News zum Klimagipfel am Montag Erzbischof von Canterbury entschuldigt sich für Holocaust-Vergleich

Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby
Foto: POOL / REUTERSNichts mehr verpassen: Für die neuesten Entwicklungen und wichtigsten Hintergründe abonnieren Sie unseren Klima-Newsletter.
Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, hat sich nach einem Vergleich zwischen dem Holocaust und den Folgen des Klimawandels entschuldigt. »Es ist niemals richtig, Vergleiche zu den Gräueltaten der Nazis zu ziehen«, twitterte das Oberhaupt der anglikanischen Kirche. Es tue ihm leid, bei jüdischen Menschen Anstoß erregt zu haben.
Zuvor hatte Welby im Gespräch mit einer BBC-Reporterin beim Uno-Klimagipfel COP26 in Glasgow davor gewarnt, die teilnehmenden Staats- und Regierungschefs zögen einen Fluch auf sich, wenn sie nicht die richtigen Maßnahmen ergriffen. Er fügte hinzu, man werde eines Tages härter über solche Politiker urteilen als über diejenigen, die während der 1930er-Jahre ignoriert hätten, was sich in Nazi-Deutschland abgespielt habe. »Es wird einen Genozid von unendlich größerem Ausmaß ermöglichen«, so Welby weiter.
Kanada will Export von Kohle bis 2030 verbieten
20.24 Uhr: Zum Auftakt der Weltklimakonferenz in Glasgow hat Kanada sich dazu verpflichtet, bis 2030 keine Kohle mehr zu exportieren. Damit sollten vor allem Entwicklungsländer dabei unterstützt werden, »so schnell wie möglich auf saubere Kraftstoffalternativen umzustellen«, teilte das Büro von Premierminister Justin Trudeau mit. Auch werde Ottawa umgerechnet bis zu 700 Millionen Euro internationaler Hilfen für das Umschwenken auf saubere Energien bereitstellen. Die Trudeau-Regierung hatte bereits angekündigt, dass Kanada ab 2030 komplett auf Strom aus Kohle verzichten werde.
Grönland will Pariser Klimaabkommen beitreten
18.44 Uhr: Grönland spürt den Klimawandel ganz besonders – Teil des Weltklimaabkommens von Paris war es bisher aber nicht. Damit ist nun voraussichtlich Schluss: Die größte Insel der Erde verabschiedet sich von einem territorialen Vorbehalt und will sich somit dem 2015 geschlossenen Abkommen anschließen. Diese Regierungsentscheidung werde nun den Prozess der nationalen Ratifizierung im grönländischen Parlament durchlaufen, teilte die Regierung der weitgehend mit Eis bedeckten Insel am Montag im Zuge der Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow mit.
»Ich bin stolz, dass die grönländische Regierung die Entscheidung getroffen hat, dass Grönland dem Pariser Abkommen beitreten sollte«, erklärte Regierungschef Múte B. Egede. Die Arktis sei eine der Weltregionen, in denen man die Folgen der Erderwärmung am stärksten spüre. »Wir glauben, dass wir gemeinsam Verantwortung übernehmen müssen. Das heißt, dass auch wir unseren Beitrag leisten müssen.«
Grönland ist weitgehend autonom, zählt aber offiziell zum dänischen Königreich. Damit hat auch der besagte Vorbehalt zu tun. In einer Regierungsmitteilung hieß es, eine Überprüfung der grönländischen Möglichkeiten habe gezeigt, dass man unabhängig von Dänemark eigene nationale festgelegte Klimaschutzbeiträge (NDCs) entwickeln könne, ohne sich zu einer bestimmten CO2-Reduzierung bekennen zu müssen.
