Greenpeace Patent auf Mischwesen entdeckt

Das Europäische Patentamt (EPA) hat offenbar ein Patent auf Mischwesen aus Mensch und Tier erteilt. Erst kürzlich hatte das Amt eine solche Patentierung öffentlich bestritten.

Hamburg/München - Nach Angaben von Greenpeace erhielt die australische Firma Amrad 1999 ein Patent, das neben Verfahren zur Isolation und Züchtung embryonaler Zellen von Mensch und Tier auch die Verwendung dieser Zellen zur Erzeugung so genannter Chimären-Tiere umfasst.

Die Umweltschutzorganisation stieß bei Recherchen im EPA in München auf das Patent EP 380646 vom 20. Januar 1999. Darin heiße es, dass die "embryonalen Stammzellen von Menschen, Mäusen, Vögeln, Schafen, Schweinen, Rindern, Ziegen oder Fischen" zur Züchtung chimärer Tiere verwendet werden sollen. Daraus entstünden Mischwesen, bei denen die unterschiedlichen Körperteile vom Tier oder vom Menschen stammen könnten. Laut Greenpeace ist die Durchführung des Verfahrens in Deutschland noch verboten, aber nicht in allen zehn anderen EU-Staaten, in denen das Patent gilt.

Das Patent gehört der australischen Firma Amrad, die eng mit dem Schweizer Gentechnik-Unternehmen Ares-Serono zusammenarbeitet. "Das EPA missachtet jede ethische Grenze und belügt die Öffentlichkeit", sagte der Patent-Experte von Greenpeace, Christoph Then. "Auch dieser Fall zeigt, wie das Amt systematisch gegen geltende Rechtsgrundlagen verstößt." Laut Greenpeace erteilte das Patentamt in jüngster Zeit auch mehrere Patente auf Saatgut und Pflanzensorten, obwohl das Patentgesetz dies ausdrücklich verbiete.

Die Patente schlössen auch den Anbau der Pflanzen und die Verwendung der Ernte ein. Zudem habe das EPA auch Patente auf menschliche Gene, menschliche Organe und auf Säugetiere erteilt.

Anfang Oktober hatte das Patentamt erklärt, aus ethischen Gründen seien Patente auf Mensch-Tier-Mischwesen nicht möglich. Damals hatte Greenpeace die Fusionierung menschlicher Embryozellen mit Schweine-Eizellen durch australische und amerikanische Gentechniker kritisiert. "Einen Mensch-Schwein-Zwitter kann man nicht patentieren lassen", hatte Patentamts-Sprecher Rainer Osterwalder erklärt, nachdem zwei beteiligte Unternehmen Eigentumsrechte an gentechnisch veränderten Embryonen beantragt hatten. Die Unternehmen hatten danach ihre Anträge zurückgezogen.

Am Montag beginnt im EPA die Konferenz der 20 Vertragsstaaten des Europäischen Patentübereinkommens. Eine Diskussion der Patentierbarkeit von Pflanzen, Tieren und menschlichen Substanzen ist bisher nicht vorgesehen.

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