Luftverschmutzung: Dreckluft in den Metropolen der Welt
Globale Umweltverschmutzung
Dicke Luft bringt Millionen Menschen den Tod
Die Luftqualität in Ballungsgebieten weltweit ist katastrophal - Städte in Iran, Pakistan und Indien stehen ganz oben in der Negativ-Statistik. Rund zwei Millionen Menschen sterben jährlich an verdreckter Luft. Auch in Deutschland werden die Richtwerte der Weltgesundheitsorganisation überschritten.
Qualmende Schlote, gelbgrauer Dunst, Straßen voller Autos: Weltweit ersticken große Metropolen förmlich an den Schadstoffen in der Luft. Emissionen aus Industrieanlagen und Kraftwerken, Autoabgase, mit Kohle und Holz befeuerte Kochstellen, schwelende Müllberge gehören zu den größten Quellen der Staub- und Rußpartikel.
Die Folgen sind dramatisch: Jedes Jahr sterben insgesamt rund zwei Millionen Menschen an den Folgen verunreinigter Luft, schätzen Experten der
Weltgesundheitsorganisation WHO. In der Rangliste der Metropolen mit der dreckigsten Luft, die am Montag veröffentlicht wurde, stehen Städte im Iran, in Pakistan und Indien ganz oben. Auch die Hauptstadt der
Mongolei findet sich weit vorne. Am saubersten ist dagegen die Luft - auch bedingt durch geringere Bevölkerungsdichte und günstigere Windverhältnisse - in Städten Kanadas und der USA.
Die 10 schmutzigsten Städte der Welt
Land
Stadt
PM10 [µg/m3/Jahr]
Jahr der Datenerhebung
Iran
Ahwaz
372
2009
Mongolei
Ulaanbaatar
279
2008
Iran
Sanandaj
254
2009
Indien
Ludhiana
251
2008
Pakistan
Quetta
251
2003-2004
Iran
Kermanshah
229
2009
Pakistan
Peshawar
219
2003-2004
Botswana
Gaborone
216
2005
Iran
Yasouj
215
2009
Indien
Kanpur
209
2008
Quelle: WHO. Angegeben ist der Grad der Luftverschmutzung anhand der jährlich durchschnittlich ausgestoßenen Partikelmenge (mit einer Größe von 10 Mikrometern oder weniger) in Mikrogramm pro Kubikmeter.
In Deutschland ist Dresden laut der WHO-Statistik die Stadt mit der größten Luftverschmutzung: 2008 wurden dort durchschnittlich 31 Mikrogramm Partikel pro Kubikmeter Luft gemessen. Insgesamt 59 deutsche Städte werden in der Statistik geführt, in Wolfsburg war die Luft demnach am saubersten. Mit einer Menge von 17 Mikrogramm Partikel pro Kubikmeter Luft kam die Stadt auf Rang 327 der WHO-Liste. Die sauberste Stadt weltweit ist Whitehorse in Kanada mit drei Mikrogramm. Gemessen wurden nur Partikel mit einer Größe von 10 Mikrometern oder weniger.
Insgesamt wurden Daten aus 1100 Städten in 91 Ländern ausgewählt. Allerdings: Viele der Zahlen sind schon mehrere Jahre alt, und seitdem dürfte die Belastung insbesondere in Schwellenländern noch zugenommen haben. Denn bisher hat sich eine Regel stets bewahrheitet: Wächst die Wirtschaft, steigt auch die Menge der Emissionen. Am WHO-Ranking ist das allerdings nicht abzulesen.
Quelle: WHO. Angegeben ist der Grad der Luftverschmutzung anhand der 2008 durchschnittlich ausgestoßenen Partikelmenge (mit einer Größe von 10 Mikrometern oder weniger) in Mikrogramm pro Kubikmeter.
Schon vor Jahren hatte die WHO Richtlinien zur Begrenzung der Luftverschmutzung in Städten herausgegeben. Sie werden aber weltweit kaum eingehalten. Die Empfehlung liegt bei höchstens 20 Mikrogramm Partikel pro Kubikmeter im Jahresdurchschnitt. In vielen Städten werde aber ein Wert von 200 Mikrogramm überschritten, schreibt die WHO in ihrem Bericht.
Feinstaub wirkt sich insbesondere schädlich auf die Atemwege aus: Seit langem werden die schädlichen Abgase mit Atemwegserkrankungen wie Asthma in Verbindung gebracht. In den vergangenen Jahren wurden auch Zusammenhänge zwischen der Luftverschmutzung und einer Reihe anderer Krankheiten festgestellt, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen und
Brustkrebs.
Wie hoch das Risiko für bestimmte Erkrankungen ist, hängt nicht nur von der Partikelmenge ab, auch die Zusammensetzung der Luftverschmutzung spielt eine Rolle. Je nach Metropole kommen unterschiedliche Mengen schädlicher Verbindungen vor, darunter Kohlenmonoxid, Schwefeldioxid, Stickoxide, Rußpartikel sowie Kohlenstoffverbindungen, die etwa bei der Verbrennung von fossilen Brennstoffen freigesetzt werden.
