Fliegenforscher Malaria-Mücken stechen auch in Deutschland

Nicht nur in tropischen Breiten kann die Anopheles-Mücke Malaria übertragen. Auch in heimischen Gefilden droht von den Stechfliegen, so ein Duisburger Mediziner, offensichtlich Gefahr.

Die gefährlichste Form der Malaria ist nach Angaben deutscher Mediziner in sehr seltenen Fällen auch durch heimische Mücken übertragbar. Das sei anhand der Ansteckung zweier Kinder 1997 in Duisburg deutlich geworden, berichtete Kinderarzt Andreas Rech vom Klinikum Duisburg am Dienstag.

Bislang nahmen Mediziner an, dass die so genannte Malaria tropica nicht durch heimische Mücken übertragbar ist. Britische Wissenschaftler hätten jedoch herausgefunden, dass sich der Malariaerreger in bestimmten Fällen auch in der heimischen Stechmücke Anopheles plumbeus entwickeln könne.

Zwar handele es sich um Einzelfälle, dennoch sei eine Ansteckung vor Ort nicht mehr auszuschließen. Durch Touristen oder Einheimische aus Malariagebieten könne der Erreger nach Deutschland gebracht werden. Viele Migranten hätten den Erreger im Körper, seien aber selbst immun dagegen. Bei Deutschen hingegen würde die Krankheit bei Übertragung ausbrechen.

Die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung in Deutschland sei allerdings eher gering, so Rech weiter. Seit 1997 sei ihm kein weiterer Fall bekannt geworden. Eine Epidemie könne ausgeschlossen werden. Nur unter besonderen klimatischen Bedingungen wie etwa andauernden Temperaturen über 25 Grad könne die Mücke den Erreger übertragen.

Im Sommer 1997 waren zwei Kinder aus Duisburg an der Malaria tropica erkrankt, obgleich sie sich nicht in Malariagebieten aufgehalten hatten. Nachforschungen ergaben, dass zur selben Zeit ein an Malaria erkranktes Kind aus Angola in der Duisburger Klinik lag. Ein Mückenforscher fand nahe der Klinik in einem wassergefüllten Astloch Larven der Mückenart Anopheles plumbeus.

Diese ist mit der Anopheles-Mücke verwandt, die in südlichen Ländern Malaria überträgt. Er und ein Kollege hätten daraus geschlossen, dass der Erreger durch die Mücke übertragen worden sei, sagte Rech. Die britischen Forscher hatten laut Rech unabhängig davon herausgefunden, dass die Mücke Anopheles plumbeus Malaria übertragen kann.

Doch noch von einer weiteren Seite droht Gefahr. Sollte die Erderwärmung, wie von Klimatologen vorhergesagt, anhalten, könnten sich auch in Deutschland die Anopheles-Mücken breit machen. Experten rechnen damit, dass bereits wenige Grad Temperaturerhöhung eingeschleppte Mücken (beispielsweise am Oberrhein) wieder heimisch machen.

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