Indien will klimaneutral werden – bis 2070
18.30 Uhr: Indiens Premierminister Narendra Modi hat beim Weltklimagipfel in Glasgow erstmals ein Ziel für die Klimaneutralität seines Landes genannt: Bis 2070 will das bevölkerungsreiche Land nur noch so viel klimaschädliche Emissionen ausstoßen, wie etwa in Senken wie Ozeanen und Wäldern aufgenommen werden können. Das ist das obere Limit, das der Weltklimarat (IPCC) für weltweite Klimaneutralität angegeben hat, damit das Leben auf dem Planeten Erde noch lebenswert bleibt. Viele Länder streben – so wie die EU – Klimaneutralität bis 2050 an, China hat 2060 ins Auge gefasst.
Wie das Büro des britischen Premierministers Boris Johnson mitteilte, habe Johnson die indische Regierung dazu gedrängt, ein ehrgeiziges Klimaziel vorzulegen. Demnach hätten sich Johnson und Modi am Montag vor der Verkündung in Glasgow getroffen.
Xi Jinping fordert Welt per Brief zur Einhaltung von Klimaversprechen auf
17.43 Uhr: Chinas Präsident äußerte sich als einziger Staats- und Regierungschef nur schriftlich auf der Uno-Klimakonferenz. In seinem Statement appellierte er laut der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua an die Anwesenden bei der COP26: »Taten sind die einzige Möglichkeit, Visionen in die Realität umzusetzen«. Nach den von Xinhua veröffentlichten Auszügen machte Xi zunächst keine konkreten neuen Zusagen, forderte jedoch alle Seiten auf, »ihre Versprechen einzuhalten«.
Die Industrieländer sollten nicht nur selbst mehr tun, sondern auch die Entwicklungsländer dabei unterstützen, mehr zu tun, so der chinesische Präsident. Alle beteiligten Parteien sollten das gegenseitige Vertrauen stärken und ihre Zusammenarbeit ausbauen, um den Erfolg der Konferenz von Glasgow zu gewährleisten.
Der chinesische Präsident hatte auf eine Reise nach Glasgow verzichtet und hielt auch keine Rede per Videoschalte. In einem kurz vor dem Gipfel vorgelegten Aktionsplan wiederholte die Regierung in Peking zur Enttäuschung von Klimaschützern größtenteils zuvor zugesagte Ziele. So soll der CO2-Ausstoß bis 2030 ihren Höhepunkt erreichen. Zudem wird Klimaneutralität bis 2060 angestrebt. Kein Land produziert eine so große Menge klimaschädlicher Treibhausgase wie China.
Thunbergs Klima-Aufruf erreicht in Kürze eine Million Unterschriften
16.46 Uhr: Ein offener Brief führender Klimaaktivistinnen um die Schwedin Greta Thunberg an die Staatenlenker der Erde hat in kurzer Zeit mehr als eine Million Unterstützer gefunden. Bis zum Montagnachmittag hatten den zum Start der Weltklimakonferenz in Glasgow veröffentlichten Aufruf fast 1,1 Millionen Menschen online mit ihrer E-Mail-Adresse unterzeichnet. Das war auf der Webseite des Kampagnennetzwerks Avaaz zu sehen, mit dem die Aktivistinnen den Appell ins Leben gerufen haben.
In dem Aufruf fordern Thunberg, Vanessa Nakate aus Uganda, die Polin Dominika Lasota und Mitzi Tan von den Philippinen die Staats- und Regierungschefs der Erde auf, der Klimakrise endlich entscheidend und mit sofortigen und drastischen Maßnahmen zu begegnen. »Verrat. So beschreiben junge Menschen weltweit das Versagen unserer Regierungen bei der Reduzierung der CO2-Emissionen«, schreiben sie. Die Welt sei katastrophal weit vom entscheidenden Ziel des Pariser Weltklimaabkommens entfernt – der Begrenzung der globalen Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. »Dennoch beschleunigen Regierungen weiterhin die Krise, indem Sie Milliarden in fossile Brennstoffe investieren.« Für die Erde bedeute das Alarmstufe Rot.
