecksilber im Gehirn und in den Nieren anreichern und dort Schäden anrichten. Weil sich bei Kindern Nervensystem und Gehirn noch entwickeln, könnte ihr Nervensystem empfindlicher auf Quecksilber reagieren als das von Erwachsenen, vermuten Toxikologen.
Deshalb gibt das UBA auch nützliche Hinweise beim Gebrauch von Kompaktleuchtstofflampen, wie sie im Fachjargong heißen:
- Zerbricht eine Energiesparlampe, sollten sofort die Fenster zum Lüften weit geöffnet werden. Direkt nach dem Zerbrechen ist der Quecksilbergehalt der Raumluft am höchsten.
- Personen und Haustiere sollten für etwa 15 Minuten den Raum verlassen.
- Heizungen oder Klimaanlagen sollte man abschalten.
- Anschließend sollte man alle weiteren Reinigungs- und Aufräumarbeiten mit geöffnetem Fenster durchführen.
- Lampenreste kehrt man am besten mit einem Pappkarton zusammen. Bruchstücke lassen sich mit Hilfe von Klebebändern aus dem Teppich holen. Alle Reste sollten dann in ein Schraubglas und auf schnellstem Wege zum Sondermüll gebracht werden. Energiesparlampen dürfen nicht über den Hausmüll entsorgt werden.
Dennoch gilt die Energiesparlampe weiterhin als probates Mittel, um die Energieeffizienz zu steigern und damit beim Klimaschutz nützlich zu sein: Auf dem Uno-Klimagipfel in Cancún hat die Uno-Umweltbehörde Unep am Mittwoch neueste Zahlen veröffentlicht. Demnach könnte allein Indonesien rund eine Milliarde US-Dollar einsparen und die Treibhausgas-Emissionen um acht Millionen Tonnen CO2 pro Jahr senken, wenn es auf Energiesparlampen umsteigen würde.
Ähnlich sähen dem Bericht zufolge die Bilanzen in anderen Ländern aus: Südafrika könnte 280 Millionen Dollar einsparen. Die Reduktion des CO2-Ausstoßes würde der Abschaffung von 625.000 Autos jährlich entsprechen. Im Falle Brasiliens wären es laut der Untersuchung sogar zwei Milliarden Dollar und vier Millionen Tonnen CO2 jährlich. Das entspricht einem CO2-Äquivalent von einer Million Autos.
Auch Mexiko könnte nach Angaben der Unep 900 Millionen Dollar und fünf Millionen Tonnen CO2 jährlich einsparen. Tatsächlich plant die dortige Regierung, Glühlampen bald landesweit durch Energiesparlampen zu ersetzen.
Herkömmliche Glühbirnen mit 100 und 75 Watt dürfen in der EU nicht mehr verkauft werden, da sie als Energiefresser gelten. Ab September 2012 dürfen auch die am meisten verbreiteten 60-Watt-Birnen nicht mehr neu in Verkehr gebracht werden. Lagerbestände dürfen Händler aber weiter verkaufen.