Heilsames Rauschmittel Cannabis soll Hirntumore stoppen
Glioblastome sind bösartige Hirntumore, an denen allein in Deutschland 4000 bis 5000 Menschen pro Jahr erkranken. Meist endet die Krankheit innerhalb von ein bis zwei Jahren tödlich. Forscher der Universität Complutense in Madrid haben Labormäusen mit Hirntumoren Tetrahydrocannabinol (THC) verabreicht. Der Stoff, der Cannabis erst zum Rauschmittel macht, verringerte das Wachstum der Tumore massiv, schreiben die Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Cancer Research".
Da es praktisch unmöglich ist, einen Hirntumor vollständig zu entfernen, folgen der Operation in aller Regel Strahlen- und Chemotherapien. Sie sollen die schnell wachsenden Tumorzellen zerstören. Meist überlebt der Tumor aber die Behandlung und wächst kurze Zeit später wieder. Da er mit Nährstoffen versorgt werden muss, wachsen neue Blutgefäße in die Geschwulst.
Das Forscherteam um den Molekularbiologen Manuel Guzmán untersuchte den Einfluss von THC auf 267 Gene, von denen bekannt ist, dass sie das Wachstum von Blutgefäßen fördern. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass das Cannabinoid zum einen die Aktivität einiger dieser Gene herabsetzt. Dadurch werden weniger Angiogenese-Faktoren gebildet - Botenstoffe, die das Wachstum von Blutgefäßen fördern. Zusätzlich rege das Rauschmittel die Bildung von Ceramiden an. Ceramide sind Fette, die den Tod von Zellen einleiten - in diesem Fall von Zellen, die die Angiogenese-Faktoren bilden.
Ein weiterer Versuch untermauerte die viel versprechenden Ergebnisse: Die Forscher injizierten das THC in die Tumore von zwei Patienten, bei denen Chemotherapien und Bestrahlungen erfolglos geblieben waren. In beiden Fällen nahm die Konzentration der Angiogenese-Faktoren in den Tumoren deutlich ab.