Fettfrei Auf dem Weg zu ewiger Schlankheit
Dem "Geheimnis mühelosen Abnehmens" wollen Wissenschaftler des Baylor College of Medicine in Houston im US-Bundesstaat Texas auf die Spur gekommen sein. Menschen werden zwar in absehbarer Zeit noch immer auf Diäten, Sport oder Schlankheitspillen angewiesen sein, genetisch veränderte Mäuse dagegen können seit kurzem ohne Reue schlemmen.
Verantwortlich dafür ist ein Protein namens Perilipin - beziehungsweise dessen Fehlen im Körper der Nager. Denn, so Baylor-Professor Lawrence Chan: "Normalerweise bedeckt Perilipin die Oberfläche von Fett speichernden Tröpfchen in Fettzellen." Mit der Folge, dass bestimmte Enzyme wie HSL (hormone-sensitive lipase) das Fett nicht abbauen können.
Fehlt den Mäusen allerdings das Gen, das für die Synthese von Perilipin zuständig ist, haben Fettpolster keine Chance: Sobald sich Fett bildet, wird es von HSL auch schon wieder abgebaut. "Durch diesen Prozess wird jede Menge Energie verbrannt, die ansonsten in Form von Fett gespeichert würde", sagt Chan.
Um mehr Kalorien zu verbrennen, muss der Körper auch mehr arbeiten. Folglich konnten die Forscher eine - verglichen mit normaler Labormäusen - deutlich höhere Stoffwechselaktivität feststellen. Die genetisch veränderten Versuchstiere hatten zudem, bei gleicher Anzahl von Fettzellen, acht Prozent mehr Muskeln und nur halb so viel Fett wie ihre natürlichen Artgenossen. Und das, obwohl sie ein Viertel mehr Futter konsumierten und den Lebenswandel einer "Couch-Maus" führten.
Selbst Mäuse, die auf Grund eines Gendefekts von Natur aus übergewichtig sein müssten, konnten von der Perilipin-Kur profitieren: Sie wuchsen, nachdem sie das Protein nicht mehr herstellen konnten, schlank auf.
Für Chan und seine Kollegen sind die im Fachmagazin "Nature Genetics" veröffentlichten Ergebnisse viel versprechend und äußerst "aufregend". Schließlich ist "Peripilin nicht nur im menschlichen Körper aktiv, es wirkt auch fast ausschließlich auf die Fettzellen".
Damit könnte der Weg zu neuen Schlankheitspillen offen sein: Medikamente, mit denen Stoffe wie Perilipin äußerst präzise ausgeschaltet werden können, hätten möglicherweise weniger Nebenwirkungen als Pillen, die auf das Gehirn oder bestimmte Organe wirken.
Die Forscher warnen jedoch gleichzeitig vor allzu viel Optimismus: "Das ist ein sensationeller erster Schritt", meint Chan. "Doch bis der Sprung von Mäusen zu übergewichtigen Menschen geschafft ist, wird noch jede Menge Zeit vergehen."
Alexander Stirn