Streit um Top-Archäologin Ist die Max-Planck-Gesellschaft frauenfeindlich?

Nicole Boivin
Foto:Sven Döring / MPG
Wegen der Absetzung einer Institutsleiterin wächst der Druck auf Martin Stratmann, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft (MPG). Er hatte nach mehrjährigen Untersuchungen über angebliches Fehlverhalten Nicole Boivin vom Direktorenposten am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena entfernt.

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Die Archäologin ist die zweite Direktorin seit 2016, die infolge von Vorwürfen ihren Posten nicht mehr innehat. Angesichts des sehr geringen Frauenanteils in der Führung der Institute löst der Fall Unruhe in der internationalen Wissenschaftswelt aus. In einem offenen Brief an die MPG-Führung äußern sich 145 Wissenschaftlerinnen besorgt angesichts der »Entlassungen, Degradierungen und Konflikte im Zusammenhang mit Direktorinnen«.
Nobelpreisträgerin fassungslos
Unabhängig davon zeigt sich auch Christiane Nüsslein-Volhard ob des neuen Falls »fassungslos«; die Nobelpreisträgerin schrieb einen empörten Brief an die MPG. Der frühere MPG-Vizepräsident Herbert Jäckle erklärt, die Vorwürfe gegen Boivin nicht beurteilen zu können, stellt jedoch fest: »Die Max-Planck-Gesellschaft hat leider ein Frauenproblem.« Die MPG teilt mit, zu Boivin »ohne Einwilligung der betreffenden Personen« keine Stellung nehmen zu können.
Boivin geht gerichtlich gegen ihre Absetzung vor.