Fußballforschung Englische Teams schießen weniger Tore
Britische Physiker haben die Häufigkeit extremer Ereignisse in Fußballspielen bestimmt. Das Ergebnis ist für englische Clubs ernüchternd: Sie fallen statistisch aus dem Rahmen.
Die Mathematik fällt ein bitteres Urteil über den englischen Fußball: Wenn man einer Analyse britischer Physiker von der University of Warwick glauben will, spielen sich die Teams der englischen Premier League deutlich seltener in einen Torrausch als Top-Mannschaften in anderen Ländern.
John Greenhough und seine Kollegen werteten für ihre Studie die Ergebnisse von 135.000 Liga- und Pokal-Spielen aus, die von 1999 bis 2001 in 169 Ländern ausgetragen wurden. Dabei entdeckten sie, dass im Durchschnitt in einer von 300 Partien mehr als zehn Treffer erzielt werden - eine derart torreiche Begegnung ereignet sich weltweit einmal pro Tag.
Die Analyse von 17.000 Spielen, die seit 1970 in der Premier League oder im englischen Pokalwettbewerb angepfiffen wurden, ergab dagegen ein ganz anderes Bild: Auf der Insel dürfen die Fans nur in einer von 10.000 Partien über mindestens elf Treffer jubeln. Ein solches Torfestival findet im Schnitt alle 30 Jahre statt, haben die Wissenschaftler errechnet.
Die Untersuchung hat durchaus einen ernsten Hintergrund: Anhand solcher Analysen wollen die Forscher herausfinden, inwieweit sich die Häufigkeit extremer Ereignisse statistisch beschreiben lässt. Entsprechende mathematische Modelle sollen unter anderem helfen, Kurseinbrüche an den Aktienmärkten oder schwere Erdbeben vorherzusagen.
In dieser Hinsicht liefert die Studie einen - wenngleich schwachen - Trost für englische Fußballfans: Die Häufigkeit torreicher Spiele in der Premier League entspricht, wie die Forscher berichten, eher den Erwartungen, während sich die Verteilung in der restlichen Fußballwelt nur mit speziellen statistischen Methoden nachbilden lässt. Genau genommen schießen also nicht die Insel-Clubs zu wenige Tore, sondern die anderen Mannschaften zu viele.
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