Klimaerwärmung Malaria könnte nach Deutschland zurückkehren

Gefährliche Mückenarten finden Gefallen am immer wärmeren Klima in Mitteleuropa. Mediziner fürchten, dass typische Tropenkrankheiten wie Malaria, Gelbfieber oder Dengue-Fieber bald auch in Deutschland ausbrechen.

Die Studie des Bonner Instituts für medizinische Parasitologie verheißt nichts Gutes: Wegen der immer höheren Durchschnittstemperaturen könnten als ausgerottet geltende Infektionen in Deutschland wieder auftreten. Konkret nennen die Autoren Malaria, Dengue-Fieber, Gelbfieber und Leishmaniose - eine durch Sandmücken übertragene Krankheit.

Die Mediziner um Walter Maier, Professor an der Universität Bonn, schreiben, dass Wärme liebende Krankheitsüberträger und -erreger bereits nach Deutschland oder in unsere Nachbarstaaten eingeschleppt worden seien.

So wurde die ursprünglich in Asien beheimatete Tigermücke, ein Überträger des Dengue-Fiebers, bereits in Frankreich und Italien entdeckt. In Deutschland fanden Parasitologen eine hier bisher unbekannte Sandmückenart sowie zusätzlich eine aus Süd- und Südwesteuropa stammende Art. Beide sind bekannte Überträger der Leishmaniose, die in ihrer äußerlichen Form als Orientbeule oder als innere Infektion von Milz, Leber, Knochenmark, Lymphknoten, Haut und Schleimhaut auftritt.

Sandmücken leben normalerweise nicht nördlich der Alpen. Laut der Studie markiert jedoch eigentlich die 10-Grad-Celsius-Jahresisotherme die Grenze ihres Lebensraums und diese liegt derzeit bei Köln. Im Jahr 2001 fingen Forscher in Baden-Württemberg 117 Sandmücken an 15 verschiedenen Orten - fast immer in unmittelbarer Nähe zu Menschen in Städten oder Dörfern. Ärzte registrierten in Deutschland bereits einzelne Leishmaniose-Infektionen bei Mensch und Tier, die sie nicht als "Reiseandenken" von Fernreisen einstuften.

Die Malaria war in Deutschland noch bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts verbreitet und könnte nun wieder zurückkehren. Sollten sich die Entwicklungsmöglichkeiten für bestimmte Arten der Anopheles-Mücke in Deutschland verbessern, entstünde ein immer höheres Risiko, sich in Deutschland durch Stiche von Malaria-Mücken zu infizieren, warnen die Wissenschaftler in der im Auftrag des Umweltbundesamts erstellten Studie.

Das Risiko, an einer Vielzahl neuer oder in Deutschland als ausgerottet geltender Infektionen zu erkranken, bestünde bereits jetzt. Maier und seine Kollegen empfehlen deshalb, die Situation möglicher Krankheitsüberträger in Deutschland fortlaufend zu dokumentieren und unter Mithilfe der Länder zu überwachen. Erst auf Basis dieser Daten könnten rechtzeitig Empfehlungen zum Infektionsschutz erarbeitet sowie Abwehrmaßnahmen entwickelt werden.

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