Für einen Berufsstand, den die tägliche Arbeit auf die Farbe Weiß reduziert, mag dies erschütternd klingen: Ärzte sollen doch bitte auf ihre Krawatten verzichten, empfiehlt die British Medical Association (BMA). Grund für die Warnung seien die vielen Krankheitskeime, die auf diesen Kleidungsstücken sitzen. Für einige Patienten könnten sie geradezu tödlich sein.
"Menschen fassen ihre Schlipse ständig an und tragen sie über einen längeren Zeitraum. Das ist eine potentielle Gefahr", sagte Vivienne Nathanson, Leiterin der BMA-Abteilung Ethik und Wissenschaft.
In einer Studie kam der Medizinerverband zu dem Ergebnis, dass Schlipse an Ärztehälsen zur Ausbreitung sogenannter Healthcare Associated Infections (HAI) - Infektionen im Zusammenhang mit der Gesundheitsfürsorge - beitragen.
5000 Menschen fielen jährlich resistenten Keimen im Kliniken zum Opfer. Schon wenn die Krankenhausinfektionen nur um 15 Prozent reduziert würden, könnten so 150 Millionen britische Pfund eingespart werden, heißt es in der Studie der BMA.
"Krawatten werden nur selten gereinigt und meist täglich getragen", schreiben die Autoren. Darum ist ausgerechnet dieses Kleidungsstück ins Visier der Hygienefahnder geraten.
Die Warnung des BMA stieß sofort auf Widerspruch der britischen Konfektionäre. "Ich habe diesen Schlips letzte Woche drei Mal getragen, aber ich ich glaube nicht, dass er irgendjemanden töten könnte", schimpfte Starschneider Timothy Everest, zu dessen Kunden Ärzte, aber auch der Fußballer David Beckham und Hollywood-Star Tom Cruise gehören.
Allerdings sei es gut, wenn ein Mann mindestens zwölf Schlipse zum ständigen Wechseln besitze, die er dann auch regelmäßig zur Reinigung bringen solle.