Archäobotanikerin bei der Analyse
Foto: Highways EnglandDas Biertrinkverhalten der Briten ist legendär. Der Ruf hat sich vor allem durch die Sperrstunde begründet, die in Großbritannien viele Jahre durstige Männer und Frauen zum Herunterstürzen von erheblichen Biermengen zwang. Schließlich machten die Kneipen landesweit um 23 Uhr dicht. Immerhin: Im Jahre 2005 wurde dieser Tradition beendet und die Sperrstunde weitgehend aufgehoben.
Dass die Briten nicht nur eine recht intensive, sondern auch eine ziemlich weit zurückreichende Bierkultur haben, konnten Archäologen nun bestätigen. Ein Team von Wissenschaftlern fand zwischen Cambridge und Huntingdon Belege dafür, dass dort vermutlich schon etwa 400 vor Christus Bier gebraut wurde. Der Fund in der Grafschaft Cambridgeshire gelang bei Straßenbauarbeiten an der Autobahn A14, die von Archäologen überwacht werden.
Typische Luftblasen
Es sei der älteste Nachweis für die Herstellung von Bier auf der Insel, heißt es in einer Mitteilung von Großbritanniens Autobahnbetreiber Highways England. Gefunden wurden winzige organische, teils verkohlte Rückstände, die auf den Brauprozess hindeuten. Zudem ließen sich auch Spuren von weiteren Nahrungsmitteln nachweisen. Dazu gehörte Haferbrei und Brot.
Dem Bier aus der Eisenzeit kam die Archäobotanikerin Lara Gonzalez auf die Spur. Die Forscher hatten Proben aus dem Erdreich von der Grabungsstelle zur genaueren Analyse ins Labor gegeben, darin fand Gonzalez die winzigen Partikel. "Als ich die Kohlerückstände unter dem Mikroskop betrachtete, wusste ich sofort, dass ich etwas Besonderes gefunden hatte", sagt sie.
Die Mikrostruktur der Stücke habe sich durch den Fermentationsprozess deutlich verändert. Zudem seien typische Luftblasen zu erkennen gewesen, die beim Bierbrauen gebildet werden.
Reste eines Mammuts unter der Straße entdeckt
Derzeit arbeiten bis zu 250 Archäologen an der Autobahn 14. In dem Großprojekt untersuchen sie mehr als 30 Fundstätten. Dabei kamen schon römische Münzen, drei angelsächsische Siedlungen und mehr als 340 Bestattungen zutage. Im vergangenen Jahr entdeckten die Forscher zudem die Reste eines Mammuts.
Die frühzeitliche Herstellung von Bier ist durch viele archäologische Funde belegt. So fanden Forscher im vergangenen Jahr in einer Höhle in Israel Hinweise auf die Herstellung von einem Bier-ähnlichen Getränk. Der Fund südlich von Haifa wurde auf ein Alter von 13.000 Jahren datiert, in der Höhle könnte sich die älteste Brauerei der Welt befunden haben. Auch im sumerischen Ur muss ab 1800 vor Christus Bier bekannt gewesen sein, genau wie später bei den Babyloniern oder im alten Ägypten.
Um den Ruf der Briten hier noch etwas einzuordnen sei erwähnt, dass auch die Deutschen einen teils zweifelhaften Ruf als Biervernichter haben. Beim Pro-Kopf-Verbrauch liegt Deutschland sogar vor Großbritannien.
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Es war der Fund des Jahres: Auf der Ostseeinsel Rügen hatten ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger im April einen Silberschatz gefunden. Es ist der größte derartige Fund in der Region. Ein Teil der Münzen konnte dem legendären Dänenkönig Harald Blauzahn (910-987) zugeordnet werden. Der Fund erregte wohl auch deshalb so viel Aufmerksamkeit, weil ihn ein 13-jähriger Schüler gemacht hatte.
Pömmelte in Sachsen-Anhalt gilt als das deutsche Stonehenge - nur sehr viel kleiner. Forscher haben dort Gruben der Wallanlage untersucht, in denen auch menschliche Überreste gefunden wurden. Die Toten waren einst massiver Gewalt ausgesetzt. Ob die Menschen als Opfer sterben mussten oder aus anderen Gründen, lässt sich heute nicht mehr beantworten. Doch spätestens die toten Körper müssen Teil eines Rituals gewesen sein, glauben die Forscher.
Auch dieser Fund erregte Aufmerksamkeit und befeuerte die Fantasie der Menschen: In Ägypten wurde in der Hafenstadt Alexandria bei Bauarbeiten ein riesiger, schwarzer Sarkophag entdeckt. Doch die Öffnung des Steinsargs zeigte: Kein mysteriöser dunkler Herrscher war hier bestattet worden. Stattdessen fanden die Archäologen durch eingedrungenes Wasser stark beschädigte Reste von gleich drei Personen - vermutlich ein Familiengrab.
Auf Borneo fanden Forscher nach eigenen Angaben die älteste Tierdarstellung der Menschheit. Sie war in einer Höhle an die Wand gemalt worden - vor mindestens 40.000 Jahren.
In der Denisova-Höhle im heutigen Russland fanden Archäologen einst Reste eines Frühmenschen, der genetisch von den Neandertalern unterschieden werden konnte und der etwa zeitgleich gelebt hatte. Dass sich die Denisova-Menschen und die Neandertaler gelegentlich fortpflanzten, war bekannt. Doch in diesem Jahr veröffentlichten Forscher eine Studie zu einem Knochenstück, das einst zu einem Mädchen gehörte. Die Wissenschaftler konnten nachweisen: Die Mutter des Mädchens war Neandertalerin und der Vater Denisova-Mensch.
Die Geschichte der Maya in Mittelamerika muss umgeschrieben werden. Denn diese Handschrift aus der Zeit vor Ankunft der Spanier ist doch echt und nicht gefälscht, wie viele Maya-Forscher lange dachten. Bereits im vergangenen Jahr hatte eine technische Analyse weitere Hinweise für ein Original der Schrift erbracht. Im September hat die INAH (Instituto Nacional de Antropología e Historia), Mexikos Behörde für Altertümer, den Fund offiziell anerkannt. Nun gibt es vier statt bisher drei erhaltene Maya-Codices.
Im Februar hatten Forscher gemeldet, was sie alles in Guatemala bei speziellen Laserluftbildverfahren (Lidar-Scans) aus der Zeit der alten Maya entdeckt hatten. Veröffentlicht wurden auch diese 3D-Modelle der bekannten Maya-Ruinenstadt Tikal. Zwar war grundsätzlich bekannt, dass viele Strukturen noch immer unter der dichten Dschungel-Vegetation schlummern. Doch eine derart großflächige Analyse war bisher noch nie gemacht worden.
Zum Schluss noch ein Ausstellungstipp: Die Schau des Jahres läuft derzeit im Berliner Gropius Bau. "Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland" zeigt die wichtigsten Funde aus der Welt der Archäologie. Viele werden von den Ausstellungen, in denen sie sonst stehen, eigentlich gar nicht verliehen - wie etwa die berühmte Himmelsscheibe von Nebra, die bis zum 5. November 2018 im Original zu sehen war, danach als Kopie. Noch bis zum 6. Januar 2019 läuft die Ausstellung in Berlin.
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