Biologie Gene verraten die Herkunft eines Menschen

Mit großer Sicherheit kann ein Programm anhand von Erbgutinformationen die Herkunft einer Person ermitteln. Die Technik könnte die Aufklärung von Verbrechen erleichtern oder bei der Ahnenforschung helfen.
Vielfalt: Wie viel Herkunft steckt in den Genen?

Vielfalt: Wie viel Herkunft steckt in den Genen?

Foto: Corbis

Zeig mir deine Gene und ich sage dir, woher du kommst! Eine internationale Forschergruppe hat ein Verfahren entwickelt, das eine recht genaue Zuordnung menschlichen Erbguts zu geografischen Regionen erlaubt. Dies könnte etwa bei der Ahnenforschung oder auch bei forensischen Ermittlungen mithilfe von DNA-Proben helfen, schreibt ein Team von Forschern um Eran Elhaik von der englischen Universität Sheffield in der Zeitschrift "Nature Communications" . Oder Adoptivkinder könnten ihre leiblichen Eltern aufspüren.

Die Analyse des Erbguts basiert auf 40.000 Punktmutationen, die für rund hundert Bevölkerungsgruppen charakteristisch sind. Ihnen sind geografische Regionen zugeordnet, in denen die Bevölkerungsgruppen leben. Für die Zuordnung entwickelten die Forscher einen Algorithmus, den sie GPS (Geographic Population Structure - geografische Bevölkerungsstruktur) nennen.

Der Algorithmus ermittelt jene Referenzgruppen, deren Erbgut der Probe am ähnlichsten ist. Je nach Verwandtschaftsgrad "ziehen" und "schieben" die Werte benachbarter Gruppen das Testerbgut in die Zielregion, die das Programm schließlich angibt. Die Zuverlässigkeit hängt entscheidend von der Bandbreite der Referenzpopulationen ab.

Zuwanderung erschwert die Zuordnung

In Tests konnten die Wissenschaftler bei 615 Menschen aus verschiedenen Erdteilen zu durchschnittlich 83 Prozent das Herkunftsland bestimmen. Besonders gut schnitt das Verfahren bei mehr als 200 Bewohnern der Insel Sardinien ab: Der Algorithmus konnte ein Viertel von ihnen ihrem Heimatort zuordnen, den größten Teil der übrigen einem Umkreis von 50 Kilometern um ihren Heimatort. Die Sarden bilden in ihren Dörfern sehr gleichförmige Gemeinschaften, weil sie meist Partner aus der unmittelbaren Umgebung heiraten.

Schwieriger ist die Zuordnung bei Gruppen, die in der jüngeren Vergangenheit viel Zuwanderung verzeichneten: So stammten die meisten Vorfahren der heute in Kuwait lebenden Menschen aus dem Iran, aus Saudi-Arabien oder anderen Regionen der arabischen Halbinsel, schreiben die Wissenschaftler. Für Kuwait lag die Trefferquote nur bei etwas über 50 Prozent, ähnlich wie für Deutschland.

"Wir hoffen, dass unsere Studie zu neuen Erkenntnissen führen wird, wie Bevölkerungsgröße, genetische Unterschiede und die Umwelt menschliche Bevölkerungsgruppen gestaltet haben", schreiben die Forscher.

jme/dpa
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