Kampfschiffe Briten bauen ihre bisher größten Flugzeugträger
London - Sie werden zu den Giganten der Meere zählen - und sollen den Briten ermöglichen, ihre militärische Macht rund um den Globus zu demonstrieren oder auch einzusetzen: die "HMS Queen Elizabeth" und "HMS Prince of Wales". Die Regierung in London hat am heutigen Donnerstag den Vertrag über den Bau der beiden Schiffe unterzeichnet.
Mit einer Länge von jeweils 280 Metern und einer Verdrängung von 65.000 Tonnen werden sie die größten Kriegsschiffe in der Geschichte Großbritanniens sein - rund dreimal so groß wie die drei derzeit aktiven britischen Flugzeugträger der "Invincible"-Klasse, die es lediglich auf je 20.700 Tonnen bringen. Weltweit sind nur noch die US-Flugzeugträger der "Nimitz"-Klasse mit 97.000 Tonnen und 332 Metern Länge noch größer. Die beiden neuen britischen Träger sollen jeweils bis zu 40 Flugzeuge transportieren und voraussichtlich 2014 und 2016 in Dienst gestellt werden.
Fast 20 Milliarden Euro für Träger und Flugzeuge
Die Regierung von Premierminister Gordon Brown betont, dass der Bau der Flugzeugträger in Großbritannien rund 10.000 Jobs schaffen wird. Die Rechnung wird allerdings üppig ausfallen: Das Verteidigungsministerium spricht von mehr als drei Milliarden Pfund (3,8 Milliarden Euro). Ann Taylor, als Ministerin für die Beschaffung von Verteidiungsausrüstung zuständig, sagte der Londoner "Times" jedoch, dass die Kosten inklusive der geschätzten Inflation und anderer Risiken sogar 3,9 Milliarden Pfund (4,9 Milliarden Euro) erreichen dürften.
Und damit ist nicht einmal der größte Posten bezahlt. Noch teurer als die Träger kommen die Flugzeuge: Auf jedem der beiden Schiffe sollen 36 amerikanische F-35 stationiert werden. Laut britischen Zeitungsberichten sollen die auch als "Joint Strike Fighter" bekannten Flugzeuge zusammen rund zwölf Milliarden Pfund (rund 15 Milliarden Euro) kosten.
Den Auftrag für den Bau der Träger erhält die Aircraft Carrier Alliance, zu der das Konsortium BVT Surface Fleet aus dem britischen Rüstungskonzern BAe Systems und der VT Group gehört. Die Schiffe sollen in Glasgow, Portsmouth, Rosyth und Barrow-in-Furness gebaut werden. Von der ersten Ankündigung der britischen Regierung bis zur heutigen Vertragsunterzeichnung sind zehn Jahre vergangen.
Politik mit militärischen Mitteln
Verteidigungsminister Des Browne sprach von einem "historischen Tag". "Tausende Jobs sind gesichert, und die Royal Navy wird fit gemacht für das 21. Jahrhundert." Was sich dahinter verbirgt, formulierte Browne verklausuliert: Die Schiffe sollten für "Friedensmissionen und Konfliktprävention" eingesetzt werden.
Deutlicher sagte es Admiral Jonathon Band, Stabschef der britischen Marine, der bereits an die Kriege der Zukunft denkt. Auch wenn man sich derzeit auf zwei Landkriege in Afghanistan und Irak konzentriere, sei es ratsam, 15 bis 20 Jahre in die Zukunft zu investieren. Flugzeugträger, so der Admiral, spielten eine "zentrale Rolle" bei der Demonstration britischer Militärmacht und der Verteidigung der globalen Interessen des Landes.
Eine Rolle spielen dürfte auch die Tatsache, dass derzeit gleich mehrere Staaten den Bau neuer Flugzeugträger planen - und alle dürften in Zukunft zu den weltpolitischen Konkurrenten Großbritanniens zählen. Indien etwa plant den Bau zweier großer Flugzeugträger, und auch China werden immer wieder ähnliche Ambitionen nachgesagt. Russland hat im Sommer 2007 gar angekündigt, innerhalb der nächsten 20 Jahre sechs komplette Flugzeugträger-Kampfgruppen zu bauen.
mbe/dpa