Internationale Abstimmung Sieben neue Weltwunder gesucht
Die sieben Weltwunder der Antike haben ausgesorgt. 200 Jahre vor unserer Zeitrechnung hatte der griechische Schriftsteller Philon von Byzanz sie aufgelistet. Die Jahrtausende überdauert hat nur eines: die Pyramiden von Gizeh in Ägypten. Die anderen zerfielen im Lauf der Zeit, wurden durch Erdbeben oder Kriege zerstört. Manche glauben daher: Es wird Zeit für die sieben Weltwunder der Neuzeit.
"Unser Erbe ist Eure Zukunft": Unter diesem Motto initiierte der schweizer Abenteurer, Autor und Filmemacher Bernard Weber im Jahr 2000 die weltweite Online-Kampagne "New 7 Wonders of the World" - sieben neue Weltwunder.
"Weber dachte, es ist an der Zeit, die Welt mit etwas Neuem zusammenzubringen und gemeinsam unserem globalen Kulturerbe Tribut zu zollen", erklärte Tia Viering, Sprecherin des Projekts. Dass es eine solche Liste schon längst gibt, ficht Weber offenbar nicht an - oder er fand sie zu lang. Fast 650 Kulturdenkmäler zählt die Liste des Unesco-Weltkulturerbes. Aber die trägt nicht Philons uraltes Markenzeichen Weltwunder.
Moderne Bauten, indianische Ruinen und Neuschwanstein
Zunächst - im Jahr 2005 - standen 200 Gebäude und Monumente der ganzen Welt zur Auswahl. Rund 20 Millionen Teilnehmern reduzierten per Online-Abstimmung die Liste auf 77 Monumente. Eine Jury aus sieben internationalen Architekten unter Vorsitz des ehemaligen Unesco-Generaldirektors Federico Mayor ermittelte daraus 21 Finalisten.
Darunter finden sich jedoch nicht nur moderne Kandidaten, sondern auch das einzige antike Weltwunder, das bis heute überlebt hat. Außerdem mit dabei: Ganz alte, aber noch nicht zum Weltwunder getaufte Stätten wie eine mexikanische Ruinenstätte - und auch ein deutscher Kandidat, das bayerischen Schloss Neuschwanstein.
Die 7 Weltwunder der Antike und ihre potentiellen Nachfolger
Die sieben Weltwunder der Antike |
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Grab des König Mausolos II. zu Halikarnassos |
Hängenden Gärten in Babylon |
Koloss von Rhodos |
Leuchtturm auf der Insel Pharos vor Alexandria |
Pyramiden von Gizeh in Ägypten |
Tempel der Artemis zu Ephesos |
Zeus-Statue des Phidias zu Olympia Griechenland |
21 Kandidaten für die sieben Weltwunder der Moderne |
Akropolis |
Alhambra in Granada |
Chinesische Mauer |
Eiffelturm in Paris |
Erlöser-Statue Christi in Rio de Janeiro |
Freiheitsstatue in New York, |
Hagia Sophia in Istanbul |
Inka-Ruinenstadt Machu Piccu in Peru |
Kiyomizu-Tempel in Kyoto |
Kolosseum in Rom |
Kreml in Moskau |
Oasen-Stadt Timbuktu in Mali |
Oper von Sydney |
Pyramiden von Gizeh |
Region Angkor in Kambodscha |
Ruinenstätte Chichen Itza auf Yucatan in Mexiko |
Schloss Neuschwanstein |
Statuen der Osterinseln in Chile |
Steinstadt Petra in Jordanien |
Stonehenge im britischen Amesbury |
Taj-Mahal-Mausoleum im indischen Agra |
Derzeit besuchen Weber und sein zehnköpfiges Team alle 21 Kandidatenstätten. Endstation der Reise soll am 6. März 2007 die Freiheitsstatue in New York sein. Mit der Aktion wird Webers in Zürich ansässige Stiftung nicht zuletzt Geld verdienen. Die Hälfte der Vermarktungseinnahmen soll renovierungsbedürftigen Kulturdenkmälern zu Gute kommen: unter anderem dem Wiederaufbau der im Frühjahr 2001 von den Taliban zerstörten Buddha-Statuen von Bamiyan in Afghanistan.
Die Abstimmung steht jedermann online oder per Telefon offen. Am 7. Juli 2007 sollen die Neuen Sieben Weltwunder bekannt gegeben werden. Die Auswahl - mit Sicherheit ein höchst selektiver, kaum repräsentativer - Querschnitt durch Geschichtsgefühl und Geschmack, Patriotismus und kulturelle Prägung der Teilnehmer wird ohne Frage interessant sein. Ob der exklusive Zirkel und sein Label allerdings von Dauer sein werden, kann erst um das Jahr 4200 herum abschließend beurteilt werden. Das ist von heute an so weit vorausgerechnet, wie die Liste des Philon schon zurück liegt.
fba/AP