Klimakonferenz in Bangkok Rettung in der Nachspielzeit
Bangkok - Erinnerungen an Bali wurden wach: Wie schon im Dezember auf der indonesischen Insel schien auch die Uno-Klimakonferenz in Thailands Hauptstadt bereits gescheitert zu sein, ehe sich die Vertreter der Staaten doch noch zusammenrauften. Und wie auf Bali war auch in Bangkok eine Verlängerung der Tagung notwendig, um eine Einigung zu erreichen. Eine weitere Parallele: Besonders strittige Themen wurden vertagt.
Jetzt ist der Weg frei zu konkreten Verhandlungen über ein Nachfolgeabkommen des Kyoto-Protokolls, das 2012 ausläuft. "Der Zug nach Kopenhagen hat den Bahnhof verlassen", sagte Yvo de Boer, Chef der Uno-Rahmenkonvention zum Klimawandel (FCCC), in Anspielung auf den Ort, an dem das künftige Klimaschutzabkommen verhandelt werden soll. "Wir haben jetzt nicht nur die Gewissheit, dass kritische Streitpunkte in diesem Jahr erörtert werden", sagte de Boer, "sondern wir haben die mundgerechten Stücke, die es uns erlauben, effektiv zu verhandeln."
Delegationen aus 163 Staaten hatten fünf Tage um die Verhandlungsagenda gerungen. Die Konferenz sollte am Freitag enden, zog sich aber noch bis zum Samstag (Ortszeit) hin. Die Gespräche drohten insbesondere an einem Streit zwischen Japan und Entwicklungsländern über die Reduzierung von Treibhausgasen zu scheitern. Zum Teil wurden die strittigen Themen auf einen späteren Zeitpunkt vertagt. "Wir können mit dem Arbeitsprogramm leben, aber die vor uns liegenden Verhandlungen werden sehr, sehr hart sein", sagte Prodipto Ghosh, ein Mitglied der indischen Delegation.
Die deutsche Umweltorganisation Germanwatch verlangt von den Staats- und Regierungschefs, den Klimawandel zur Chefsache zu machen. "Sonst besteht nach wie vor die Gefahr, dass sich die Experten immer wieder im Kleinklein verkeilen", sagte Germanwatch-Geschäftsführer Christoph Bals.
Als "konstruktivsten Höhepunkt" der Gespräche in Bangkok bezeichnete Bals den Vorschlag Mexikos, einen multinationalen Klimafonds einzuführen. Er soll die Klimaschutz-Aktivitäten in Entwicklungsländern fördern, die Anpassung an den Klimawandel in den am stärksten betroffenen Staaten vorantreiben und den Technologietransfer stärken. Damit könne der Fonds zum "finanziellen Rückgrat" des neuen Uno-Klimaabkommens werden. "Erfreulich ist darüber hinaus, dass Indien konkrete Vorschläge für weitreichenden und fairen Klimaschutz ins Gespräch gebracht hat", so Bals.
Industrie- und Entwicklungsländer uneins
Die Delegationen knüpften an die im Dezember auf Bali erzielte Grundsatzvereinbarung an, bis 2009 einen Nachfolgevertrag für das Kyoto-Protokoll zu schließen. Bis zum Abschluss eines neuen globalen Klimaschutzabkommens ist der Weg allerdings noch weit.
Die Positionen der Staaten haben sich seit Bali kaum verändert. Während die EU eine Führungsrolle der westlichen Industriestaaten bei der Eindämmung des Treibhausgas-Ausstoßes anstrebt, wollen die USA nur mitziehen, wenn sich auch China und Indien zu einer drastischen Kürzung ihrer CO2-Emissionen verpflichten.
Bei den Zielwerten für die Eindämmung der Treibhausgase hat die EU bis 2020 eine Reduzierung um 25 bis 40 Prozent vorgeschlagen - gemessen an den Emissionen des Jahres 1990. Japan will hingegen die Werte des Jahres 2005 als Bezugsgröße nehmen.
Die nächste Verhandlungsrunde findet nun im Juni in Deutschland statt. Dabei sollen die Kapitel Finanzierung und Technologie im Vordergrund stehen. Im Dezember dieses Jahres ist der nächste große Uno-Klimagipfel im polnischen Poznan (Posen) geplant. Das Ende 2009 in Kopenhagen zu verhandelnde Abkommen soll Anfang 2013 in Kraft treten.
mbe/AP/Reuters