Macron fordert von größten Klimasündern mehr Einsatz
16.31 Uhr: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron glaubt, dass die größten Klimasünder ihre Ambitionen steigern müssen. Dies sei der Schlüssel für einen Erfolg in den nächsten zwei Wochen, sagt Macron in Glasgow. Zudem müssten auch die Schwellenländer ihren Beitrag leisten, um mehr Klimaschutz zu finanzieren. Notwendig seien Ehrgeiz, Solidarität und Vertrauen.
Merkel fordert weltweiten CO2-Preis
15: 55 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel macht sich auf der Weltklimakonferenz für einen weltweiten CO2-Preis stark. »Wir werden mit staatlichen Aktivitäten allein nicht vorankommen«, sagt sie. Es gehe um eine umfassende Transformation des Lebens und Wirtschaftens. »Deshalb will ich hier ein klares Plädoyer einlegen für die Bepreisung von Kohlenstoff-Emissionen.« Mit einem solchen Preis könne man die Industrie dazu bringen, die technologisch besten Wege zur Klimaneutralität zu finden. »In der Dekade des Handelns, in der wir jetzt leben, national ambitionierter zu sein, aber global Instrumente zu finden, die nicht nur Steuergelder einsetzen, sondern die wirtschaftlich vernünftig sind. Und das ist für mich die CO₂-Bepreisung.
Um den globalen Ausstieg aus der Kohleverstromung voranzutreiben, will Deutschland zudem eine neue Energie-Partnerschaft mit Südafrika eingehen. Diese Kooperation sei ein wichtiges Pilotprojekt für viele afrikanische Länder, sagte Merkel weiter. Details dazu nannte sie zunächst nicht. Daneben hob die scheidende Kanzlerin auch die deutsche Zusammenarbeit mit Kolumbien, Norwegen und dem Vereinigten Königreich zum Schutz von Wäldern hervor. Insgesamt müsse es mehr globale Kooperationen beim Klimaschutz geben, betonte Merkel.
Biden: USA werden ihre Klimaziele erreichen
15: 46 Uhr: US-Präsident Joe Biden hofft in Glasgow, dass die Konferenz ein Jahrzehnt des Ehrgeizes einleiten wird. »Wir sind noch immer im Rückstand und haben keine Zeit mehr«, so Biden bei der Konferenz. Die USA würden eine langfristige Strategie anwenden und ihre Klimaziele erreichen. Dies bedeute, dass die Emissionen bis 2030 um mehr als eine Gigatonne oder 50 bis 52 Prozent reduziert würden, so Biden. Es sei ein moralisches und ökonomisches Imperativ, den Klimawandel anzugehen. Die USA seien nicht nur zurück am Tisch, sie würden auch eine Führungsrolle einnehmen. Seine Regierung werde handeln und es nicht nur bei Worten belassen.

Biden bei der COP26 in Glasgow
Foto: Adrian Dennis / APBiden sagte, aus dem Kampf gegen den Klimawandel erwüchsen auch Chancen. Millionen gut bezahlter Jobs könnten entstehen. Die USA wollten mit gutem Beispiel vorangehen. »Ich weiß, dass das nicht der Fall war. Deshalb macht meine Regierung Überstunden, um zu zeigen, dass unser Engagement für den Klimaschutz aus Taten und nicht aus Worten besteht.« Trumps Vorgänger Donald Trump hatte daran gezweifelt, ob der Klimawandel menschengemacht ist – was wissenschaftlich klar widerlegt ist. »Mit jedem Tag, den wir warten, steigen die Kosten der Untätigkeit«, so Biden.
Bolsonaro will mehr fürs Klima machen
15: 46 Uhr: Brasiliens Umweltminister Joaquim Pereira Leite erklärte, dass das Land seine Treibhausgasemissionen bis 2030 um 50 Prozent senken werde. Damit wurde die bisherige Verpflichtung, die Emissionen in diesem Zeitraum um 43 Prozent zu reduzieren, deutlich erhöht. In einem vorab aufgezeichneten Video, das in Glasgow gezeigt wurde, sagte Präsident Jair Bolsonaro, er habe Leite ermächtigt, Brasiliens Klimaziele zu erhöhen.
