Freigegebene Ufo-Akten "Wir wollen, dass du mit uns kommst"

Aliens mit zitronenförmigen Köpfen, Laserstrahlen und Entführungsversuche von Außerirdischen: Das britische Verteidigungsministerium hat erneut Akten über angebliche Ufo-Sichtungen veröffentlicht. SPIEGEL ONLINE dokumentiert einige rätselhafte Fälle.

London - 800 Alien-Beobachtungen auf 4000 Seiten: Der Fundus an Erlebnissen mit Außerirdischen, der in den britischen National Archives schlummert, ist anscheinend unerschöpflich. Bereits im Mai und Oktober 2008 hatte das Verteidigungsministerium Einblick in Ufo-Akten aus früheren Jahren gewährt. Jetzt hat die Regierung in London erneut Berichte über angebliche Beobachtungen unbekannter Flugobjekte und über Begegnungen mit Außerirdischen im Netz veröffentlicht , die aus den Jahren 1981 bis 1996 stammen.

Konjunktur hatten die britischen Ufo-Sichtungen zum Beispiel im Jahr 1996. Dafür gibt es möglicherweise eine einfache Erklärung: Experten führen den Anstieg von 117 Fällen im Jahr 1995 auf 609 im Folgejahr auf zwei Ereignisse zurück: Der Science-Fiction-Blockbuster "Independence Day" kam in die Kinos, in dem Außerirdische die Erde überfallen und erst im letzten Moment von der Menschheit besiegt werden können. Außerdem erfreute sich die Mystery-Serie "Akte X" zunehmender Beliebtheit.

"Es liegt auf der Hand, dass es einen Zusammenhang zwischen Zeitungsartikeln, TV-Programmen oder Alien-Filmen und der Zahl der Ufo-Sichtungen gibt, die dem Verteidigungsministerium mitgeteilt werden", sagte Journalistik-Dozent David Clarke von der University of Sheffield.

Wer die Unterlagen in ihrer Gänze lesen möchte, muss Zeit mitbringen. Die Dateien sind groß und die Verbindung zu den National Archives ist nicht immer die schnellste. SPIEGEL ONLINE dokumentiert einige besonders spektakuläre Fälle aus den neuen Akten:

Der Cosford-Zwischenfall

Im Dossier mit der Registriernummer DEFE 24/2086 finden sich Berichte über ein Vorkommnis am 31. März 1993. Damals wollen mehr als 70 Augenzeugen, darunter auch Polizisten und Armeeangehörige, in den Grafschaften Devon, Cornwall, Shropshire sowie im Süden von Wales ein großes, tief fliegendes Objekt gesehen haben. Es habe, so sagten einige aus, einen tiefen Summton von sich gegeben.

In den Unterlagen zu diesem sogenannten Cosford-Zwischenfall finden sich 30 Sichtungen des Objekts über einen Zeitraum von insgesamt sechs Stunden. Auf Anweisung des britischen Verteidigungsministeriums sah sich die Luftwaffe die Radaraufzeichnungen des fraglichen Zeitraums noch einmal an - konnte aber nichts finden.

Einige Beobachter spekulierten, es habe sich bei dem Phänomen um den Testflug eines US-Spionageflugzeugs gehandelt. Die britische Regierung hatte solche Berichte aber stets zurückgewiesen. Stattdessen erklärte sie, es habe sich um die Trümmer einer russischen Rakete gehandelt, die den Satelliten "Cosmos 2238" ins All gebracht habe.

Junger Mann zum Mitreisen gesucht

"Wir wollen, dass du mit uns kommst", sollen die Worte gewesen sein, die ein Alien mit zitronenförmigem Kopf im Mai 1995 sprach. Zwei Jungen hatten kurz vor Mitternacht an einem Tag im Mai an einem Feld in der Grafschaft Staffordshire haltgemacht, weil sie ein dunkel-silbernes Ufo in einem Feld zu sehen glaubten. Atemlos berichteten sie der Polizei von ihren Beobachtungen, die sich nun in den Akten mit der Registriernummer DEFE 24/1961 finden: Beide seien von einer extrem starken Hitze erfasst worden, ihre Haut sei auf einmal glühend rot gewesen.

