
Touristensturm auf Basilika: Angeblicher Jesus-Kelch muss umziehen
Touristenansturm Neuer Platz für angeblichen Kelch Jesu gesucht
Weil er von Forschern zum Heiligen Gral erklärt und daraufhin zum Touristenmagnet wurde, kann ein kleiner Kelch in Nordspanien derzeit nicht mehr ausgestellt werden. Auslöser des Trubels war ein vergangene Woche veröffentlichtes Buch zweier Experten: Sie wollen in dem Trinkgefäß den Kelch ausgemacht haben, den Jesus laut christlicher Überlieferung beim letzten Abendmahl mit seinen Jüngern benutzt haben soll.
Seit Veröffentlichung des Buchs stehen die Leute vor der Basilika San Isidoro in León Schlange, wo das Stück ausgestellt war. Inzwischen allerdings ist der Kelch nicht mehr zu sehen: Am Freitag wurde er aus dem kleinen Saal entfernt, in dem er bislang ausgestellt war. Laut Museumsdirektorin Raquel Jaen wird nun nach einem geeigneteren Ort für den plötzlichen Star der Basilika gesucht.
Der mit Gold und Edelsteinen verzierte Achat-Kelch wird seit dem 11. Jahrhundert in der Basilika aufbewahrt. Bisher galt er als Eigentum der Infantin Doña Urraca, der Tochter von Ferdinand I. des Großen, der von 1037 bis 1065 König von León war. Mit Hilfe zweier Pergamentrollen aus Ägypten verfolgten die beiden spanischen Historiker Margarita Torres und José Miguel Ortega del Rio nun in dreijähriger Recherchearbeit die Geschichte des Kelchs zurück bis zur Jerusalemer Grabeskirche, die ihn zuvor sieben Jahrhunderte lang beherbergt haben soll.
Hunderte Heilige Grale zur Auswahl
Laut den beiden Historikern gibt es alleine in Europa 200 Kelche und Becher, bei denen es sich um den Heiligen Gral handeln soll. In ihrem Buch widerlegen sie die Authentizität von zumindest einigen der berühmteren Pokale. Gleichzeitig beteuern sie, dass die Beschreibungen in den Pergamentrollen mit dem oberen Teil ihres zwischenzeitlich umgearbeiteten Kelchs übereinstimmen. Über ihr Rechercheergebnis berichten sie im Buch "Die Könige des Grals".
Immer wieder tauchen ebenso unterhaltsame wie absurde Meldungen auf, der Heilige Gral sei gefunden worden. 2001 hielt man einen im Chiemsee entdeckten Goldkessel für den Heiligen Gral. Auch in einer kanadischen Höhle und unter einer Quelle in Glastonbury in England wurde er bereits vermutet. Ebenso gelten Fundstücke aus Genua und Valencia als Heiliger Gral. Andere sichteten ihn schlicht auf ihrem Dachboden. Die Suche nach dem echten Stück geht weiter und beschert zumindest allerlei Unterhaltsames sowie einem nordspanischen Museum nun zusätzliche Einnahmen.