Unterdessen erklärten Brasiliens indigene Völker, sie würden auf der Konferenz darauf hinweisen, dass die Welt ihr Fachwissen zum Schutz des Amazonas-Regenwaldes brauche, um so die globale Krise zu lösen. Die Gruppen, die nach eigenen Angaben zunehmend von Holzfällern, Bergleuten und der klimaskeptischen brasilianischen Regierung bedroht werde, sei mit 40 Abgesandten angereist. »Wenn es keinen Schutz der indigenen Territorien und Rechte gibt, wird es auch keine Lösung für die Klimakrise geben, denn wir sind Teil dieser Lösung«, sagte Sonia Guajajara, Leiterin der Vereinigung der indigenen Völker Brasiliens (ABIP).
Draghi fordert, Geld intelligent einzusetzen
15: 39 Uhr: Italiens Ministerpräsident Mario Draghi hat einen besseren Einsatz der Gelder im Kampf gegen den Klimawandel gefordert. Es stünden Dutzende Billionen Dollar zur Verfügung, aber nun müsse man einen intelligenten Weg finden, dieses Geld schnell auszugeben, sagte Draghi. Die gute Nachricht seines Vorredners, Großbritanniens Premierminister Boris Johnson, sei gewesen, dass Geld kein Problem sei. Der frühere Chef der Europäischen Zentralbank forderte den Einsatz multilateraler Entwicklungsbanken und vor allem der Weltbank. Es brauche Plattformen in den Ländern, auf denen die Banken das Geld nutzbar machen können. Draghi verlangte, dass die Länder weiter gehen müssten als beim Treffen der 20 stärksten Industrienationen am Wochenende in Rom. »Wir müssen auf der G20-Vereinbarung aufbauen und schneller sowie entschiedener handeln«, sagte der 74-Jährige.
Hofreiter wertet G20-Beschlüsse zu Klima als Enttäuschung
15: 23 Uhr: Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter kritisiert die Klima-Beschlüsse des G20-Gipfels und fordert verbindliche Zusagen der Glasgower Klimakonferenz. »Für den Klimaschutz ist das G20-Treffen in Rom eine Enttäuschung«, sagt Hofreiter der »Rheinischen Post«. »Für die Weltklimakonferenz in Glasgow erhöht das den Druck auf die Teilnehmenden noch einmal.« Deutschland habe hier eine Verantwortung, »verbindlich voranzugehen«. Das Sondierungspapier von SPD, Grünen und FDP zur Bildung einer Ampel-Koalition sei dafür ein gutes Gerüst, sagt Hofreiter, der für seine Partei die Regierungsbildung mitverhandelt.
»Rainbow Warrior« segelt zur COP26
15: 16 Uhr: Das bekannte Schiff »Rainbow Warrior« der Umweltschutzorganisation Greenpeace segelt klimagerecht zur Konferenz nach Glasgow. Wie die NGO mitteilte, fährt das Boot den Fluss Clyde in Schottland hinauf und wird am Nachmittag in der Stadt erwartet. An Bord sind Klimaaktivisten von Fridays for Future aus Mexiko, Uganda, Bangladesch und Namibia, die den Staats- und Regierungschefs auf dem Klimagipfel ihre Botschaft überbringen wollen. Ein Antrag, direkt vor dem Konferenzzentrum anzulegen, wurde von den Behörden abgelehnt. Bereits am Sonntag hatte es Störungen im Zugverkehr zur COP26 gegeben, das hatte für viele Teilnehmer die Reise zur Konferenz verzögert. Schon am Samstag war dort der »Klimazug« angekommen. An Bord waren viele Aktivistinnen und Aktivsten, darunter auch Greta Thunberg. Die Schwedin wird im Laufe dieses Nachmittags eine Pressekonferenz geben.
