Forschung und Politik EU-Kommission entlässt wissenschaftliche Chefberaterin

Gefeuert: Wissenschaftliche Chefberaterin der EU Anne Glover
Foto: imagoDie EU-Kommission hat ab sofort keinen wissenschaftlichen Chefberater mehr. Die Position war erst vor zwei Jahren mit der Britin Anne Glover erstmals besetzt worden. Nun wurde die Stelle vom neuen Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker gestrichen. Glover selbst machte ihre Entlassung am Mittwoch publik, wollte sie jedoch nicht kommentieren.
Der damalige Kommissionspräsident José Manuel Barroso hatte sich schon 2009 für die Einrichtung des Postens starkgemacht. Glover, eine Biologieprofessorin, beriet die EU-Kommission in allen wissenschaftlichen Fragen ab 2012. Sie wolle vermitteln, "dass die Wissenschaften zu den Grundpfeilern unserer europäischen Kultur gehören", schreibt sie in ihrer Selbstdarstellung .
Die neue EU-Kommission wollte nicht mitteilen, ob oder wie die Position des Wissenschaftlichen Chefberaters weitergeführt werden soll. Präsident Juncker habe noch nicht entschieden, wie er die unabhängige wissenschaftliche Beratung künftig organisieren wolle, sagte eine Kommissionssprecherin der Website des Magazins "Nature" .
Die Streichung des Postens sorgt europaweit für Empörung. Paul Nurse, Präsident der Royal Society in London sagte: "Wenn die Kommission einen plausiblen Plan dafür hat, wie sie wissenschaftliche Evidenz nutzen will, sollte sie ihn schnell offenlegen." Geschehe dies nicht, sei dies Wasser auf die Mühlen derer, die der Kommission unterstellten, auf den Rat informierter Forscher keinen Wert zu legen.
"Das ist ein trauriger Tag für die Wissenschaft, die Politik und die Öffentlichkeit in Europa" sagte Colin Blakemore, Hirnforscher an der University of London laut "The Telegraph" . Die "Süddeutsche Zeitung" zitiert Jörg Hacker, Präsident der deutschen Nationalen Akademie Leopoldina: "Ich bedauere sehr, dass die Position des Chief Scientific Adviser des EU-Kommissionspräsidenten offenbar abgeschafft werden soll." Europa brauche eine Stärkung der wissenschaftsbasierten Politikberatung, keine Schwächung.