Lebensgöttin Anat Bauer in Gaza findet 4500 Jahre alte Statue

Stolz von Gaza: Der Kopf von Anat am Dienstag vor dem Museum
Foto: Youssef Abu Watfa / ZUMA Wire / IMAGODie Steinstatue einer antiken Gottheit ist im Süden des Gazastreifens aufgetaucht. Palästinensischen Archäologen zufolge ist das Objekt rund 4500 Jahre alt und bildet die im Land Kanaan in der späten Bronzezeit verehrte Göttin Anat ab. Die von der islamistischen Hamas gestellte Lokalregierung stellt den Fund am Montag vor, seit Dienstag wird die Statue im historischen Bau Qasr al-Basha, einem der wenigen örtlichen Museen, ausgestellt, berichtet die BBC .
»Wir haben sie zufällig gefunden«, erzählte der Bauer Nidal Abu Eid dem Fernsehsender. Die Skulptur aus Kalkstein habe er bei der Feldarbeit in der Nähe der Stadt Khan Yunis gefunden. Sie sei verschlammt gewesen. Nach dem Waschen des Objekts »wurde uns klar, dass dies ein kostbares Ding war, aber wir wussten nicht, dass sie einen so großen archäologischen Wert besitzt«.
Anat ist eine der bekanntesten Gottheiten Kanaans, das im Altertum die Region zwischen Mesopotamien und Ägypten umfasste. Die später auch in Ägypten verehrte Anat wird als Göttin des Lebens und des Todes, der Schönheit, der Liebe und des Krieges beschrieben. Ihr charakteristisches Gesicht mit einer Schlangenkrone ist auf der Statue gut zu erkennen.

Die Statue im Museum Qasr al-Basha, dem Paschapalast von Gaza-Stadt
Foto: Youssef Abu Watfa / ZUMA Wire / IMAGOIn sozialen Netzwerken kursierten Kommentare, eine Kriegsgöttin passe zur aktuellen Situation in Gaza, das immer wieder durch Raketenangriffe der Hamas auf Israel Schlagzeilen macht und auch von der israelischen Luftwaffe häufig angegriffen wird, mit schweren Schäden zuletzt im Mai 2021. Auch am vergangenen Wochenende feuerte die Hamas erneut auf Israel, das daraufhin die Grenze für Arbeitspendler aus Gaza von Sonntag bis Dienstag schloss.
Hamas sieht Kanaan als Vorläufer von Palästina
Hamas-Vertreter Jamal Abu Rida, der in der international nicht anerkannten Regierung von Gaza als Minister für Tourismus amtiert, nannte den Fund ein Symbol für die Unabhängigkeit seines Landes. »Solche Funde beweisen, dass Palästina Zivilisation und Geschichte hat, und niemand kann sie leugnen oder fälschen«, sagte er auf einer Pressekonferenz. »Dies ist das palästinensische Volk und seine antike kanaanäische Zivilisation.« Der karge Gazastreifen liegt zwar auf einer alten Handelsroute entlang der Mittelmeerküste, hat aber im Vergleich zum benachbarten Israel, Ägypten und den anderen Palästinensergebieten kaum historisches Erbe vorzuweisen.
Touristische Reisen in das von Ägypten und Israel abgeriegelte Gebiet, wo rund 2,3 Millionen Menschen auf engem Raum und in großer Armut leben, sind kaum möglich. Die Hamas-Führung zeigte auch nicht immer solche Wertschätzung gegenüber der Archäologie. Die Überreste der kanaanäischen Festungsstadt Tell es-Sakan wurden 2017 von Bulldozern plattgemacht, um Platz für eine Militärbasis und Wohnungen nahe der überfüllten Gaza-Stadt zu schaffen. Eine 2013 entdeckte, lebensgroße Statue des römischen Gottes Apollo ist spurlos verschwunden. Neuerdings werden Funde, etwa aus römischer oder byzantinischer Zeit, aber auch mit internationalen Hilfsgeldern konserviert.
»Wir danken Gott, und wir sind stolz, dass die Statue in unserem Land Palästina seit den Zeiten Kanaans geblieben ist«, kommentierte der Bauer Nidal Abu Eid seinen Fund.