Uno-Chef Guterres: »Wir graben uns unser eigenes Grab«
13: 07 Uhr: Die von den Staaten weltweit versprochenen Anstrengungen beim Klimaschutz reichen nach Worten von Uno-Generalsekretär António Guterres hinten und vorne nicht aus, um eine Katastrophe abzuwenden. Er rief die Regierungsvertreter auf, mehr zu tun. »Wir graben unser eigenes Grab«, warnte Guterres bei der feierlichen Auftaktveranstaltung mit Dutzenden Staats- und Regierungschefs. Regierungen müssten Subventionen für fossile Brennstoffe beenden, aus der Kohle aussteigen und einen Preis für sämtliche Emissionen festlegen, verlangte er. »Es ist an der Zeit, zu sagen: Genug«, sagte Guterres. »Genug brutale Angriffe auf die Artenvielfalt. Genug Selbstzerstörung durch Kohlenstoff. Genug davon, dass die Natur wie eine Toilette behandelt wird. Genug Brände, Bohrungen und Bergbau in immer tiefere Lagen.«

Teilnehmer der Konferenz in Glasgow: Die Teilnehmer stehen dicht zusammen, berichtet SPIEGEL-Redakteurin Susanne Götze von der COP26
Foto: Susanne Götze / DER SPIEGELHygiene-Kit gegen Corona in Glasgow
13: 07 Uhr: Eine Klimakonferenz mit rund 25.000 Teilnehmern in Zeiten der Coronapandemie durchzuführen, ist keine leichte Aufgabe. Auf der COP26 erhält deshalb jeder Teilnehmer ein Hygiene-Kit. Darin enthalten ist beispielsweise ein Desinfektionsmittel und eine Maske, berichtet SPIEGEL-Redakteurin Susanne Götze, die derzeit vor Ort ist. Immerhin ist der jüngste PCR-Test von US-Präsident Joe Biden negativ ausgefallen. Der Test war für die Einreise nach Großbritannien erforderlich. Allerdings ist Jen Psaki, die Sprecherin des Weißen Hauses, positiv auf das Coronavirus getestet worden, teilte das Weiße Haus mit. Sie sei aber geimpft und habe nur leichte Symptome.

SPIEGEL-Redakteurin Götze mit COP26-Maske
Foto: Susanne Götze / DER SPIEGELPremierminister Johnson: Welt steht vor einem »Weltuntergang«
13: 45 Uhr: In Glasgow hat Gastgeber Boris Johnson den Weltklimagipfel mit den Worten eröffnet, die Welt stehe vor einem »Weltuntergang«. Johnson verglich die Lage der Erde mit der des fiktiven Geheimagenten James Bond. Dieser sei an einer Bombe festgeschnallt, die den Planeten zerstören wird, während Bond versucht, herauszufinden, wie man sie entschärfen kann. Er sagte den Staats- und Regierungschefs am Montag, dass »wir uns in etwa in der gleichen Lage befinden«, nur dass das »tickende Weltuntergangsgerät« jetzt real und nicht mehr fiktiv ist. Johnson eröffnete den Teil des Gipfels, der Staats- und Regierungschefs in die Pflicht nehmen soll, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius unter dem vorindustriellen Niveau zu halten.
Wenn in Glasgow Mittagspause ist
12 Uhr: Die Organisation der COP26 ist auch eine logistische Herausforderung – schließlich müssen Zehntausende Diplomaten, Politikerinnen und Politiker sowie Klimaforschende und Umweltaktivisten versorgt werden. Und auch die aus Glasgow berichtenden Journalisten. SPIEGEL-Redakteurin Susanne Götze hat sich das Essen auf der COP26 genauer angeschaut. »Beliebt sind vor allem die veganen Sandwiches«, sagt sie. Zwar gebe es auch Sandwiches mit Hühnchen. Aber es seien Bemühungen erkennbar, klimafreundliches Essen anzubieten. Zudem bekommen die Teilnehmer der Konferenz einen Kunststoffbecher, der wiederverwendet werden kann, und kein Wegwerfprodukt. Auch für Süßes wird gesorgt. Manche NGOs verteilen seit Jahren Schokolade, berichtet Susanne.

