Flugschreiber-Daten Schwierige Suche nach der Black Box
Zwei Kisten von der Größe eines Schuhkartons könnten das Geheimnis des Fluges AF447 von Rio de Janeiro nach Paris lüften. Der Airbus A330-200 verschwand etwa 3,5 Stunden nach dem Start . Kein Notruf der Besatzung wurde aufgefangen. Einziger Hinweis auf mögliche technische Probleme ist das Unwettergebiet, das die Maschine auf dem Weg von der Süd- zur Nordhalbkugel durchquerte.
Der Airbus ist ins Meer gestürzt - Suchflugzeuge sichteten am Dienstagnachmittag erste Wrackteile, die von dem Flugzeug stammen könnten. Und auch wenn kaum Chancen bestehen, noch Überlebende mitten im Atlantik zu finden, so hoffen die Rettungskräfte zumindest, einen oder beide Flugschreiber bergen zu können. Wie alle größeren Flugzeuge hatte auch der französische Airbus A330-200 zwei Black Boxes an Bord: Eine zeichnet die Cockpitgespräche auf (Voicerecorder), die andere speichert die Flugdaten des Jets. Dies sind Hunderte verschiedene Einzelwerte, etwa Flughöhe, Kurs, Geschwindigkeit, Anstellwinkel der Tragflächen und Stellung der Ruder. Der Voicerecorder erfasst jeweils die letzten Minuten, der Flugdatenschreiber sogar mehrere Stunden.
Wenn ein Flugzeug über Land abstürzt, ist die Suche nach den orange lackierten Boxen vergleichsweise leicht. Sie sind in der Regel im Heck der Maschine untergebracht und sollten sich im Wrack oder in dessen Nähe befinden. Die Flugschreiber sind so konstruiert, dass sie selbst harte Aufschläge mit 500 km/h und Temperaturen über 1000 Grad Celsius überstehen.
Fällt eine Maschine ins Meer, dann können in den Boxen eingebaute Sonarsender helfen, die Flugschreiber zu finden. Diese Schallquellen werden aktiviert, sobald die Black Box in Kontakt mit Wasser gerät. "Das Signal sollte mindestens 30 Tage gesendet werden", sagt George Blau von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Blau leitet in der Behörde, die Flugunfälle in Deutschland aufklärt, den Bereich Flugschreiber.
Liegt der Flugschreiber im Schlamm?
"Ob der Flugschreiber überhaupt gefunden werden kann, hängt von verschiedenen Umständen ab", sagt Blau. Das Schallsignal könne bis zur Wasseroberfläche gelangen, wo Suchschiffe danach fahnden. "Die Reichweite des Signals kann aber auch nur wenige Zentimeter groß sein, wenn die Black Box im Schlamm liegt." Die Reichweite hänge auch von der Wasserqualität ab. Generell müsse man sehr nah an den Flugschreiber herankommen, um ihn zu orten. Schon wegen der gigantischen Ozeanfläche, in der die Unglücksstelle liegen kann, könnte die Suche deshalb misslingen. Hinzu kommt die große Wassertiefe im Atlantik in der Region. Das Wasser ist dort 3000 bis 4000 Meter tief - und mit zunehmender Entfernung wird das Schallsignal immer schwächer.
Die große Wassertiefe könnte auch die Bergung der Flugschreiber erschweren. Dazu werden Tauchroboter eingesetzt. Dass ein auf dem Meeresboden liegender Flugschreiber mysteriöse Abstürze aufklären kann, zeigt der Flug Egypt Air 990. Die Boeing 767 mit 271 Menschen an Bord befand sich am 31. Oktober 1999 auf dem Flug von New York nach Kairo und verschwand eine halbe Stunde nach dem Start plötzlich von den Radarschirmen. Ein Notruf der Crew? Fehlanzeige. Stunden später entdeckte ein Marineschiff Wrackteile im Atlantik.
Erst die Cockpitaufzeichnungen der Black Box in Kombination mit dem Flugschreiber lieferten eine Erklärung für den Absturz: Der Copilot hatte das Flugzeug in einen Sturzflug gebracht, als sein Kapitän gerade das Cockpit verlassen hatte, um zur Toilette zu gehen. Möglicherweise sollte der Absturz ein Terroranschlag sein oder aber ein Selbstmord. Mehrmals war der Copilot auf dem Voicerecorder mit den Worten "Ich vertraue auf Gott" zu hören.
Der Kapitän versuchte nach seiner Rückkehr noch, die Maschine zu retten - allerdings vergeblich.