Kinderwunsch Biologische Uhr tickt auch bei Männern

Mit dem Alter wird manches schwieriger für Männer - auch das Zeugen von Nachwuchs. Eine Studie mit 12.000 Paaren in Frankreich ergab, dass Männer bereits ab 35 Jahren Probleme mit ihrer Fruchtbarkeit bekommen können.

Wenn Frauen älter werden, sinken die Chancen, schwanger zu werden. Dieser Zusammenhang ist unter Medizinern schon lange bekannt. Dass hingegen auch bei Männern die biologische Uhr tickt, und zwar bereits in relativ jungen Jahren, haben jetzt Forscher vom Pariser Centre Eylau pour la reproduction assistée herausgefunden. Mit dem Alter von Männern erhöht sich demnach das Risiko eines unerfüllten Kinderwunsches - und zwar schon ab 35 Jahren, berichteten Stephanie Belloc und ihre Kollegen auf einem Kongress der European Society of Human Reproduction and Embryology in Barcelona.

Das Team von Belloc hatte 21.239 sogenannte intrauterine Inseminationen analysiert. Dieses Verfahren wird bei Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch angewandt. Um die Befruchtungschancen zu erhöhen, wird das Sperma der Männer im Labor aufbereitet: Samenflüssigkeit und weniger gute Spermien werden abgetrennt. Die ausgewählten Samenzellen führen Ärzte dann direkt in die Gebärmutterhöhle ein.

"Unsere Daten beweisen erstmals, dass es einen starken Effekt des Alters der Männer bei der Erfolgsquote der intrauterinen Insemination gibt", sagte Belloc. Fortpflanzungsexperten wissen schon länger, dass mit zunehmendem Alter der Männer die Zahl der Spermien und ihre Qualität sinken. Einen so unmittelbaren Zusammenhang von Alter und Fruchtbarkeit habe man bislang jedoch noch nicht nachgewiesen, betonten die Forscher. Belloc erklärte, besonders erstaunlich sei, dass Männer ab 35 Jahren das Risiko einer Fehlgeburt erhöhten.

Dass Männer nicht folgenlos altern, wie mancher vielleicht glaubt, hatten erst kürzlich dänische Forscher herausgefunden. Kinder älterer Väter ab 45 Jahren haben ein deutlich erhöhtes Gesundheits- und Sterblichkeitsrisiko, berichteten die Mediziner im Fachblatt "European Journal of Epidemiology".

Wie aber beeinflusst das Alter der Männer die Chancen einer Schwangerschaft und die Gesundheit der gezeugten Kinder? Das Team von Belloc kann zwar derzeit keine genaue Erklärung liefern. Die Forscher glauben allerdings, dass die DNA in Spermien der Männer mit steigendem Alter einem stärkeren Zerfall ausgesetzt ist. Viele Samenproben von Männern über 40 hätten Defekte gehabt, die zu Fehlgeburten führen könnten.

"Bislang haben sich Gynäkologen vor allem auf das Alter der Frauen konzentriert", sagte Belloc. Die Botschaft sei gewesen, dass man möglichst vor dem Alter von 35 bis 38 schwanger werden müsse. Jetzt müsse auch auf das Alter der Männer geachtet werden.

hda/Reuters

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