Von der Leyen erklärt Klimarennen für eröffnet
11:15 Uhr: EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat zu Beginn der COP26 von einem »Moment der Wahrheit« gesprochen. Das globale Rennen für Klimaneutralität bis Mitte des Jahrhunderts sei eröffnet, schrieb die deutsche Politikerin auf Twitter. Europa habe sich dazu verpflichtet, als erster Kontinent in der Welt klimaneutral zu sein und sich für einen ehrgeizigeren Klimaschutz mit seinen Partnern zusammenzutun. »COP26 ist ein Moment der Wahrheit für unsere Pläne, den Klimawandel zu stoppen«, so von der Leyen.

Anfang November trifft sich die Staatengemeinschaft im schottischen Glasgow zur 26. Uno-Klimakonferenz, der COP26. Auf dem zweiwöchigen Treffen geht es darum, die Ziele der Länder zu erhöhen und gemeinsame Regeln für den Kampf gegen die Klimakrise zu definieren. Lesen Sie hier alle Artikel zum Gipfel.
Inselstaat Palau warnt vor Untergang wegen des Klimawandels
10:45 Uhr: Der Präsident des Inselstaats Palau im Pazifik hat vor dem Untergang seines Landes und dessen Kultur wegen des Klimawandels gewarnt. »Wir müssen handeln, und zwar sofort, weil es sonst um unser Aussterben geht«, sagte Staatschef Surangel Whipps Jr. dem Sender BBC Radio 4 in Glasgow. »Wir wollen, dass die Leute auf dieser Konferenz verstehen, dass wir nicht länger nur reden und Mini-Schritte unternehmen oder die Sache vertagen können«, sagte Whipps. Nötig seien radikale Änderungen, die tatsächlich Folgen hätten.
»Wenn diese Inseln untergehen, haben wir die Kultur, die Sprache, die Identität der Menschen verloren«, sagte der Präsident. »Natürlich kann man die Leute in ein Gebäude nach Shanghai umziehen lassen oder auf ein Feld in Arkansas oder sonstwohin.« Aber das hätte schwere Folgen, mahnte Whipps. »Sie sind nicht mehr länger eine Nation, nicht mehr länger ein Volk. Wir sollten nicht wegen des Handelns der größten CO2-Emittenten aussterben.«
Biden kritisiert China und Russland
09:52 Uhr: US-Präsident Joe Biden hat China und Russland die Schuld für die Enttäuschung vieler Klimaschützer über die Beschlüsse des G20-Gipfels gegeben. Die Enttäuschung habe damit zu tun, dass die beiden Länder keine Bereitschaft zu irgendwelchen Verpflichtungen in Sachen Klimaschutz gezeigt hätten, sagte Biden nach dem zweitägigen Gipfel in Rom. »Es gibt einen Grund für die Leute, enttäuscht zu sein. Ich fand das selbst enttäuschend.« Trotzdem habe die Gruppe der führenden Wirtschaftsmächte mit Blick auf die Klimakonferenz in Glasgow deutliche Fortschritte gemacht. Es müsse aber noch mehr passieren. Aber man müsse sich vor allem ansehen, was China nicht macht, was Russland nicht macht und was Saudi-Arabien nicht macht.
Laut dem Weißen Haus werde Biden ein starkes Statement in Glasgow abgeben. US-Vertreter betonten zuletzt die Führungsrolle der USA beim Kampf gegen den Klimawandel. Ziel der Biden-Regierung sei es, in Glasgow einen »deutlich gesteigerten globalen Ehrgeiz zu erreichen« und »das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite zu halten«, sagte der US-Sonderbeauftragte für Klima, John Kerry, vor den Beratungen der Staats- und Regierungschefs. Die USA seien mit einer sehr starken Delegation in Glasgow vertreten, so Kerry weiter. Neben dem Präsidenten seien mehrere Regierungsmitglieder und Behördenchefs sowie 50 Mitglieder des US-Kongresses zu der Klimakonferenz nach Schottland gereist. Hauptziel bei den Verhandlungen in Glasgow sei es, die Länder, die noch nicht auf Kurs seien, um das sogenannte 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, zu ehrgeizigeren Zielen zu bewegen.
