Genomanalyse Rassenbasierte Medizin ist Unsinn

Die Hautfarbe sagt nichts darüber, wie jemand auf ein Medikament reagiert. Das haben US-Forscher durch Genomdaten ihrer berühmten Kollegen Craig Venter und James Watson herausbekommen. Zwar sind beide weiß, doch wirken manche Pillen jeweils komplett unterschiedlich.

Schwarze sind von minderer Intelligenz - mit dieser rassistischen Aussage sorgte DNA-Entdecker und Nobelpreisträger James Watson im vergangenen Jahr für Verärgerung und Empörung. Obwohl sich Watson für seine Aussagen mit den Worten entschuldigte, dass es keine wissenschaftliche Basis für solch eine Vorstellung gebe, kosteten sie ihn dennoch seinen Job als Kanzler am renommierten Cold Spring Harbor Laboratory im US-Bundesstaat New York.

Dass der Begriff der Rasse auch für die Medizin keine Grundlage bietet, haben nun Wissenschaftler um Craig Venter und Pauline Ng und vom Craig-Venter-Institut in Rockville im US-Bundesstaat Maryland gezeigt. Ihre Studie veröffentlichten sie im Fachmagazin "Clinical Pharmacology and Therapeutics" . Beide Forscher hatten das Erbgut von James Watson und Craig Venter verglichen - beide Wissenschaftler hatten als erste Menschen ihr komplettes Genom  veröffentlicht.

Obwohl Watson als auch Venter Weiße sind, so die Forscher, würden sie aufgrund ihrer genetischen Ausstattung unterschiedlich auf manche Medikamente reagieren.

"Eine rassenbasierte Medizin hat keine wissenschaftliche Grundlage", sagte Craig Venter dem Magazin "New Scientist". "Die Hautfarbe eines Menschen sagt Ihnen nicht zwangsläufig etwas über den Rest seines Genoms, oder wie er auf Medikamente reagieren wird oder ob er überhaupt reagieren wird."

Insgesamt sechs verschiedene Gen-Orte hatten sich die Wissenschaftler in den beiden Genomen angesehen. Bei einem Gen namens CYP2C9, das den Abbau des Blutverdünnungspräparats Warfarin beeinflusst, fanden sich bei Venter und Watson jeweils verschiedene Mutationen.

Bei einem anderen Gen namens CYP2D6 fanden die Wissenschaftler den größten Unterschied zwischen den beiden Wissenschaftlern. Dieses Gen bestimmt, wie manche Antipsychotika, Antidepressiva und das Krebsmittel Tamoxifen wirken. Watson besaß hier zwei Kopien einer Mutation, die bei Weißen sehr selten ist und üblicherweise bei Ostasiaten vorkommt. "Das zeigt, dass James Watson etwas koreanisches Blut in sich trägt - oder zumindest asiatisches", sagte Howard McLeod, Pharmakologe an der University of North Carolina in Chapel Hill. "Codein würde bei ihm keine schmerzlindernde Wirkung haben."

lub

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