Forscher-Kontroverse War Einstein Autist?

Er begann erst mit drei Jahren zu sprechen, viele seiner Vorlesungen sollen eher verwirrend denn tiefsinnig gewesen sein: Albert Einstein, Jahrhundert-Genie, könnte nach Ansicht eines britischen Forschers unter einer Form von Autismus gelitten haben. Nicht alle Kollegen sind überzeugt.

London - Der Cambridge-Professor Simon Baron-Cohen ist laut "New Scientist" der Ansicht, dass neben Einstein auch der exzentrischen Physiker Isaac Newton (1643-1727) unter einer leichten Form von Autismus gelitten haben könnte.

Es gehe dabei um das Asperger-Syndrom (AS), das Kommunikationsprobleme mit sich bringe. "Was die meisten Leute mit AS schwierig finden, sind beiläufige Unterhaltungen, sie bekommen einfach keinen Small Talk hin", wird der Entwicklungspsychologe in der Zeitschrift zitiert.

Einstein habe erst als Dreijähriger zu sprechen begonnen und bis zum Alter von sieben Jahren bestimmte Sätze zwanghaft wiederholt. Als Dozent habe er Vorlesungen gehalten, die verwirrend gewesen seien. Allerdings unterhielt er auch enge Freundschaften und engagierte sich politisch, was eher gegen die Diagnose zu sprechen scheint.

Auch Newton habe kaum gesprochen, Vorträge in leeren Sälen gehalten, wenn keine Studenten auftauchten, betont Baron-Cohen - und seine wenigen Freunde habe der Physiker äußerst ruppig behandelt. Beide Forscher sich oft völlig in ihre Forschungsarbeit vertieft und dann nichts anderes mehr gekannt - ein typischer autistischer Zug, wie Baron-Cohen findet.

Glen Elliott, ein Psychiater der University of California in San Franscisco, zeigte sich nicht überzeugt von der These des britischen Kollegen. "Man kann sich durchaus Genies vorstellen, die sozial ungeschickt und doch nicht im Entferntesten autistisch sind", sagte er dem "New Scientist". "Da könnten Ungeduld mit der intellektuellen Langsamkeit anderer, Narzissmus und eine Leidenschaft für die eigene Mission zusammenkommen, um solche Personen zurückgezogen und schwierig zu machen."

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