Umstrittenes Projekt in Dänemark Kopenhagen plant künstliche Insel als Hochwasserschutz

Region am Hafen von Kopenhagen, wo die künstliche Insel entstehen soll
Foto:NILS MEILVANG / AFP
Der Küstenschutz ist eines der Zukunftsthemen in Dänemark. Denn es gäbe keinen Zweifel, dass das Land zwischen Nord- und Ostsee den Klimawandel zu spüren bekommen wird, wie es eine Mitarbeiterin der Küstenschutzbehörde kürzlich ausdrückte. Die Behörde des Landes hat bereits etliche Gebiete und Kommunen benannt, die in Zukunft als potenzielle Überschwemmungsgebiete besonders gefährdet sind. Auch Kopenhagen gehört dazu.
Um die Hauptstadt des Landes vor den Wassermassen zu schützen, soll im Hafen vor Kopenhagen eine neue künstliche Insel entstehen. Lynetteholm, so der Name des modernen Quartiers, soll gleich mehrere Probleme lösen. Neben dem Küstenschutz und der Sorge vor den Folgen des Klimawandels geht es auch um Wohnungsnot und neue Verkehrskonzepte.
Das dänische Parlament verabschiedete am Freitag ein Gesetz, das den Bau im Öresund ermöglicht. Die Insel soll Wohnraum für 35.000 Einwohner schaffen. Auch eine eigene Ringstraße und eine Metro-Anbindung sind geplant. Gebaut werden soll zwischen der Halbinsel Refshaleøen und Nordhavn.
Verkehrsminister Benny Engelbrecht sagte laut einer Mitteilung, die Arbeiten würden noch in diesem Jahr beginnen. Die Fertigstellung der gesamten Landfläche ist laut der Webseite des Projektes in etwa 30 Jahren geplant.
Für die drei Quadratkilometer große Halbinsel müssen 80 Millionen Tonnen Erde und 28 Millionen Kubikmeter Sand aufgeschüttet werden. Das bedeutet dem Dänischen Rundfunk zufolge, dass in den nächsten zehn Jahren täglich 350 Lastwagen durch die Stadt zur Baustelle fahren müssen.
Das Projekt ist schon länger bekannt und umstritten. Vor drei Jahren hatte der ehemalige Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen seine Vision für Lynetteholmen präsentiert. Vor dem dänischen Parlament versammelten sich am Freitagmorgen Demonstranten, um gegen die Insel, die auf Projektzeichnungen sogar über einen eigenen Strand verfügen soll, zu protestieren. Die Konsequenzen für die Umwelt würden nicht ausreichend untersucht, so die Kritik. Auf der anderen Seite des Öresunds hatten verschiedene schwedische Gemeinden um einen Aufschub des Projekts gebeten. Einer der Kritikpunkte war, dass die Auswirkungen auf die Meeresumwelt durch den Abbau von Millionen von Tonnen Sand aus dem Riff Kriegers Flak weiter südlich nicht berechnet wurden.
Kopenhagen arbeitet schon länger an einer Vielzahl von kleineren Projekten, um sich vor Überflutungen zu schützen. Immer wieder war es in der Stadt nach Starkregenereignissen zu Hochwasser gekommen. Deshalb sollen clevere Bauprojekte im Milliardenumfang helfen, Regenwasser zu speichern und Drainagen in die Stadtplanung mit einzubeziehen. Experten rechnen damit, dass auch Starkregen und anderes Extremwetter infolge der Klimaerwärmung zunehmen wird.