Klimaexperte Latif hegt keine Hoffnung auf konkrete Ergebnisse
08.36 Uhr: Der renommierte deutsche Klimaexperte Mojib Latif hegt keine Hoffnungen auf ein positives Ergebnis der aktuellen Weltklimakonferenz in Glasgow. »Wir dürfen ja nicht vergessen, das ist die 26. Weltklimakonferenz. Die sitzen seit über einem Vierteljahrhundert zusammen und haben wirklich nichts geschaffen«, sagte der Kieler Wissenschaftler im ZDF-»Morgenmagazin«. Die Treibhausgasemissionen stiegen weiter. Er erwarte daher nichts.
Es werde in Glasgow am Ende »wieder schöne Worte geben, aber an konkreten Maßnahmen wird nichts beschlossen werden«, fügte Latif an. Er verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Ergebnisse des jüngst zu Ende gegangenen G20-Gipfels in Rom, auf dem sich die 20 führenden Industrieländer ebenfalls bereits mit dem Thema Klima befassten. »Ich habe einfach das Gefühl, dass sich die Welt dem Kampf gegen den Klimawandel einfach verweigert«, sagte der Experte.
Zugleich rief er Deutschland, die EU und die USA unter dem neuen Präsidenten Joe Biden dazu auf, beim Klimaschutz trotzdem eine Allianz der Willigen zu bilden und voranzugehen. Wenn andere nicht mitmachten, dann könne man es nicht ändern. Es gehe beim Thema Klimaschutz aber eben auch um die Sicherung des eigenen künftigen Wohlstands durch Schaffung gut bezahlter Arbeitsplätze.
Erdoğan sagt Teilnahme an Klimakonferenz kurzfristig ab
07.32 Uhr: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Regierungskreisen zufolge seine Teilnahme an der Weltklimakonferenz in Glasgow kurzfristig abgesagt. Grund sei, dass Großbritannien den Forderungen Ankaras nach Sicherheitsvorkehrungen nicht nachgekommen sei, heißt es in den türkischen Regierungskreisen. Neben protokollarischen Problemen seien unter anderem auch die Forderungen bezüglich der Anzahl der Sicherheitsfahrzeuge nicht erfüllt worden. Erdoğan kehrte der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge vom G20-Gipfel in Rom direkt wieder zurück in die Türkei, anstatt zum Klimagipfel zu reisen. Die türkische Regierung nannte keinen Grund für seine außerplanmäßige Rückkehr. Das türkische Parlament hatte im vergangenen Monat als letztes G20-Land das Pariser Klimaabkommen ratifiziert.
Merkel nimmt an Weltklimakonferenz in Glasgow teil
06.43: Bevor es so richtig an die kniffligen Verhandlungen über mehr Klimaschutz geht, wird es erst mal feierlich: Der Uno-Klimagipfel im schottischen Glasgow geht am Montag mit Ansprachen Dutzender Staats- und Regierungschefs in seinen zweiten Tag. Mittags (ab 13.00 Uhr MEZ) wenden sich unter anderem der britische Premierminister Boris Johnson, Uno-Generalsekretär António Guterres sowie der britische Thronfolger Prinz Charles an das Plenum. Auch die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gibt nachmittags (ca. 15.00 Uhr MEZ) ein kurzes Statement im Namen Deutschlands ab.
Angekündigt für je dreiminütige Beiträge wurden in Glasgow auch die Präsidenten der USA und Frankreichs, Joe Biden und Emmanuel Macron. Weiter auf der Rednerliste stehen Spanien, Ägypten, Indonesien sowie die Spitzen der EU. Dazu kommen ferner die Regierungschefs von Kanada, Italien, Australien, Indien und Pakistan sowie etliche weitere Spitzenpolitiker aus aller Welt.