2010 hatten Forscher der Max-Planck-Gesellschaft zusammen mit Kollegen vom Indian Institute of Technology in Roorkee eine ähnliche Tabelle erstellt: Sie zeigt, an welchen Orten die Menschen die am stärksten belastete Luft einatmen. Demnach ist das Gesundheitsrisiko in den Megastädten der Entwicklungsländer größer als in den Metropolen der Industrienationen. Allerdings handelt es sich bei den Berechnungen der Forscher um ein Modell. Zudem werden auch hier wöchentliche oder monatliche Schwankungen der Schadstoffkonzentrationen nicht berücksichtigt.
Auch die WHO geht für ihre Statistik lediglich von Jahresdurchschnittswerten aus. Doch selbst wenn die Zahlen keine absolut sicheren Werte wiedergeben, fällt das Fazit des WHO-Berichts klar aus: Im Jahr 2008, aus dem die meisten der jetzt veröffentlichten Statistiken stammen, seien schätzungsweise 1,3 Millionen Stadtbewohner vorzeitig aufgrund von Luftverschmutzung gestorben. Eingerechnet ist darin lediglich die Verschmutzung der Außenluft in den Metropolen. Wären die strengen WHO-Richtwerte angewandt worden, hätten fast 1,1 Millionen Todesfälle verhindert werden können, schreibt die Organisation.
12 BilderLuftverschmutzung: Dreckluft in den Metropolen der Welt
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Teheran, Iran: Nach Erkenntnissen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Belastung durch Feinstaub in den schnell wachsenden Städten Irans weltweit am schlimmsten.
Foto: Vahid Salemi/ ASSOCIATED PRESS
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Smog in Teheran: Nach WHO-Schätzungen sterben jährlich mehr als zwei Millionen Menschen an den Folgen verunreinigter Luft. Für das Jahr 2008, aus dem die meisten der jetzt veröffentlichten Zahlen stammen, werden 1,3 Millionen Tote auf die Dreckluft in den Städten zurückgeführt.
Foto: ? Morteza Nikoubazl / Reuters/ REUTERS
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Weltkarte der Luftverschmutzung: Partikelmengen in der Luft (in Mikrogramm pro Kubikmeter) mit einer Größe von 10 Mikrometern oder weniger. Vor allem die Luft im südostasiatischen Raum ist stark mit Feinstaub belastet. In Europa liegen die Werte im Schnitt höher als in den USA und Kanada.
Foto: WHO/ GIS
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Industrieanlage in der Nähe von Ahwas in Iran: Die WHO hat schon vor Jahren Richtlinien zur Luftverschmutzung in Städten ausgegeben, die aber weltweit kaum eingehalten werden.
Foto: Vahid Salemi/ AP
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Blick von oben auf Dresden: In Deutschland hat die Stadt an der Elbe laut WHO-Statistik die dreckigste Luft. Hier wurden 2008 durchschnittlich 31 Mikrogramm Feinstaubpartikel pro Kubikmeter gemessen.
Foto: DPA
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Menschen mit Atemschutzmasken in Teheran: Die Empfehlung liegt bei höchstens 20 Mikrogramm Partikel pro Kubikmeter Luft im Jahresdurchschnitt. In vielen Städten liegt sie laut WHO aber bei mehr als 300 Mikrogramm.
Foto: HASAN SARBAKHSHIAN/ ASSOCIATED PRESS
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Iranische Schulkinder: Feinstaubpartikel in der Luft steigern laut WHO das Risiko von akuten und chronischen Erkrankungen der Atemwege - wie Lungenentzündungen oder Lungenkrebs - sowie von Kreislaufproblemen.
Foto: VAHID SALEMI/ ASSOCIATED PRESS
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Chinas Hauptstadt Peking: Insgesamt wurden Daten aus 1100 Städten in 91 Ländern ausgewählt, viele sind aber schon mehrere Jahre alt. Seitdem dürfte die Belastung insbesondere in Schwellenländern zugenommen haben. Denn bisher hat sich eine Regel stets bewahrheitet: Wächst die Wirtschaft, steigt auch die Menge der Emissionen.
Foto: Diego Azubel/ dpa
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Wayne Hall in Alaska: Am saubersten ist die Luft - auch bedingt durch geringere Bevölkerungsdichte und günstigere Windverhältnisse - in Städten Kanadas und der USA.
Foto: Eric Engman/ AP
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Ulan-Bator in der Mongolei: Besonders schlecht ist die Luft der WHO zufolge in der mongolischen Hauptstadt sowie in der südiranischen Stadt Ahwas.
Foto: Robert F. Bukaty/ AP
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Wolfsburg: Mit 17 Mikrogramm Partikel pro Kubikmeter hatte die Stadt im Jahr 2008 die sauberste Luft von allen 59 untersuchten deutschen Städten.
Foto: Jochen Lübke/ picture-alliance/ dpa
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Kalkutta: Auch Indien gehört laut WHO-Statistik zu den Ländern mit den dreckigsten Städten der Welt.
Foto: SUCHETA DAS/ ASSOCIATED PRESS
Kalkutta: Auch Indien gehört laut WHO-Statistik zu den Ländern mit den dreckigsten Städten der Welt.