H1N1-Ausbreitung USA wollen 160 Millionen Bürger gegen Schweinegrippe impfen

Impfoffensive gegen die Pandemie: Die USA wollen möglichst die Hälfte ihrer Bevölkerung gegen die Schweinegrippe immunisieren - Schwangere, Kinder und junge Erwachsene zuerst. In Deutschland geht der Streit um die Impfkosten weiter, Familienministerin von der Leyen macht Druck auf die Krankenkassen.

Washington - Möglichst mehr als die Hälfte der US-Bevölkerung soll zügig gegen die Schweinegrippe geimpft werden: Das nationale Zentrum zur Krankheitskontrolle und Vorbeugung (CDC) benannte nach einer Krisensitzung am Mittwoch fünf besonders gefährdete Personengruppen, die als erstes immunisiert werden sollen.

US-Reisende mit Gesichtsmasken (nach Rückkehr aus Mexiko im April): Zentrum für Krankheitskontrolle rechnet nicht mit Impf-Engpass

US-Reisende mit Gesichtsmasken (nach Rückkehr aus Mexiko im April): Zentrum für Krankheitskontrolle rechnet nicht mit Impf-Engpass

Foto: MARK RALSTON/ AFP

Dabei handelt es sich um Mitarbeiter im Gesundheitswesen, schwangere Frauen, Kinder und Jugendliche bis zu einem Alter von 24 Jahren, Erwachsene mit generellen Gesundheitsproblemen sowie alle Kontaktpersonen von kleinen Babys.

Insgesamt umfassen diese fünf Gruppen 160 Millionen Menschen - bis Oktober sind laut Experten aber wahrscheinlich nur 120 Millionen Impfdosen vorrätig. Befürchtungen über einen möglichen Engpass trat die zuständige CDC-Direktorin Anne Schuchat mit Verweis auf die üblichen Grippeschutzimpfungen entgegen. Dabei holten sich erfahrungsgemäß nur die Hälfte der Menschen, denen eine Impfung empfohlen werde, auch wirklich die Spritze ab. Ähnliches sei auch bei der Impfung gegen das H1N1-Virus zu erwarten, argumentierte sie.

Unterdessen geht in Deutschland der Streit um die Kostenübernahme von Impfungen gegen die Schweinegrippe weiter: Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat die Forderung der gesetzlichen Krankenkassen zurückgewiesen, Bund und Länder sollten sich an den Impfkosten gegen die Schweinegrippe beteiligen: "Solange die Krankenkassen einen Überschuss an Einnahmen haben, müssen diese Versichertengelder natürlich auch zur Vorbeugung gegen die Schweinegrippe eingesetzt werden. Genau dafür sind wir krankenversichert", sagte die Ministerin dem "Hamburger Abendblatt".

Eine Krankenversicherung, in die die Menschen Monat für Monat einzahlten, sei zunächst einmal dazu da, "eine Behandlung oder besser noch eine schützende Vorsorge zu finanzieren". Da nun der Grippeimpfstoff hergestellt werde, sei es das Vernünftigste, zu impfen. Es koste viel mehr, Schweinegrippe im Nachhinein zu behandeln, als durch Impfung vorzubeugen, so von der Leyen.

Die gesetzlichen Krankenkassen fordern von den Ländern, einen Teil der Millionenkosten für die Impfungen zu zahlen. Dieses Ansinnen hat das Bundesgesundheitsministerium mit dem Hinweis auf ausreichende Finanzen der Kassen zurückgewiesen. Zunächst ist vorgesehen, dass ab Herbst 22,5 Millionen Menschen geimpft werden, darunter Menschen mit chronischen Atemwegsleiden, Schwangere sowie Mitarbeiter von Gesundheitsdienst und Feuerwehr. Die Bundesländer haben 50 Millionen Impfdosen zur Abwehr der Schweinegrippe bestellt.

Das Schweinegrippe-Virus

Die Schweinegrippe breitet sich nach wie vor rasant in Deutschland aus: Die Zahl der offiziell registrierten Fälle stieg von Dienstag auf Mittwoch um 635 auf 4.445, wie das Robert-Koch-Institut am Mittwoch mitteilte. Dies bewege sich in der Größenordnung der vergangenen Tage. Die meisten neuen Fälle würden weiter unter Urlaubsrückkehrern festgestellt, und zwar vornehmlich bei Reisenden aus Spanien.

anr/dpa/AP/ddp/AFP
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