Auf Einladung der Vereinten Nationen beraten in Glasgow Regierungsvertreter aus rund 200 Staaten zwei Wochen lang, wie die Menschheit die beschleunigte Erderhitzung noch auf ein erträgliches Maß eindämmen kann. Ein Dämpfer kam aber am Sonntag vom G20-Gipfel aus Rom: Die großen Wirtschaftsmächte scheiterten daran, ein starkes Signal für mehr Klimaschutz nach Glasgow zu senden. Uno-Generalsekretär Guterres äußerte sich deshalb enttäuscht: »Ich verlasse Rom mit unerfüllten Hoffnungen – aber wenigstens sind sie nicht beerdigt«, schrieb er auf Twitter. Nun gehe es in Glasgow darum, das »1,5-Grad-Ziel am Leben zu halten«.
Schulze sieht Deutschland in Glasgow als Klima-Brückenbauer
05.54 Uhr: Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) sieht Deutschland bei der Weltklimakonferenz in Glasgow als Brückenbauer in der Klimapolitik. Schulze sagte der Düsseldorfer »Rheinischen Post«: »Wir haben die Expertise, die Erfahrung und die Vertrauensbasis, die Fortschritte auf solchen Konferenzen möglich machen.« Deutschland könne anderen Ländern im Kampf gegen den Klimawandel helfen – finanziell, aber auch mit Erfahrungen. Schulze betonte, Deutschland komme mit einem starken, neuen und rechtsverbindlichen Klimaziel nach Glasgow. »Wir werden 2045 klimaneutral, das sind fünf Jahre früher als die EU.« Die deutsche Delegation sei daher in der Lage, Brücken zu bauen zwischen einzelnen Lagern.
Großbritanniens Premier Johnson: »Wir müssen jetzt handeln«
05.15 Uhr: Der britische Premierminister Boris Johnson wird am Montag auf einem Klimagipfel erklären, dass »es eine Minute vor Mitternacht ist und wir jetzt handeln müssen«. Er fordert die Staats- und Regierungschefs auf, über ihre Zusagen an die Entwicklungsländer hinauszugehen und bei »Kohle, Autos, Geld und Bäumen« zu handeln. Als Gastgeber des COP26-Gipfels der Vereinten Nationen hofft Johnson, das Ziel einer Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau aufrechtzuerhalten – die Grenze, die nach Ansicht der Wissenschaftler die zerstörerischsten Folgen verhindern würde.
Zudem machte der Premier angekündigte Investitionen in den Klimaschutz davon abhängig, dass die Wirtschaft seines Landes wächst wie erwartet. Großbritannien wolle bis 2025 eine Milliarde Pfund (rund 1,18 Milliarden Euro) mehr in die Finanzierung von Klimamaßnahmen stecken. Das gilt aber nur für den Fall, dass die Konjunktur wie prognostiziert zulegt. Bislang hatte Großbritannien vorgesehen, zwischen 2021 und 2026 insgesamt 11,6 Milliarden Pfund für ärmere Länder im Kampf gegen die Klimakrise locker zu machen. Die nun angekündigte zusätzliche Milliarde soll aus dem Topf für internationale Entwicklungshilfe kommen, für den im Haushaltsjahr 2024/25 – im Fall einer sich entsprechend erholenden Wirtschaft – wieder 0,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes vorgesehen sind.
Chinas Präsident Xi Jinping will Erklärung verlesen lassen
04.23 Uhr: Bei den vielen Regierungschefs, die in Glasgow sprechen werden, ist China nicht vertreten. Xi Jinping werde nur eine schriftliche Erklärung abgeben, sie soll am Montag auf die offizielle Website der Konferenz hochgeladen werden. Laut der von der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen veröffentlichten Rednerliste ist Xi der einzige der hochrangigen Staats- und Regierungschef, der sich nur schriftlich äußert, hieß es. Neben Xi Jinping fehlt aber auch Russlands Staatschef Wladimir Putin oder Brasiliens Staatschef Jair Bolsonaro.