Riesige Fischfangflotte vor Südamerika Chinas Beutezug

Ein Schiff der ecuadorianischen Marine umkreist ein Fischerboot
Foto: Santiago Arcos / REUTERSDie Galapagosinseln sind ein einzigartiges Naturparadies im Pazifik. Das Archipel beherbergt zahlreiche endemische Tier- und Pflanzenarten - sie kommen also nur auf den Inseln oder in der sie umgebenden Wasserwelt vor. Die abgeschiedene Lage etwa tausend Kilometer vor der ecuadorianischen Küste in Südamerika reicht aus, um dieses Paradies zu schützen, sollte man meinen.
Doch in den vergangenen Jahren bedrohen Fischer mit teils riesigen Fangflotten den aquatischen Lebensraum. Hunderte Schiffe werfen dort ihre Netze aus - die allermeisten kommen aus China. Immer wieder kam es deshalb zum Konflikt mit der Regierung von Ecuador. Einer der Vorwürfe: Die Fischereischiffe schalten absichtlich ihre Ortungssysteme ab, um unentdeckt innerhalb von Schutzgebieten zu fischen.
Auch in dieser Saison rückten chinesische Fischer wieder mit einer ganzen Flotte an. Knapp 300 Schiffe zählte die Umweltorganisation Oceana. Sie hat dokumentiert, welches Ausmaß die Fischerei der Chinesen vor der geschützten Inselgruppe erreicht. Demnach hat die Flotte im Zeitraum eines Monats Fangfahrten von erstaunlichen 73.000 Stunden Länge absolviert. Dabei hätten es die Chinesen hauptsächlich auf Tintenfische abgesehen. Wie viele Tonnen gefangen wurden, ist nicht bekannt. Tintenfische sind in der Region Nahrungsgrundlage für Robben und Haie.

Satellitendaten zeigen die Position der Schiffe entlang der Ausschließlichen Wirtschaftszone (EEZ). Die Färbung zeigt Fischereiaktivitäten an.
Foto: OceanaDie Oceana-Daten wurden vom 13. Juli bis zum 13. August gesammelt. Sie liefern nur einen kleinen Ausschnitt der Fangaktivitäten in der Region. Aber schon das wirft Fragen zu den Folgen der massiven Befischung auf, heißt es in einem Bericht . 99 Prozent der erkannten Fischerboote stammten aus China. Nur zehn Boote aus anderen Ländern wurden in der Analyse erkannt. Sie fischten innerhalb der vier Wochen ungefähr 775 Stunden.
Die Umweltschützer haben für die Untersuchung Daten von Global Fishing Watch (GFW) verwendet. Für diese Initiative wertet Oceana seit 2016 zusammen mit Google und der Non-Profit-Organisation SkyTruth Satellitenbilder aus. Ein Algorithmus errechnet anhand von Schiffsbewegungen, Geschwindigkeit und Richtung, ob ein Schiff gerade auf Fangfahrt ist - dann ist sein Tempo etwas reduziert. Allerdings sind laut dem Bericht auch Abweichungen möglich. Je nach Datenqualität könnten sich Schiffe auf Fangfahrt befinden, ohne dass der Algorithmus dies erkennt. Andererseits könnten als Fangfahrten identifizierte Bewegungen gar keine sein. In den Daten bleiben also gewisse Unsicherheiten.
Dass derzeit Hunderte, überwiegend chinesische Fischereischiffe vor der Küste der unter Naturschutz stehenden Galapagosinseln unterwegs sind, hat die Regierung Ecuadors bereits im August beunruhigt. Damals klagte das Land über das undurchsichtige Vorgehen der Chinesen. Zwar hielten sich die Boote in internationalen Gewässern auf, hieß es. Aber häufiger würde das Automatic Identification System (AIS) mancher Boote abgeschaltet, dann ist nicht mehr nachzuvollziehen, wo gefischt wird.
Laut den Oceana-Daten wurden in dem untersuchten Zeitraum 43 Fälle von AIS-Abschaltungen von chinesischen Schiffen registriert. Im Schnitt sendete das System, das Daten unter anderem zur Position, zum Schiffsnamen oder Schiffstyp per UKW-Funk verschickt, für zwei Tage keine Informationen. Ein Schiff sendete für 17 Tage keine Daten. Einen Beweis dafür, dass die Schiffe tatsächlich in unerlaubte Gebiete eingedrungen sind, stellen die Daten aber nicht dar. Rund um die Galapagosinseln ist eine Fläche von 133.000 Quadratkilometern Meeresgebiet geschützt.
In der Vergangenheit kam es bereits häufiger zu illegalen Aktivitäten, die aufgedeckt wurden. Im Jahr 2017 hatte ein chinesisches Fischerboot eine seltene Haiart vor den Galapagosinseln gefangen. Die Besatzung hatte rund 300 Tonnen Fisch an Bord. Die Fischer wurden zu Haftstrafen verurteilt.