Japanische Schule Mindestens 30 Kinder in Düsseldorf mit Schweinegrippe infiziert
Düsseldorf - Schule geschlossen, Kinder in Quarantäne: Deutschland erlebt gerade die erste Häufung von Infektionen mit dem H1N1-Virus. Mindestens 30 Kinder der Japanischen Internationalen Schule in Düsseldorf haben sich mit dem Schweinegrippe-Virus angesteckt. Das teilte das Gesundheitsamt am Donnerstagmorgen mit. Den zumeist zwölf Jahre alten Kindern gehe es überwiegend gut, zwei von ihnen seien schwerer erkrankt, sagte der Leiter des Düsseldorfer Gesundheitsamtes, Heiko Schneitler.

Geschlossen: Die japanische Schule in Düsseldorf
Foto: DPAEin Kind sei in der Uni-Klinik behandelt worden. Mittlerweile befänden sich alle Betroffenen zu Hause in Quarantäne. Da weitere Kinder über Beschwerden klagten, sei mit weiteren Fällen zu rechnen. "Ich rechne mit mehr Streuung", sagte Schneitler. Das Robert-Koch-Institut hatte bis zum Mittwoch 86 Fälle von Schweinegrippe registriert. Wegen der neuen Infektionen in Düsseldorf gibt es nun über hundert Fälle in Deutschland.
Insgesamt gehen rund 560 Kinder in die japanische Schule, rund 30 Lehrer sind dort beschäftigt. Erkrankt sind bisher vor allem Kinder der sechsten Klassen. Die Schulleitung erklärte am Donnerstag, die Schule werde bis mindestens Ende nächster Woche geschlossen bleiben.
Herkunft des Erregers ungeklärt
Die unter Quarantäne gestellten Familien würden von der japanischen Gemeinde versorgt, erklärte Schneitler weiter. Im Tagesverlauf werde es weitere Tests geben. Dazu kämen die Familien in das Schulgebäude. Allen Kindern und Lehrern werde ein Rachenabstrich entnommen, der auf die Schweinegrippe-Viren untersucht werde.
Wie die Krankheit eingeschleppt wurde, ist bislang unklar. Zunächst sei ein Sechsjähriger erkrankt, dessen Familie kürzlich Urlaub auf einer Mittelmeerinsel gemacht hatte. Eine Möglichkeit sei, dass er sich auf dem Flughafen angesteckt habe, sagte Schneitler. Davon unabhängig habe es Infektionen bei Schülern der sechsten Klasse gegeben, die am vergangenen Mittwoch, Donnerstag und Freitag einen Ausflug mit dem Bus gemacht hatten. Am Freitag hätten dann einige von ihnen über Fieber, Schnupfen und Heiserkeit geklagt, erläuterte Schneitler.
Schweinegrippe-Tote in Deutschland?
Die Schweinegrippe könnte nach Einschätzung des Chefs des Berliner Robert-Koch-Instituts (RKI), Jörg Hacker, auch in Deutschland Todesopfer fordern. Dies sei nicht auszuschließen, sagte Hacker am Donnerstag im ARD-"Morgenmagazin". Momentan erlebe die Bundesrepublik eine "kleine Welle" an Infektionen. Mit Beginn der generellen Influenzasaison im Herbst könnte die neue Grippe mit einem gegebenenfalls veränderten Virus und schwereren Symptomen zurückkehren, sagte der RKI-Präsident. Das H1N1-Virus wurde nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO bisher bei fast 28.000 Menschen in 74 Ländern nachgewiesen. 141 Patienten starben an der Grippe.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat für Donnerstag eine Dringlichkeitssitzung zur Schweinegrippe einberufen. Die eingeladenen Wissenschaftler sollen darüber entscheiden, ob wegen der zunehmenden Ausbreitung des H1N1-Virus Pandemie-Alarm gegeben wird. Die Warnstufe würde dann auf 6 erhöht.
Im Gegensatz zu einer Epidemie ist eine Pandemie nicht örtlich beschränkt, sondern greift länder- und kontinentübergreifend um sich. Ursprungsland der aktuellen Schweinegrippe ist vermutlich Mexiko. Dort breitete sich die Krankheit bereits im April rasend aus. Im Laufe der vergangenen Wochen gelangte der Erreger in die unterschiedlichsten Weltregionen.
Schulschließungen in Asien
Die Behörden in Hongkong wollen nach mehreren Schweinegrippe-Fällen bei Kindern alle Kindergärten, Krippen und Grundschulen für zwei Wochen schließen. Bei zwölf Schülern einer Schule sei die Erkrankung nachgewiesen worden, hieß es am Donnerstag. Im dicht besiedelten Hongkong leben rund sieben Millionen Menschen. Mit der Schließung von Freitag an soll die Ausbreitung der neuen Grippe eingedämmt werden.
Auch in Thailand blieben einige Klassenräume zu, nachdem ein Elfjähriger in Bangkok an Schweinegrippe erkrankte. 13 weitere Schüler der Privatschule wurden unter Quarantäne gestellt, weil sie Symptome zeigten, berichtete die thailändische Nachrichtenagentur.