Der vermeintliche Alienkopf sei unter dem untertassenförmigen Fluggerät aufgetaucht. "Beide schienen sehr aufgeregt und unter Schock zu stehen, und es wurde zunehmend schwieriger, detaillierte Informationen von ihnen zu bekommen", notierte der Beamte. Daraufhin habe man die Jungen nach Hause geschickt und sie gebeten, das Gesehene schriftlich festzuhalten.

Erst zwei Tage später machte sich die Polizei zu der Stelle der angeblichen Ufo-Sichtung auf, konnte aber nichts Ungewöhnliches feststellen. Ein Bauer, der das Feld bestellte, sagte aus, nichts Besonderes beobachtet zu haben.

Zwischenfall an der Luftwaffenbasis

Im Aktenstapel mit der Kennung DEFE 24/1948 finden sich auch zahlreiche Informationen über das bisher wohl bekannteste Ufo-Ereignis der britischen Geschichte, das sich in direkter Nachbarschaft der Luftwaffenbasis Woodbridge in Suffolk zutrug. Bei diesem sogenannten Rendlesham-Zwischenfall im Dezember 1980 hatten US-Armeeangehörige Lichterscheinungen im nahen Wald beobachtet und vermutet, dass dort ein Ufo gelandet sei. Bei der Untersuchung des vermeintlichen Landeplatzes fanden sich auch Spuren an Bäumen und am Boden - und angeblich Reste von Strahlung.

Für all das gab es einen prominenten Zeugen: Der stellvertretende Kommandant der Luftwaffenbasis Charles Halt schrieb im Januar 1981 ein Memo an das Verteidigungsministerium, das sich unter den nun freigegebenen Akten befindet.

Auch die Korrespondenz zwischen den Ministerialbeamten und besorgten Bürgern findet sich in dem Dossier. Sogar mehrere Parlamentsmitglieder wandten sich wegen der Ereignisse an das Verteidigungsministerium, wie das Aktenkonvolut DEFE 24/1970 belegt. Das Ministerium konnte den Zwischenfall nicht erklären, vermerkte aber in seinen Akten, der Vorfall sei "nicht von Wichtigkeit" für die Verteidigung des Landes. In einem Abschlussdokument hieß es, es sei "sehr unwahrscheinlich", dass eine Verletzung des britischen Luftraums von solch einer Zurschaustellung von Lichtern begleitet werden würde, wie sie die Soldaten beobachtet hatten. Auch Spionageaktivitäten anderer Staaten seien aus dem gleichen Grund nicht wahrscheinlich.

Laserstrahlen über dem Friedhof

Ein weiterer rätselhafter Fall soll sich im Juli 1996 an einem Friedhof in der Grafschaft Cheshire ereignet haben. Bei dieser Gelegenheit fand sich auch ein seltener physischer Hinweis, der möglicherweise ein Beleg für die Schilderungen sein könnte. Ein Jugendlicher, der spätabends auf dem Heimweg war, will gesehen haben, wie ein Ufo über den Gräbern schwebte und dann Strahlen abfeuerte. Aus dem Boden sei anschließend Rauch aufgestiegen, gleichzeitig habe er ein grauenhaftes Geräusch gehört, das ihn an schreiende Katzen erinnert habe.

Der junge Mann, laut Polizei-Aufzeichnungen ein vernünftiger Zeitgenosse, berichtete zunächst seinem Vater von den Ereignissen - und auf dessen Anraten auch der Polizei. In den Unterlagen finden sich Aussagen von einem hellen gelben Licht, das die Ausmaße eines zweistöckigen Gebäudes hatte. Worum es sich gehandelt hat, ist bis heute nicht klar. Immerhin: Bei einer Untersuchung fand die Polizei später eine angesengte Bahnschwelle auf dem Gelände des Friedhofs, obwohl es keine Spuren eines Brandbeschleunigers gab.

chs/dpa
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