Datenlese Wo Deutschland ausstirbt
Wer gestern Vatertag feierte, hat schon die nächste Generation auf den Weg gebracht. Doch nicht überall werden genug Kinder geboren, um Sterbefälle oder Fortzüge auszugleichen. Unsere Karte zeigt, wo der Einwohnerschwund am größten ist.
In der Mitte Deutschlands schrumpft ein Landkreis vor sich hin, der von sich behauptet, über Jahrhunderte "mit Weitsicht" gewachsen zu sein. Doch in Osterode am Harz haben sich die Zeiten geändert. Im Jahr 2012 starben hier doppelt so viele Menschen wie geboren wurden. Auf je tausend Einwohner bezogen ergibt das einen Schwund von -9. So deutlich ist er sonst nirgendwo in Deutschland.
Geburten und Sterbefälle entscheiden aber natürlich nicht allein über die Bevölkerungsentwicklung einer Region. Denn auch wer umzieht, beeinflusst die Statistik. Und obwohl Osterode am Harz auch mehr Fortzüge als Zuzüge verzeichnet, liegt es im Gesamtvergleich aller 402 Landkreise und kreisfreien Städte in Deutschland nicht ganz hinten. In acht Regionen war der Schwund noch deutlicher - neben der kreisfreien Stadt Suhl in Thüringen gehören dazu auch vier Regionen in Sachsen-Anhalt. Wie sie schrumpfte 2012 etwa jeder zweite Landkreis in Deutschland.
Wo die Regionen wachsen, hilft dabei zumeist eine deutliche Zuwanderung. Wie in der Stadt Leipzig, die vor allem junge Erwachsene anzieht. Hier ist der Wanderungssaldo mit einem Plus von 20 so stark wie in keiner anderen Region und katapultiert Leipzig an die Spitze des bundesweiten Vergleichs - auch wenn hier 2012 weniger Menschen geboren wurden als starben.
Im Ranking folgen auf Leipzig vor allem große Städte, in die es viele Menschen zieht: München und Frankfurt am Main sind darunter, aber auch Koblenz und Freiburg.
Mehr Geburten als Sterbefälle zählen immerhin 36 Städte und Landkreise, allen voran Bevölkerungsmagnete wie München, Frankfurt, Berlin und Hamburg. Auch konservativ-geprägte Regionen in Bayern oder im Nordwesten Deutschlands finden sich unter den Kreisen, die sozusagen aus eigener Kraft wachsen - etwa die Landkreise Cloppenburg und Vechta. Schon seit Jahren gelten sie als außergewöhnlich geburtenstark.
Wie die meisten Regionen ist auch Deutschland insgesamt auf Zuwanderung angewiesen. Rund 674.000 Kinder kamen hierzulande im Jahr 2012 auf die Welt, knapp 870.000 Menschen starben. Auf je tausend Einwohner gerechnet ergibt das einen Saldo von -2,4. Dieser Durchschnitt findet sich auch im nordrhein-westfälischen Landkreis Siegen-Wittgenstein.
Die Analyse von Geburten, Sterbefällen und Wanderungsbewegungen zeigt lediglich, wodurch die Bevölkerungsentwicklung beeinflusst wird. Um mehr über ihre Hintergründe zu erfahren, müssen diese Faktoren weiter aufgeschlüsselt werden: Wie hoch ist die Kinderzahl pro Frau? Wie stark sind die Altersgruppen in einer Region vertreten? Und welche Ursachen stecken hinter den mehr als drei Millionen Umzügen?
Das langfristige Wachsen und Schrumpfen der Regionen zeigt auch unsere interaktive Deutschlandkarte "175 Jahre im Zeitraffer".