Insel Rügen Vogelgrippe bei Steinmarder nachgewiesen
Insel Riems - Das Vogelgrippe-Virus ist auf ein weiteres Säugetier übergesprungen und hat einen Steinmarder infiziert, wie das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) am heutigen Donnerstag mitteilte. Das Tier sei am 2. März auf der Insel Rügen nahe Schaprode noch lebend gefunden worden, nach Feststellen der Infektion aber getötet worden. Das Tier habe klinische Symptome gezeigt. Weltweit war bisher keine Infektion von Mardern und verwandten Tierarten mit dem H5N1-Virus beschrieben worden.
Obwohl mit diesem Fund eine weitere Säugetierart erstmals betroffen ist, ändert sich die grundsätzliche Einschätzung der Seuchensituation nicht, sagt der Präsident des FLI, Thomas Mettenleiter. Der Steinmarder stamme wie die drei Katzen, bei denen eine Infektion mit H5N1 festgestellt wurde, aus dem Zentrum des Seuchengeschehens auf der Insel Rügen. Es ist daher auch davon auszugehen, dass es sich bei dem Virus um die hoch pathogene Variante handelt, so Mettenleiter.
Es sei aber schon bemerkenswert, dass sich das Spektrum der von H5N1 infizierten Säugetierarten damit ausgeweitet habe. Weltweit war bisher keine Infektion von Marderartigen mit H5N1-Virus beschrieben worden.
Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) erklärte, dass die Vogelgrippe nach den Katzen nun bei einer weiteren Säugetierart nachgewiesen wurde, sei "nicht überraschend". " Katzen und Marder haben ein vergleichbares Beutespektrum", erklärte er in Schwerin. Steinmarder ernähren sich unter anderem von kleinen Säugern und Vögeln.
Nach der ersten Marderinfektion rechnen Experten mit weiteren befallenen Tierarten. Die Vogelgrippe sei auch auf Ratten, Mäuse, Frettchen, Wild- und Hausschweine übertragbar, sagte Erwin Reisinger, Direktor der Abteilung Tropenmedizin der Universität Rostock der Nachrichtenagentur AP. Derartige Fälle seien in Südostasien bereits aufgetreten oder experimentell nachgewiesen worden. Zudem seien ja bereits drei infizierte Katzen auf Rügen gefunden worden.
Die Vogelgrippe
Übertragen wird die Seuche von Tier zu Tier durch direkte Berührung, über Kot, Speichel und Tränenflüssigkeit oder über Kontakt mit infiziertem Material wie Transportkisten oder Eierkartons. Bei starker Staubentwicklung ist auch eine indirekte Ansteckung über die Luft möglich.
Zwei Medikamente können Menschen im unwahrscheinlichen Fall einer H5N1-Infektion helfen: Die antiviralen Medikamente Tamiflu (Roche) und Relenza (GlaxoSmithKline). Tamiflu gibt es als Tablette oder Saft, Relenza als Pulver, das inhaliert wird. Sie werden auch Neuraminidase-Hemmer genannt. Neuraminidase ist eine Eiweißstruktur an der Virushülle. Wird diese Struktur von den Medikamenten blockiert, können neu gebildete Influenza-Viren die Wirtszelle nicht mehr verlassen und sich daher nicht weiter im Körper ausbreiten. Die deutschen Bundesländer haben 2006 beschlossen, mehr als acht Millionen Dosen beider Medikamente als Vorsichtsmaßnahme kaufen. Sie sollen die Monate zwischen einem Pandemie-Ausbruch und der Entwicklung eines Impfstoffs überbrücken.
Diese Funde bestätigen nach Reisingers Einschätzung lediglich den weitgehend bekannten Infektionsweg des Vogelgrippevirus. Die Gefahr für den Menschen habe sich damit nicht weiter erhöht. Wichtig sei allerdings, konsequent die vorbeugenden Schutzmaßnahmen weiter zu verfolgen, denn genau wie die genannten Tierarten könne auch der Mensch mit Vogelgrippe infiziert werden.
hda/AP/AFP